Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 17. März zu einem Republikanischen Bankett
zur Erinnerung an die Märzrevolution von 1848 in das Schloss Bellevue eingeladen. Rund 120 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Kultur waren der Einladung gefolgt.
Der Bundespräsident würdigte die Bedeutung des Jahrestages in einer Rede. Zudem sprachen die Historikerin Hélène Miard-Delacroix von der Sorbonne in Paris und der Historiker Christopher Clark aus Cambridge. Die Schauspielerin Katharina Thalbach trug historische Texte vor, und das Ensemble Capella de la Torre spielte zeitgenössische Musik, modern interpretiert.
Bankette waren eine Tradition der damaligen Zeit. Durch Bankette umging die liberale und demokratische Opposition im Vormärz häufig die staatlichen Verbote politischer Versammlungen, um beim gemeinsamen Essen politische Debatten zu führen. Ein solches Festmahl war Ausgangspunkt des Hambacher Festes 1832; das Verbot eines Banketts im Februar 1848 wurde zum Zündfunken für die Revolution in Frankreich, die sich rasch über weite Teile Europas ausbreitete. In Deutschland erreichte die Revolution mit den Barrikadenkämpfen in Berlin am 18. März 1848 einen Höhepunkt. Ihre politischen Treffen hatten die Revolutionäre zuvor häufig im Berliner Tiergarten abgehalten – nicht weit von Schloss Bellevue, einem damaligen Hohenzollernschloss, das heute die Ideale symbolisiert, für die vor 175 Jahren gestritten wurde: Freiheit und Demokratie.
Den Jahrestag würdigt der Bundespräsident mit einer Reihe weiterer Veranstaltungen:
Am 18. März nahm der Bundespräsident an der Eröffnung des Berliner Wochenendes für Demokratie
zum 175. Jahrestag der Märzrevolution teil. Eine Installation in der Friedrichstraße erinnerte an die Barrikadenkämpfe, mit denen die Bevölkerung Berlins 1848 dem preußischen König politische Freiheitsrechte abrang.
Am 27. März besichtigte der Bundespräsident zusammen mit Bundestagspräsidentin Bärbel Bas das Original der Paulskirchenverfassung von 1849, das für wenige Tage in einer Ausstellung im Bundestag gezeigt wurde. Die Verfassung, die von der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche beschlossen wurde, war die erste freiheitliche, bundesstaatliche Verfassung Deutschlands mit demokratischer Legitimation. Sie war der Versuch, einen deutschen Nationalstaat auf demokratischer Grundlage zu schaffen, und formulierte mit den Grundrechten des Deutschen Volkes
erstmals einen Katalog politischer Freiheitsrechte. Die Paulskirchenverfassung war ein Vorbild für alle nachfolgenden deutschen Verfassungen; auch im Grundgesetz finden sich viele nahezu wortgleiche Formulierungen.
Am 21. April nimmt der Bundespräsident in Schloss Bellevue die Empfehlungen der Expertenkommission Paulskirche entgegen. Der Bundespräsident hatte die Kommission angeregt, um die Frankfurter Paulskirche zu einer modernen Erinnerungsstätte für die Demokratie weiterzuentwickeln, die am authentischen Ort die Vermittlung von historischem Wissen mit politischer Bildung und demokratischen Debatten verbindet.
Der 18. Mai bildet den Höhepunkt des Gedenkens. An diesem Tag jährt sich das Zusammentreten der Verfassunggebenden Versammlung der deutschen Nationen
in der Paulskirche in Frankfurt am Main zum 175. Mal. Der Bundespräsident hat die Schirmherrschaft über die Feiern übernommen. Beim Festakt in der Paulskirche hält er die Festrede; anschließend eröffnet er ein Demokratiefest auf dem Römerberg.