Schloss Bellevue ist der Amtssitz, nicht aber der Wohnsitz des Bundespräsidenten. Bundespräsident Roman Herzog war das einzige Staatsoberhaupt, das in Schloss Bellevue gearbeitet und auch gewohnt hat.
Seit dem Jahr 2004 ist die "Villa Wurmbach" in Dahlem der dienstliche Wohnsitz des amtierenden Bundespräsidenten. Das Haus war seit 1962 im Besitz des Bundes und hatte über Jahrzehnte unterschiedlichen Zwecken gedient. Als erster Bundespräsident wohnte Horst Köhler dort. Seine Nachfolger, Bundespräsident Christian Wulff, Bundespräsident Joachim Gauck und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, haben das ebenso gehalten.
Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. Über die Dienstvilla zur Zeit am Ende der Weimarer Republik und zu Beginn der NS-Diktatur – vor allem über das Schicksal ihrer jüdischen Vorbesitzer Hugo und Maria Heymann – hat das Bundespräsidialamt im Jahr 2016 einen Forschungsbericht in Auftrag gegeben. Prof. Dr. Michael Wildt, Professor für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, ist in zwei Arbeiten (Hauptgutachten, Nachrecherchen) der Geschichte der Villa und dem Schicksal des Ehepaars nachgegangen. Die Nachrecherchen waren 2017 in Auftrag gegeben worden mit dem Ziel, weitere Quellen auszuwerten, vor allem die Umstände der Veräußerung im Jahr 1933 weitestmöglich aufzuklären und genauere Kenntnis über die Person des Erwerbers Waldemar Gerber zu gewinnen.
Zusammenfassend haben die Nachforschungen ergeben, dass der Verkauf der Villa durch das Ehepaar Heymann unter dem Druck befürchteter und real drohender Verfolgung stattfand. Mit großer Wahrscheinlichkeit spielten sowohl die persönlichen wirtschaftlichen wie auch die politischen Verhältnisse der Jahre 1932 und 1933 eine Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt auch Prof. Dr. Frank Bajohr vom Institut für Zeitgeschichte und Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien in München (Stellungnahme von 2018), der auch darauf hinweist, dass der Verkauf vom 7. Februar 1933 noch keine typischen Merkmale aufwies, wie sie für die spätere "Arisierung" von Immobilien, vor allem ab Ende 1938, üblich waren (freie Verfügung über den Kaufpreis, keine staatliche Genehmigung des Kaufvertrags).
Zur Erinnerung an die Vorbesitzer Hugo und Maria Heymann gab Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Gedenktafel in Auftrag, die im Juni 2018 vor der Dienstvilla enthüllt wurde.
Anfang 2020 veröffentlichten das Bundespräsidialamt und die Bundeszentrale für politische Bildung eine Publikation über die Dienstvilla und ihren jüdischen Vorbesitzer Hugo Heymann. Sie dokumentiert die von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angestoßene Aufarbeitung der Geschichte der Villa und trägt dazu bei, an die Verfolgung von Hugo und Maria Heymann im Nationalsozialismus zu erinnern. Die 96-seitige Publikation "Die Villa in der Pücklerstraße" enthält zahlreiche großformatige Abbildungen und Originaldokumente sowie die Ansprache von Bundespräsident Steinmeier in Erinnerung an Hugo und Maria Heymann.
Als Broschüre kann die Publikation bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt werden (Claudia Kramatschek: Die Villa in der Pücklerstraße. Hugo Heymann und die Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz von Juden im Nationalsozialismus, Schriftenreihe Bd. 10397) unter www.bpb.de
Im Mai 2020 wurden im Nachlass von Peter Kaps, dem Sohn von Hugo Heymanns Frau Maria und ihrem späteren Mann Karl Kaps, bisher unbekannte Fotos von Hugo Heymann gefunden. Die Aufnahmen zeigen ihn, seine Urkunde für das Ehrenkreuz als Teilnehmer des Ersten Weltkrieges sowie drei Ansichten der Villa aus der Heymannschen Zeit. "Das ist ein großartiger Fund, der die Aufarbeitung der Geschichte der Dienstvilla enorm bereichert. Die Bilder geben vor allem dem jüdischen Vorbesitzer endlich ein Gesicht. Dafür bin ich sehr dankbar", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.