Johannes Rau wurde am 16. Januar 1931 in Wuppertal geboren. 1948 brach er das Gymnasium noch vor dem Abitur ab und engagierte sich in der Bekennenden Kirche. Er machte eine Lehre als Verlagsbuchhändler und besuchte die Buchhändlerschule in Köln. Auch journalistisch und politisch wurde er aktiv; für die von Gustav Heinemann gegründete Gesamtdeutsche Volkspartei (GVP) wurde er Kreis- und Ortsvorsitzender von Wuppertal. 1952 begann er als Verlagsbuchhändler zu arbeiten, war dann als Lektor und Vertreter tätig und wurde 1954 Geschäftsführer des Jugenddienst-Verlags in Wuppertal. Hier erhielt er 1962 einen Sitz im Vorstand und leitete den Betrieb von 1965 bis 1967 als Direktor. Als die GVP sich auflöste, trat Rau der SPD bei.
Ab 1968 gehörte er dem Parteivorstand und ab 1978 dem Parteipräsidium an. Von 1982 bis 1999 war er stellvertretender Parteivorsitzender. Auf Landesebene hatte er den Parteivorsitz seit 1977 inne.
1969 und 1970 war Rau Oberbürgermeister von Wuppertal, anschließend Wissenschaftsminister im Land Nordrhein-Westfalen, und 1978 übernahm er das Amt des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, das er bis 1998 innehatte.
1987 kandidierte er für das Amt des Bundeskanzlers und unterlag Helmut Kohl.
Nach einer ersten Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 1994 trat Johannes Rau 1999 erneut für das höchste Staatsamt an und gewann im zweiten Wahlgang.
Seine Amtszeit stand, wie schon seine Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, unter dem Motto "Versöhnen statt spalten".
Er setzte sich für die Integration von Ausländern und für Minderheiten ein und widmete diesem Anliegen auch seine erste Berliner Rede, in der er für eine geregelte Einwanderungspolitik plädierte.
2000 sprach Rau als erstes deutsches Staatsoberhaupt vor dem israelischen Parlament, der Knesset, und bat das jüdische Volk und Israel in deutscher Sprache um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust.
2002 unterzeichnete er das umstrittene "Zuwanderungsgesetz", verband seine Unterschrift jedoch mit einer deutlichen Rüge an die Verantwortlichen im Bundesrat, die durch ihr Abstimmungsverhalten für einen Eklat gesorgt hatten.
Auf einer Reise nach China mahnte er nicht minder deutlich die Einhaltung der Menschenrechte an.
Johannes Rau war dem christlichen Menschenbild tief verpflichtet.
Johannes Rau war Träger zahlreicher Orden und hat viele Auszeichnungen und Würden erhalten, u.a. 14 Ehrendoktoren, 4 Ehrensenatoren, 1 Ehrendozentur. Er war Ehrenbürger von Berlin, Bonn, Maroldsweisach, Spiekeroog und Wuppertal. Er starb am 27. Januar 2006 in Berlin.
Johannes Rau war evangelisch, verheiratet mit Christina Rau, geb. Delius, und hatte drei Kinder.