Auch wenn ich praktisch erst seit Kurzem Bundespräsident geworden bin und auch viel lernen muss, so ist es doch wunderbar, dass man Traditionen vorfindet, die man einfach übernehmen und voller Freude fortführen kann. Das gehört zu den schönen Dingen, die mit diesem Amt verbunden sind.
Und allein, wenn man eine solche Tradition aufnimmt und fortführt, tut man schon etwas Gutes und Sinnvolles. Und eine der schönsten und in bestimmter Hinsicht vielleicht auch klügsten Traditionen hat Richard von Weizsäcker in seiner Amtszeit begründet: das Benefizkonzert des Bundespräsidenten. Ursprünglich fand es ja immer in Berlin statt und nur einmal im Jahr.
Inzwischen machen wir das etwas anders. Inzwischen gehen die Konzerte der Reihe nach durch die verschiedenen Länder des Bundes, die Konzerte finden dort statt, wo große Musik möglich ist. Und zwar machen wir das so, dass keiner sich benachteiligt fühlt, dass die Länder streng nach dem Alphabet sortiert werden und so gehen wir nun durchs Land. Und der Bundespräsident hat dabei die Gelegenheit, die ganze Vielfalt von Musik und von Bürgerengagement in diesem Land auch auf diese Weise kennenzulernen.
Wir kommen also herum, wir fördern wichtige Bürgeranliegen und wir machen das ganze Land aufmerksam auf die Schwerpunkte, auf die besonderen Kapazitäten, die es in künstlerischer und musikalischer Hinsicht gibt an den verschiedenen Orten, wo Spitzenkunst möglich ist. Und dann hat es noch etwas Gutes: Dieser Reigen zeigt uns generell in Deutschland wieder, dass es ein Vorteil ist, dass wir einen breiten kulturellen und politischen Spielraum haben, hier werden die Länder in ihrer Bedeutung gewürdigt.
Denn gerade in der Kunst sehen wir es ja sehr, sehr deutlich, dass Deutschland nie ein Zentralstaat gewesen ist, wie unser Nachbarland Frankreich etwa. Und es gab nie die Kunsthauptstadt Deutschlands, in der bildlich und wortwörtlich gesprochen, alleine die Musik spielt. Überall, im ganzen Land, gibt es große Kunst, überall, im ganzen Land, gibt es Zentren der Kultur. Also was unser Land betrifft, so kennt unser Land viele Regionen, aber keine Provinz.
Wer wüsste das besser als Sie hier in Dresden, einer Stadt, deren Kunst und Musik weltweiten Ruf genießt. Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, heute ein so fantastisches Programm mit so exzellenten Interpreten präsentieren zu können. Ich danke deswegen ganz herzlich der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dass sie heute Bruckners Achte für uns spielt und ich danke dem Dirigenten Christian Thielemann, der nun hier in Dresden offenbar schon so gut wie zu Hause ist. Eine vielversprechende Kombination, ich freue mich sehr darauf.
Ich danke auch der Semperoper, dass wir hier zu Gast sein können – und natürlich allen hier im Freistaat, angefangen bei Ihnen, Herr Ministerpräsident, aber auch dem Protokoll und allen Mitwirkenden im Hintergrund, dass dieses Benefizkonzert heute wieder einmal das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann.
Große Kunst kann vieles bewirken. Gerade in der Musik erleben wir es. Sie führt uns zu uns selbst, nach innen. Lässt uns unseren Kern entdecken oder wiederentdecken. Und dann kann es auch geschehen, dass sie unseren Blick weitet und auch unsere Gefühle. Dass wir – wenigstens für einige Zeit – von uns selbst absehen. Sie kann, das haben wir alle schon gespürt – sie kann unser Herz erfüllen – und sie kann uns, wie wir es mit einem schönen deutschen Ausdruck sagen: Sie kann uns hochherzig machen.
Wer hochherzig ist, nimmt auch die anderen in den Blick. Die, die Hilfe brauchen. Ich freue mich, dass Sie alle, die Sie eine Karte gekauft haben, damit auch das Projekt „wellcome“ unterstützen. Das ist doch ein Vorteil unseres Rundganges durch die Länder: Jedes Mal wird nämlich mit der Ministerpräsidentin oder dem Ministerpräsidenten speziell ein guter Zweck ausgewählt, der gefördert werden soll.
Wir haben noch mehr zu danken. Nämlich den Spendern, die mit dafür gesorgt haben, dass das Projekt „wellcome“ seine wichtige Arbeit mit jungen Familien fortsetzen kann. Auch Ihnen, den Spenderinnen und Spendern, gilt mein Dank.
Jetzt aber freue ich mich auf das vielversprechende Programm. Auf Bruckner, auf Maestro Thielemann, auf die Sächsische Staatskapelle und darauf, dass das Ganze hier in der Semperoper im unvergleichlichen Dresden stattfindet.
Uns allen ein wunderbares Konzert!