Empfang des deutschen Botschafters

Schwerpunktthema: Rede

Bangkok/Thailand, , 25. Januar 2024

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Empfang des deutschen Botschafters in Thailand im Museum of Contemporary Art (MOCA) in Bangkok eine Ansprache gehalten.

Bundespräsident Steinmeier hält eine Ansprache beim Empfang, gegeben vom deutschen Botschafter

Ars longa, vita brevis, so steht es über uns an der Wand geschrieben – lang ist die Kunst, kurz ist das Leben. Mein Thailändisch reicht leider nicht für die Übersetzung, die darüber steht.

Auch wenn ich gerade einmal 24 Stunden hier bin, habe ich bereits eine Vorstellung davon, wie gut diese Sentenz zu Thailand passt. Nicht nur wegen der beeindruckenden jahrhundertealten Kultur, die einem hier an so vielen Orten begegnet – nach den modernen Werken von heute schauen wir uns morgen historische Felszeichnungen im Pha-Taem-Nationalpark an, und ich freue mich sehr darauf. Der Ausspruch passt natürlich auch wunderbar zum thailändischen way of life, zum Leben im Augenblick. Konfuzianisches Denken trifft hier auf buddhistische Weisheit: Das Leben ist kurz, es findet hier und jetzt statt, also machen wir etwas draus! Die Menschen hier in Thailand haben eine Lebensfreude, die ansteckt. "Sanuk" sagt man hier dazu und meint: alles was Spaß macht.

Das Leben ist kurz – und das heißt auch, dass Wandel und Vergänglichkeit zum Leben gehören; das konnten wir bei unserem Rundgang in der Sonderausstellung hier im Erdgeschoss sehen. Der Künstler Sakarin Krue-On, der heute Abend auch unter uns ist, hat übrigens auch schon in Deutschland einiges Aufsehen erregt. Er hat bei der Documenta 2007 auf gut 7.000 Quadratmetern – also der Größe eines Fußballfeldes – Reisterrassen hinter dem Schloss Wilhelmshöhe angelegt. Ein beeindruckendes Bild, das scheinbar Widersprüchliches miteinander verbindet: traditioneller asiatischer Ackerbau in einem mitteleuropäischen Park. Aber ob nun kultivierte Natur oder naturierte Kultur – die klimatischen Bedingungen hierzulande eignen sich jedenfalls deutlich besser für "Reisfeld-Kunst".

Lang ist die Kunst, das Leben ist kurz – und darauf will dann auch ich Rücksicht nehmen. Und deshalb bleibt mir nur noch, Danke zu sagen, Ihnen allen für Ihr Kommen, und Ihnen, der Familie Bencharongkul, dass Sie das Museum heute für uns geöffnet haben. Ich wünsche Ihnen hier heute Abend gute Gespräche und viel "sanuk"!