ZDF-Interview zur Krönung von König Charles

Schwerpunktthema: Interview

6. Mai 2023

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem Fernsehsender ZDF nach der Krönung des britischen Königs Charles III. ein Interview gegeben, das am 6. Mai ausgestrahlt wurde: "Die Times schrieb heute: Wir feiern, wer wir sind und das in unserer wunderbaren Verschiedenheit. Ich glaube, das ist ein Tag, an dem sich die allermeisten Briten hinter ihrem König, hinter ihrem Königshaus versammeln, und wie wichtig das ist, das spürt man hier."

Bundespräsident Steinmeier bei der Aufzeichnung des Interview mit dem ZDF in London

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem Fernsehsender ZDF nach der Krönung des britischen Königs Charles III. ein Interview gegeben, das am 6. Mai im ZDF ausgestrahlt wurde.

Herr Bundespräsident, so eine Krönung erlebt man nicht alle Tage. Wie war's?

Die Letzte habe ich nicht miterlebt. Die war vor 70 Jahren. Da war ich noch nicht geboren. Diese war großartig. Schon gestern, als wir ankamen, bei wunderbarem Wetter. London summte. Die Leute waren erwartungsfroh mit Blick auf das, was heute stattfand. Und es war eine fröhliche, fast ausgelassene Stimmung unter den Hunderttausenden, die hier die Straßen gestern schon säumten.

Und die Zeremonie an sich, was bleibt Ihnen da besonders in Erinnerung?

Es war eine Zeremonie, von der wir alle wussten, dass sie anders sein würde als die von 1953, von Queen Elizabeth. Und das war auch heute sichtbar. Sie war wesentlich reduzierter, in Teilen etwas modernisierter, und ich glaube, das hat dem Publikum in Westminster Abbey gefallen und sicherlich auch denjenigen, die zu Millionen auf der ganzen Welt jetzt an den Fernsehern sitzen oder die Ereignisse hier irgendwo in einem Pub mitverfolgt haben oder aber auf das Königspaar gewartet haben, nach dem Verlassen der Westminster Abbey auf der Prozession hin zum Buckingham Palast. Es war wirklich eine großartige Stimmung hier in London. Und ich glaube, wir dürfen das von Deutschland aus nicht unterschätzen, was das für Großbritannien bedeutet. Die Times schrieb heute: Wir feiern, wer wir sind und das in unserer wunderbaren Verschiedenheit. Ich glaube, das ist ein Tag, an dem sich die allermeisten Briten hinter ihrem König, hinter ihrem Königshaus versammeln, und wie wichtig das ist, das spürt man hier.

Nun gibt es auch Kritik. Es gab Monarchiegegner, die heute am Trafalgar Square verhaftet wurden. Ein König von Gottes Gnaden, eine goldene Kutsche – ist das noch zeitgemäß?

Das liegt nicht in unserer Entscheidung. Die große Mehrheit der Briten steht hinter dem Königshaus. Das haben die Straßen heute gezeigt. Und das zeigen auch nach wie vor die Mehrheiten bei Umfragen, soweit sie in den letzten Jahren im Vereinigten Königreich stattgefunden haben. Großbritannien ist eine Demokratie. Und der König ist King-in-Parliament. Das heißt, er hat sich zurückhaltend zu äußern und hat seine eigenen Möglichkeiten, Themen zu setzen. Themen zu setzen, die auch für uns wichtig sind. Ich erinnere an den dreitätigen Staatsbesuch, den King Charles noch vor seiner Krönung in Deutschland gemacht hat. Das war ein ganz wichtiges Zeichen, mit dem er auch Kontinuität signalisiert. Er weiß und hat in eigener Erinnerung, wie sehr sich seine Mutter um das deutsch-britische Verhältnis bemüht hat. Und ihm ist sehr bewusst, dass nach dem Brexit, nach den drei Jahren – in denen wir auf beiden Seiten des Ärmelkanals ein wenig Depression gepflegt haben – jetzt wieder gemeinsam den Blick nach vorne richten und gemeinsam über das reden, was uns verbindet. Also die drei Tage Staatsbesuch, die habe ich wirklich als eine Feier der deutsch-britischen Freundschaft empfunden und das war gut so.

Vielen Dank, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach London.

Ich danke Ihnen.

Die Fragen stellte: Christina von Ungern-Sternberg