Gastbeitrag im Magazin "Perspektiven" der Metall- und Elektro-Industrie

Schwerpunktthema: Interview

1. Oktober 2022

Elke Büdenbender hat einen Gastbeitrag für das Magazin "Perspektiven" der Metall- und Elektro-Industrie verfasst, der im Oktober unter dem Titel "Mehr Freiheit bei der Berufswahl" erschienen ist. Darin sagt sie, auch als Schirmherrin der Initiative Klischeefrei, die berufliche Ausbildung habe mit alten Vorurteilen und stereotypen Rollenmustern zu kämpfen.

Elke Büdenbender

Elke Büdenbender hat einen Gastbeitrag für das Magazin Perspektiven der Metall- und Elektro-Industrie verfasst, der im Oktober unter dem Titel Mehr Freiheit bei der Berufswahl erschienen ist:


Die duale Ausbildung sichert Zukunft: für die Auszubildenden, für die Betriebe, für unser Land. Mir ist die Stärkung der betrieblichen Ausbildung ein Herzensanliegen, nicht nur weil meine Ausbildung zur Industriekauffrau – in einem Betrieb der Metallindustrie – für meinen Lebensweg sehr wichtig war.

Das duale Ausbildungssystem mit seinen hohen fachlichen Standards ist einer der Wettbewerbsvorteile unserer Volkswirtschaft. Dennoch vermeldeten das ifo Institut München jüngst ein Allzeithoch des Fachkräftemangels und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Datenreport 2022 einen Höchststand an unbesetzten Ausbildungsstellen: rund 63.000. Auch die Branche der Metall- und Elektro-Industrie trifft der Fachkräftemangel. Deshalb müssen wir unsere gesamtgesellschaftlichen und individuellen Anstrengungen um die duale Ausbildung dringend intensivieren.

Das Bekenntnis zur Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung ist nicht neu. Wirklich gelebt wird es leider noch immer nicht. Immer noch besteht das Vorurteil, eine Berufsausbildung sei etwas für junge Menschen, deren Zensuren für ein Studium nicht reichten. Dabei eröffnet eine praktische Ausbildung den Weg in eine anspruchsvolle, zukunftsträchtige Berufswelt.

Auch stereotype Rollenmuster stehen einer Entscheidung für die berufliche Ausbildung oft im Wege. Als Schirmherrin der Initiative Klischeefrei setze ich mich dafür ein, dass jeder junge Mensch sich frei für einen Beruf entscheiden kann, der seinen Talenten und Interessen entspricht und nicht den Erwartungen anderer.

Gerade erst hat eine Studie der IU Internationalen Hochschule in Erfurt gezeigt, dass sich 70 Prozent der befragten Schülerinnen für MINT-Fächer interessieren, sich aber am Ende doch gegen einen Beruf in diesem Bereich entscheiden. Ich finde: Wir müssen früh ansetzen, um Geschlechterklischees zu überwinden. Junge Frauen brauchen Vorbilder! Zum Glück gibt es sie und in steigender Zahl – sie müssen nur sichtbar gemacht werden.

Ebenso falsch: die Auffassung, die berufliche Bildung führe in eine Sackgasse. Es hat sich hier so viel gewandelt! Der Meisterbrief als Eintrittskarte für den Hochschulzugang oder das duale Studium sind nur zwei überzeugende Beispiele. Auch aus der beruflichen Weiterbildung heraus gelingt oft der Sprung in Führungspositionen. Unser Bildungssystem bietet alle Möglichkeiten!

Der Rekordzahl an unbesetzten Stellen standen 2021 laut BIBB 67.800 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren. Diese Zahl zeigt, dass wir der Bildung von klein auf mehr Priorität geben und die Ausbildungsfähigkeit verbessern müssen.

Gegen das bestehende Matching-Problem können Informationen helfen. Es gibt Internetseiten, die Ausbildungsberufe vorstellen, oder auch Ausbildungsplatzbörsen. Wichtig ist auch, die Arbeitswelt frühzeitig erlebbar zu machen – im Betrieb oder durch Besuche von Praktikerinnen und Praktikern, zum Beispiel in Schulen.

Ich sehe viel Bedarf, aber auch ebenso viele Möglichkeiten, um der beruflichen Bildung künftig den Platz zu sichern, der ihr zusteht: als selbstverständliche und hochwertige Alternative zur akademischen Bildung – für eine gute Zukunft junger Menschen, der Betriebe und unseres Landes.