Daniela Schadt hat dem Hanauer Anzeiger ein Interview gegeben, das am 12. Dezember erschienen ist.
Frau Schadt, erinnern Sie sich noch daran, was Sie gedacht haben, als am 18. März 2012 Ihr Lebensgefährte Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt wurde?
(Daniela Schadt schmunzelt) Naja, am 18. März war es keine große Überraschung mehr. Da hatte ich schon Zeit, mich darauf vorzubereiten. Und an dem Tag der Wahl selbst hatte ich wenig Gelegenheit, mir Gedanken zu machen. Die große Überraschung kam ja schon mit der Nominierung.
Was hat sich denn für Sie verändert?
Eigentlich alles. Irgendwann habe ich mal überlegt, was sich eben nicht verändert hat.
Also, auch für Sie persönlich?
Ach, wissen Sie, als Journalistin geht man ja auch zu Terminen und Veranstaltungen. Dabei ist man dann nicht als Privatperson unterwegs, sondern in seiner Funktion. Ich denke, es ist in den meisten Berufen so, dass man sein Privatleben zuhause lässt. Natürlich ist man auch als Partnerin des Bundespräsidenten noch immer die Person, die man ist, aber man nimmt das eben nicht überallhin mit.
Das Image einer First Lady ähnelt ja immer dem einer Monarchin: Wie hoch ist denn der Glamourfaktor wirklich?
Da muss Daniela Schadt sehr herzlich lachen. Nein, eine Prinzessin sei sie jetzt nicht über Nacht geworden.
Glamour ist nur bei wenigen und den eher repräsentativen Terminen im Spiel. Ich habe aber gelernt, dass es bei einer großen Zahl der Terminen unabhängig vom Glamourfaktor
ganz viele Abläufe im Hintergrund gibt, von denen ich nichts weiß und viele Menschen, die sich darum kümmern.
Also doch ein bisschen, wie sich Otto Normalbürger das Leben 'bei Hofe' vorstellt. Gab es nach der Wahl denn erstmal eine Schulungswoche? So wie man das aus den Zeitschriften von den zukünftigen Königinnen an den europäischen Adelshäusern kennt?
Ich dachte, ich bekomme einen Grundkurs, so vier Stunden Kompaktunterricht, aber nein. Stattdessen unterstützen mich bei Terminen immer viele hilfsbereite Menschen und erklären mir in der entsprechenden Situation alles. Oftmals beruhigen sie mich und sagen mir: Sie können ganz beruhigt sein, es ist alles vorbereitet
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Und? Sind Sie denn aufgeregt?
Also, sagen wir mal so: Ich bin durch meinen Beruf einiges gewöhnt und von Natur aus einigermaßen angstfrei, aber das hier ist einfach anders.
Es sei Einiges, erzählt sie, das man beachten sollte, welche Abwägungen man treffen müsse, viele Protokollregeln, die zu beachten sind, wie zum Beispiel bei der Bezeichnung der einzelnen Besuche: Staatsbesuch, offizieller Besuch, Antrittsbesuch – um nur mal einige zu nennen. Jeder hat seine eigenen Vorgaben, jeder ist anders und allem muss man irgendwie gerecht werden.
Aber man gewöhnt sich dran, oder?
Natürlich möchte ich alles ordentlich machen, aber wenn irgendwas nicht richtig läuft, muss man das auch einfach mal so hinnehmen. Wir sind ja alle Menschen.
Am meisten Nervosität verspüre sie, gibt die First Lady freimütig zu, wenn sie eigene Veranstaltungen habe, wie zum Beispiel am Tag vor dem HA-Besuch ein ganztägiges Symposium mit über 100 Teilnehmern zum Thema Schulen im Schloss - Schulerfolg im Blick der Praxis
im Schloss Bellevue. Es ging dabei im Wesentlichen darum, wie Schulen junge Menschen auf ihrem Weg zum Schulabschluss bestmöglich begleiten können und wie ein höheres Maß an Chancengerechtigkeit im Bildungssystem erreicht werden kann.
Apropos 'Termine': Wie häufig sind Sie denn in offizieller Funktion mit Ihrem Lebenspartner Joachim Gauck unterwegs?
Natürlich gibt es Termine, bei denen ich den Bundespräsidenten begleite, aber das sind gar nicht so viele. Nur sind dann natürlich meistens Kameras vor Ort, so dass manchmal der Eindruck entsteht, ich sei immer dabei.
Und da gibt es bestimmt auch so ganz schicke Termine...
Naja, solche Prinzessinnentermine
sind ja selten. Das ist nicht das, was man dauernd macht.
Erzählen Sie doch mal etwas über Ihren Arbeitsalltag.
Ich besuche verschiedene Initiativen, Organisationen und Veranstaltungen, in der Regel in und um Berlin herum. Bei Anfragen aus dem restlichen Bundesgebiet versuche ich, dies mit Terminen des Bundespräsidenten zu kombinieren. Dann kommen Organisationen und Menschen hierher zu mir und dann gibt es natürlich auch den ganz normalen Büroalltag mit Briefverkehr, Terminbesprechungen und ähnlichen Aufgaben.
Die Frau an der Seite des Bundespräsidenten übernimmt traditionsgemäß verschiedene Schirmherrschaften – wo engagieren Sie sich?
Zum Beispiel als Schirmherrin bei UNICEF Deutschland, im Müttergenesungswerk, bei den Special Olympics Deutschland und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Ich habe das Patronat für den Windsbacher Knabenchor übernommen, die sind einfach toll, und die Schirmherrschaft über die Initiative Deutschland summt!
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'Deutschland summt!'?
Dabei geht es um die Pflege und den Erhalt von Wild-und Honigbienen, auch und gerade im städtischen Raum. Bienen sind ja nicht nur possierlich, sondern unabdingbar wichtig für die Landwirtschaft und die Natur insgesamt. Denken Sie nur an die Streuobstwiesen. Die sind zum Beispiel so ein Bild meiner Kindheit. Ich liebe Streuobstwiesen und ich liebe Äpfel. Wenn wir uns nicht für die Bienen einsetzen, deren Zahl rapide abnimmt, ist irgendwann Schluss damit. Viele Obstbauern sind ja heute schon gezwungen, künstlich zu bestäuben. Das darf nicht sein.
Aber bei so viel Engagement in unterschiedlichen Organisationen kommt doch auch jede Menge Arbeit auf Sie zu?
Daniela Schadt lacht und weist mit schwungvoller Handbewegung auf ihre persönliche Referentin. Die sei nämlich nicht nur für die Koordination der Termine zuständig, sondern auch dafür, die First Lady in ihrem Eifer zu bremsen. Es gebe natürlich immer sehr viele Anfragen, bei denen sie spontan zusagen wolle, aber sie müsse sich Zeit und Kraft einteilen und genau abwägen.
Es tut mir oft leid, denn es gibt so viele tolle Organisationen, die etwas bewegen und bemerkenswerte Sachen machen, aber ich kann nicht alles annehmen.
Gibt es Initiativen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Da gibt es viele, wie zum Beispiel ein Berliner Projekt, bei dem junge Männer aus den sog. Ehrenkulturen
versuchen, das Thema der oft falsch verstandenen Ehre
mit Jugendlichen aufzuarbeiten, also sozusagen auf Augenhöhe. Meiner Ansicht nach ist das eine wertvolle Ergänzung zum Einsatz eines Sozialarbeiters vom Amt. Was mir bei allen aber am meisten imponiert, ist das Durchhaltevermögen. Einen Plan zu haben und schnell mal 15 Bekannte anzurufen, die mitmachen, ist ja ziemlich einfach. Aber dabei zu bleiben, Schwierigkeiten zu überwinden, die Finanzierung zu stemmen, das finde ich bewundernswert.
Und den Schwerpunkt ihrer Schirmherrschafts-Aktivitäten setzen Sie bei...
Ganz klar: Bei der Förderung von Chancengleichheit für Jugendliche durch Bildung. Ja, und auch wenn das nicht auf den ersten Blick auf der Hand liegt, auch das Müttergenesungswerk gehört mit dazu. Denn nur gesunde und stabile Mütter können ihre Kinder zu starken Persönlichkeiten machen. Wenn die Mütter erschöpft, abgekämpft und überfordert sind, wirkt sich das auch auf die Kinder aus.
Kommen wir doch mal zu Ihrer Heimatstadt: Sind Sie da regelmäßig zu Besuch?
Ja, klar. Meine Mutter lebt ja in Hanau. Zwar ist es jetzt nicht mehr ganz so häufig möglich, aber ich versuche doch, sie so oft wie möglich zu besuchen.
Wenn Sie drei Dinge nennen sollten, die Ihnen an Hanau besonders gut gefallen, dann wären das...
Der Wochenmarkt mit dem von mir so geliebten Brüder-Grimm-Denkmal, der Spazierweg am Main entlang beim Schloss und natürlich Wilhelmsbad.
Bereits bei ihrem offiziellen Besuch im März, den sie gemeinsam mit ihrem Partner, Bundespräsident Joachim Gauck, und dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier nebst Gattin in Hanau absolvierte, hatte Daniela Schadt sich zu 'ihrem' Wilhelmsbad bekannt. Dort wuchsen sie und ihre Schwester auf. Auch jetzt schwärmt sie:
Die ganze Anlage ist so liebenswert und zauberhaft. Und der Park ist toll und schien mir als Kind riesig. Wilhelmsbad war für mich die Welt, der Berg am Karussell zum Schlitten fahren fühlte sich geradezu alpin an. Jetzt, als Erwachsene, sehe ich natürlich, dass alles kleiner ist als es damals schien, aber es ist immer noch irgendwie verwunschen dort.
Apropos 'verwunschen’: Jetzt muss ich doch nochmal eine 'Prinzessinnenfrage' stellen: Mussten Sie sich eigentlich neu einkleiden als klar war, dass Sie die Funktion der First Lady übernehmen würden?
Ja, da war großer Nachholbedarf. Ich war eher auf Redaktionsdienste eingestellt, hatte vor allem Pullover und Jeans und warme Stiefel, aber wenig Kostüme und Hosenanzüge und offizielle Kleidung. Ich habe dann meine Mutter und meine Schwester als Beraterinnen mitgenommen und eingekauft.
Und zum Schluss noch die klassische Frage: Was ist das Spannendste, Tollste, Schönste an Ihrer Tätigkeit?
Ich treffe unglaublich viele eindrucksvolle Menschen und ich erlebe sehr viele beeindruckende Momente, zum Beispiel beim Besuch in den Niederlanden gleich zu Beginn der Amtszeit des Bundespräsidenten oder im September diesen Jahres in Oradour-sur-Glane. Dass ein deutsches Staatsoberhauptdort dort überhaupt sprechen konnte, war angesichts des Massakers, das eine deutsche SS-Panzerdivision 1944 dort verübt hatte, ja schon ein besonderes Ereignis, und das Zusammentreffen mit den letzten Überlebenden hat mich sehr bewegt.
Wieviel Normalität hat denn in Ihrem Alltag jetzt noch Platz?
So viel wie möglich. Ich fahre weiterhin am liebsten Fahrrad, treffe mich mit Freundinnen und wenn wir Butter und Milch brauchen, gehe ich einkaufen wie jeder andere auch.
Die Fragen stellte: Britta Hoffmann-Mumme.