Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Frau und den Kindern von Mario Vargas Llosa kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:
Unvergessen ist für mich die Begegnung mit Mario Vargas Llosa im September 2020 im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie anlässlich des 20. Internationalen Literaturfestivals Berlin. Es war das erste Jahr der Covid-19-Pandemie, wir trugen Masken, und die Sitzplätze konnten wegen des Abstandsgebots nur spärlich belegt werden. Und doch übertrug sich die große Präsenz Mario Vargas Llosas und führte uns allen vor Augen, dass hier ein Grandseigneur der lateinamerikanischen Literatur zugegen war, die von den frühen 1960er Jahren an weltweit Aufmerksamkeit erlangt hatte. Der Nobelpreis für Literatur bestätigte 2010 diese hohe Erzählkunst.
Die Erfahrung mit zwei Diktaturen in Kuba und der Sowjetunion, das Auftreten der kommunistischen Terrororganisation 'Sendero Luminoso' in Peru sowie nicht zuletzt das Heranwachsen mit einem unberechenbaren, angsteinflößenden Vater, der seinem Sohn mit allen Mitteln sein musisches Talent austreiben wollte, haben Mario Vargas Llosa zu einem Antikommunisten, Antinationalisten und leidenschaftlichen Gegner jeder Art von Autoritarismus gemacht, der als Weltbürger, Demokrat und liberaler Vordenker für die Freiheit des Individuums und gegen die große Ungleichheit auf Erden kämpfte, in der Literatur wie in der Politik.
Toleranz und Respekt, die Liebe zur Kultur und der Wille zum friedlichen Miteinander sowie die entschiedene Verteidigung der Freiheit als höchsten Wert – diese Haltung hat Mario Vargas Llosa ausgezeichnet. Als großer Erzähler hat er daraus Weltliteratur gemacht. Er wird uns fehlen.