Bundespräsident Steinmeier kondoliert zum Tod von Gerhart Baum

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

15. Februar 2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 15. Februar der Ehefrau des ehemaligen Bundesinnenministers Gerhart Baum, Renate Liesmann-Baum, kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Zum Tod Ihres Mannes spreche ich Ihnen und allen Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus. Gerne denke ich an unsere letzte Begegnung in Schloss Bellevue zurück, als ich Ihren Mann 2023 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern ehren durfte.

'Alles muss auf die Freiheit bezogen werden', das war das Credo Ihres Mannes. Er hat dieses Credo in allen Politikfeldern und auch in allen Lebensbereichen gelebt, als Jurist, als Politiker, als Publizist und als Kulturliebhaber. Denn Freiheit kann man nur verteidigen, wenn man sie lebt – diese Einstellung hat Ihr Mann in vielen Ämtern, in vielen Äußerungen und in seiner ganzen Lebenshaltung bis ins hohe Alter verkörpert.

Gerhart Baum stand wie wenige andere politische Persönlichkeiten der Bundesrepublik für die Stärke und Selbstbehauptung des demokratischen Rechtsstaates. Für ihn durfte es keinen Gegensatz geben zwischen den Anforderungen der Inneren Sicherheit in Zeiten des Terrorismus einerseits und den Freiheitschancen des Einzelnen. Angesichts der Herausforderung durch den Terrorismus der RAF war es Gerhart Baums tiefe Überzeugung, dass eine demokratische Gesellschaft mit Bedrohungen umgehen kann und muss, ohne dabei in Unfreiheit zu verfallen.

Zuletzt hat Gerhart Baum tatkräftig mitgeholfen, dass wir fünfzig Jahre nach dem grausamen Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München der Opfer gedenken konnten. Er hat entscheidend zu einer Einigung mit den Angehörigen beigetragen und eine Entschädigung für die Opferfamilien ermöglicht. Dafür bin ich ihm persönlich von Herzen dankbar.

Mit Gerhart Baum verlieren wir einen Menschen, der über lange Jahre den Diskurs in unserem Land geprägt hat. Einen Menschen, der aus eigener Lebenserfahrung die Schrecken von Diktatur und Krieg kannte und der daraus seine schier nie nachlassende Kraft schöpfte, für Demokratie, Freiheit, Bürger- und Menschenrechte zu kämpfen – in Deutschland und weltweit. Gerhart Baum wurde nicht müde, unser Land vor Populismus und Rechtsextremismus zu warnen. Erst im vergangenen Jahr hielt er eine bemerkenswerte Rede anlässlich des 75. Jahrestages der Konstituierung des Ersten Deutschen Bundestages und warnte vor den Gefahren der Gegenwart.

'Das Böse ist durch das Gute überwindbar', davon war Gerhart Baum bis zuletzt überzeugt. Und dafür arbeitete er, dafür lebte er. Gerhart Baum hat sich um unser Land, um unsere Demokratie in herausragender Weise verdient gemacht. Wir werden seine Debattenbeiträge, seinen immer klaren Kompass, seine Haltung vermissen. Und wir werden ihn niemals vergessen.