Bundespräsident Steinmeier kondoliert Eva Luise Köhler

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

1. Februar 2025

Bundespräsident a.D. Horst Köhler

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat heute Eva Luise Köhler zum Tod ihres Mannes, des neunten Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Die Nachricht vom Tode Ihres Mannes hat mich sehr traurig gemacht. Ich spreche Ihnen und allen Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus.

Viele Menschen in unserem Land werden mit Ihnen trauern. Denn mit Horst Köhler verlieren wir einen sehr geschätzten und überaus beliebten Menschen, der Großes geleistet hat – für unser Land und in der Welt. Als Horst Köhler 2004 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er einer größeren Öffentlichkeit nahezu unbekannt – und wie schnell hat er dann so viel Anerkennung und Sympathie erworben!

Es waren vor allem seine Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und sein Optimismus, es waren sein Glaube an die Stärke unseres Landes und an die Energie und die Kreativität seiner Menschen, die ihn so viele Herzen gewinnen ließen. Es waren aber auch seine oft klaren und längst nicht immer bequemen Mahnungen und Ansprachen, die ihm Anerkennung brachten.

Sein von Anfang an unermüdliches, ja leidenschaftliches Eintreten für Afrika gehörte ebenso untrennbar zu ihm wie seine Solidarität mit den Schwächsten. Eine Kraftquelle war für Horst Köhler sein tiefer christlicher Glaube – den er nicht besonders betonen musste, weil er ihm selbstverständlich war.

Schon vor seinem Amt als Bundespräsident hatte sich Horst Köhler vielfach um unser Land verdient gemacht. Als Staatssekretär leitete er die Verhandlungen über die deutsch-deutsche Währungsunion. In Moskau handelte er das Abkommen über den Abzug der sowjetischen Truppen aus. Beim Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion war er Chefunterhändler. Horst Köhler war der erste Bundespräsident, der reichhaltige internationale Erfahrung mitbrachte und dafür weltweit geschätzt und geachtet wurde – als Leiter der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London, als Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington.

Horst Köhler war überzeugt, dass ethische Maximen und praktische Politik zusammengehören und auch zusammenpassen. Wenn er sagte, "ich liebe unser Land", dann war das sein Bekenntnis zu einem ebenso leidenschaftlichen wie aufgeklärten Patriotismus. Er prägte ein frisches Bild Deutschlands als "Land der Ideen", bis heute unvergessen.

Horst Köhler trat vehement für eine kinder- und familienfreundlichere Gesellschaft ein. In der Außenpolitik setzte sich Horst Köhler für internationale Zusammenarbeit, freien Welthandel und einen fairen Umgang mit Afrika ein, dem Kontinent, dem sein Herz gehörte und den er so gut kannte. Er war zutiefst überzeugt, dass Europa seine kolonialen Denkmuster ablegen und die afrikanischen Länder als gleichberechtigte Partner behandeln müsse, um gemeinsam mit ihnen globale Herausforderungen anzupacken. Damit war er der Zeit weit voraus.

Mit der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung engagierte er sich seit 2006 für eine bessere medizinische Versorgung von Menschen, die an seltenen Erkrankungen leiden.

So sehr er viele Menschen mit seiner manchmal unkonventionellen und lockeren, ansprechenden Art begeistern konnte, so wenig machte er es sich selber leicht. Er war ein sehr gewissenhafter Mensch, und dem, was er sagte und tat, waren meist lange und tiefe Reflexionen und Gespräche vorausgegangen.

So war es ihm auch ganz ernst, wenn er immer wieder mahnte, nicht die zu vergessen, die Hilfe und Solidarität, ja echte Zuwendung am meisten nötig haben, ob in der Welt oder in unserem eigenen Land.

Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben. Wir werden ihn als einen Glücksfall für unser Land in Erinnerung behalten.

In dieser schweren Zeit wünsche ich Ihnen Kraft und die Gemeinschaft mit Menschen, die Ihnen mit Trost und Hilfe zur Seite stehen.