Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Filmregisseurin Jeanine Meerapfel zum 80. Geburtstag am 14. Juni gratuliert. Der Bundespräsident schreibt:
Meine guten Wünsche gelten einer vielseitigen Künstlerin, die sich als Filmemacherin, Autorin und als Präsidentin der Akademie der Künste für Menschenrechte, Meinungsfreiheit und für die gleichberechtigte Vielfalt der Kulturen einsetzt.
Was bedeuten Flucht und Exil im Leben von Menschen? Wie kann man mit Erfahrungen von Fremdheit umgehen? Wie sind Familiengeschichten und Zeitgeschichte miteinander verflochten? Das sind Fragen, die Sie in Ihren preisgekrönten Filmen und Essays behandeln – nicht zuletzt motiviert durch Ihre eigene Biografie. Als Tochter deutsch-jüdischer Emigranten in Argentinien aufgewachsen, kamen Sie 1964 nach Deutschland und studierten am Institut für Filmgestaltung der Ulmer Hochschule für Gestaltung bei Alexander Kluge und Edgar Reitz.
'Ich muss so lange erinnern, bis ich vergesse', sagen Sie in Ihrem aktuellen Film 'Eine Frau'. Auf beeindruckende, sehr berührende Weise erzählen Sie darin das Leben Ihrer Mutter, ihre Flucht aus Deutschland über Holland und Frankreich nach Argentinien. Uns Zuschauern wird schmerzlich deutlich, dass für Ihre Mutter das Gefühl von Heimatlosigkeit und Entwurzelung immer gegenwärtig war.
Die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen der Shoah, an die Verheerungen durch Nationalismus und Rassismus wachzuhalten, ist Ihnen als Präsidentin der Akademie der Künste ein Herzensanliegen. 2020 initiierten Sie die Europäische Allianz der Akademien, die dem erstarkenden Antisemitismus, Rechtsextremismus und Nationalismus europaweit entgegentreten und gemeinsam für die Freiheit der Kunst einstehen. Mit Ihrem Wirken zeigen Sie uns: Nur über sämtliche Grenzen hinweg können sich Kunst, Kultur und Wissenschaften im Sinne der Aufklärung entfalten.
Darüber hinaus geben Sie der Akademie mit Ihren 'Akademie-Dialogen' wichtige neue Impulse und stärken den Austausch zwischen den Künsten und der Gesellschaft.
Freiheit, Mitmenschlichkeit und Vergegenwärtigung der Geschichte und Selbstvergewisserung durch kritische Auseinandersetzung sind die Themen, die Ihr Wirken durchziehen. Ihr Einsatz für eine wache, tolerante und aufgeklärte Zivilgesellschaft ist und bleibt wichtig. Nehmen Sie an Ihrem heutigen Ehrentag meinen großen Dank für all das entgegen.