Bundespräsident Steinmeier gratuliert Jan Philipp Reemtsma

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

25.11.2022 10:00


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratuliert Jan Philipp Reemtsma zum 70. Geburtstag am 26. November. Der Bundespräsident schreibt:

Meine Glückwünsche gelten einer Stimme der kritischen Vernunft, die weit über unser Land hinaus Gehör gefunden hat – einem mutigen und unabhängigen Geist, dem es um den Erhalt von Recht, Gerechtigkeit und Menschenwürde geht.

Mit Ihrem Entschluss, Ihr Erbe für die Gründung des Hamburger Instituts für Sozialforschung und damit für wichtige publizistische Vorhaben und historische Projekte zu verwenden, haben Sie in beispielhafter Weise gezeigt, dass persönliche Verantwortung das Profil einer Gesellschaft nachhaltig beeinflussen kann.

Sei es als Literatur- oder Sozialwissenschaftler, als Publizist oder Mäzen, stets betreiben Sie Aufklärung als die Kunst, die Augen nicht und vor nichts zu verschließen. Konflikte aushalten, Widersprüche nicht beseitigen, für das Entsetzliche nach Worten suchen – das ist Ihre Maxime.

Als Meilenstein in der Geschichtsaufarbeitung gelten bis heute die beiden Wanderausstellungen über die Verbrechen der Wehrmacht. Mit diesen Ausstellungen hat das Hamburger Institut für Sozialforschung zum ersten Mal öffentlich gemacht, in welchem Maße auch deutsche Soldaten am Massenmord in der Sowjetunion beteiligt waren.

Das Eintreten gegen das Verschweigen von Gewalt zu Zeiten des Nationalsozialismus ist für Sie auch eine persönliche moralische Verpflichtung: Den Zwangsarbeitern, die in den Fabriken Ihrer Familie beschäftigt waren, zahlen Sie direkt und unbürokratisch Entschädigungen.

Mit Ihrem Wirken haben Sie den Blick auf totalitäre Ideologien und auf unmenschliche Verhaltensweisen geschärft. Ihre Arbeit haben Sie nie nur als Wissenschaft verstanden, sondern immer auch als Brücke zur Gegenwart und zu zivilcouragiertem Handeln heute Lebender.

Es ist Ihnen ein Herzensanliegen, dass niemals vergessen wird, wohin Diktatur, Rassismus und Überlegenheitswahn führen – und was passieren kann, wenn die moralischen Maßstäbe systematisch pervertiert werden.

Für all das sage ich Ihnen heute meinen Dank.