Bundespräsident Steinmeier kondoliert zum Tod von Zilli Schmidt

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

21.10.2022 19:45


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den engsten Hinterbliebenen zum Tod von Zilli Schmidt kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

Mit Zilli Schmidt verliert unser Land eine beeindruckende, selbstbewusste und mutige Frau, die unerschütterlich gegen Hass, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit gekämpft hat.

Als Überlebende des Völkermords, den die Nationalsozialisten an den Sinti und Roma Europas begingen, hat sie im hohen Alter noch die Kraft gefunden, ihre Lebensgeschichte öffentlich zu erzählen. Ihr Buch, ihre Auftritte und Interviews haben viele Menschen in unserem Land berührt, und sie haben dafür gesorgt, dass das Leid, das den Sinti und Roma während des Nationalsozialismus angetan wurde, mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist.

Zilli Schmidt war noch ein Kind, als die Nazis an die Macht gelangten. Sie erlebte, wie ihre Familie auf der Straße beschimpft und in Geschäften nicht mehr bedient wurde, floh als junge Frau mit ihren Eltern und Geschwistern kreuz und quer durch Europa, wurde festgenommen, verschleppt, in die sogenannten 'Zigeunerlager' in Lety und Auschwitz-Birkenau gesperrt.

Am 2. August 1944, als sie zur Zwangsarbeit nach Ravensbrück transportiert wurde, ermordeten SS-Männer 3.000 Roma in den Gaskammern von Auschwitz, darunter Zilli Schmidts vierjährige Tochter Gretel, ihre Eltern, ihre Schwester und weitere Verwandte.

Zilli Schmidt hat damals überlebt – ein großes Glück und eine schreckliche Bürde zugleich. Obwohl die Nationalsozialisten ihr fast alles genommen hatten, was ihr lieb war, hat sie sich zurück ins Leben gekämpft. Und ich weiß, dass Sie, liebe Frau Franz, und Ihr Sohn ihr immer eine wichtige Stütze waren, ihr 'Ein und Alles'.

Ich bin dankbar, dass ich Zilli Schmidt im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz verleihen durfte, für ihr großartiges Engagement gegen das Vergessen, für die Anerkennung des Leids und die Rechte der Roma. Und es ist mir eine Ehre, dass ich am 24. Oktober dabei sein darf, wenn Zilli Schmidt am Gedenkort für die ermordeten Sinti und Roma Europas ein ehrendes Denkmal gesetzt wird.

Zilli Schmidt wird in Mannheim und Deutschland, in ihrer Stadt und ihrem Land unvergessen bleiben. Ihre Geschichte erinnert uns daran, alles zu tun, um die bis heute andauernde Diskriminierung von Roma endlich zu beenden. Und sie erinnert uns daran, wachsam zu bleiben und uns gegen Menschenfeindlichkeit einzusetzen, wo auch immer sie auftritt und gegen wen auch immer sie sich richtet.

In dieser schweren Zeit der Trauer wünsche ich Ihnen und Ihrem Sohn die Gemeinschaft mit Menschen, die Ihnen Trost spenden und Kraft geben.