Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Isabelle Enderlein zum Tod ihres Mannes Henrik Enderlein kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:
Die Nachricht vom Tode Ihres Mannes hat mich sehr getroffen. Ihnen und allen Angehörigen gilt mein tief empfundenes Beileid. Niemand kann in diesen Stunden den Schmerz ermessen, der Sie und Ihre Familie getroffen hat. Sie haben Ihren geliebten Mann, Ihre Kinder ihren geliebten Vater verloren.
Ich trauere um einen großartigen Menschen und einen Europäer, bei dem Leidenschaft und kühle Vernunft zusammengingen. Als nach der Finanzmarktkrise 2008 der Euro und mit ihm die Europäische Union insgesamt in eine schwere Krise gerieten, nutzte Ihr Mann seine Kenntnisse, seine Ideen, vor allem auch seine Zugänge zu Persönlichkeiten der Politik in Frankreich und Deutschland, um die Zukunft Europas zu sichern. Die deutsch-französische Freundschaft war ihm ein Herzensanliegen.
Sein Rat war stets eindringlich und immer zugleich vernünftig und realistisch. Ein Rettungsschirm für die gemeinsame Währung war für ihn weit mehr als Geld, es war die Rettung der europäischen Einheit und die Selbstbehauptung Europas gegen die Dämonen des Nationalismus.
Ihr Mann konnte glänzend formulieren, machte schwierige Fragen der Geldpolitik für alle verständlich. Er weckte Vertrauen durch Aufrichtigkeit. Als junger Wissenschaftler verfügte er bereits über Erfahrungen, die in diesem Alter eher selten sind. Er war in Verbindung und oft befreundet mit herausragenden Ökonomen in Europa ebenso wie in den USA.
Als Leiter der Hertie School of Governance, an deren Gründung und Entwicklung er maßgeblich beteiligt war, konnte Ihr Mann die nachwachsende Generation mit seiner Begeisterung für Europa und für Fragen der Ökonomie in seinen Bann ziehen. Henrik Enderlein verkörperte eine liberale und zugleich soziale Haltung. Mit seiner Expertise überbrückte er die oft unversöhnlichen wirtschaftspolitischen Lager und belebte die politische Ökonomie in Deutschland.
Ich werde Ihren Mann sehr vermissen. Sein Rat wird mir und vielen anderen fehlen.