Bundespräsident Steinmeier passt das Totengedenken am Volkstrauertag an

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

13. November 2020


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verändert den Text des Totengedenkens, das der Bundespräsident traditionell am Volkstrauertag bei der zentralen Gedenkstunde im Deutschen Bundestag spricht. Er bezieht nun ausdrücklich Geschehnisse der jüngeren Geschichte und Gegenwart in das Gedenken ein. Der neu gefasste Abschnitt lautet:

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Damit gedenkt der Bundespräsident am Volkstrauertag von nun an ausdrücklich der Opfer terroristischer, politischer, islamistischer, rassistischer und antisemitischer Anschläge und Morde, die in den vergangenen Jahren Teil einer bedrückenden Realität in Deutschland geworden sind. Die bisherige Formulierung dieses Absatzes lautete: Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Das Sprechen des Totengedenkens zum Volkstrauertag hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Tradition etabliert. Es benennt die Opfergruppen, derer am Volkstrauertag gedacht wird: Die Opfer der Weltkriege und der NS-Gewaltherrschaft, aber auch gegenwärtiger Kriege und von Hass- und Gewalttaten in Deutschland. Seit den 1970er Jahren sprechen die Bundespräsidenten das Totengedenken in der Regel während der zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag. Der Text wurde im Laufe der Zeit mehrfach angepasst.

Der Volkstrauertag am 15. November 2020 ist in diesem Jahr der britisch-deutschen Freundschaft gewidmet. Bundespräsident Steinmeier hat dazu den Prinzen von Wales eingeladen, der die Gedenkrede im Bundestag halten wird. Anschließend spricht der Bundespräsident das Totengedenken.

Der vollständige Text des Totengedenkens lautet:

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.