In einer Videobotschaft äußert sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier heute, am Internationalen Tag der Pflege, zur Lage in der Pflege und zur Situation älterer Menschen in der Corona-Pandemie. Dazu hat der Bundespräsident auch mit einer Bewohnerin und einer Mitarbeiterin eines Pflegeheims in Bremen telefoniert. Der Bundespräsident wollte das Stadtteilhaus Kattenesch der Bremer Heimstiftung ursprünglich am 11. März 2020 besuchen, musste seinen Besuch aber wegen der Corona-Pandemie verschieben. Das Gespräch mit Frau Liesel–Lotti Rohmann und der Pflegefachkraft Frau Gaby Weber ist in dem Video ausschnittweise zu sehen.
Die Videobotschaft ist auf der Internetseite des Bundespräsidenten www.bundespräsident.de sowie auf Instagram (www.instagram.com/bundespraesident.steinmeier) und Facebook (www.facebook.com/Bundespraesident.Steinmeier) veröffentlicht.
- Fotos vom Gespräch des Bundespräsidenten stehen über die Nachrichtenagenturen zur Verfügung.
- Das Videomaterial steht hier zum Download bereit. [HD-Video auf Anfrage]
Wortlaut der Videobotschaft:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
heute geht es mir um die Menschen, mit denen ich gerade sprechen konnte und die Sie gerade eben im Video gesehen haben. Um Menschen, die denen helfen, die pflegebedürftig oder krank sind. Und um die Menschen, die Hilfe brauchen – gerade jetzt. Sie alle trifft die Corona-Pandemie besonders schwer.
Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, sie arbeiten derzeit sehr oft unter schweren Bedingungen und ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. Sie sehen großes Leid. Andere kümmern sich – und es sind viele, sehr viele in unserem Land – zu Hause um die schwerkranke Mutter, den dementen Ehemann, und begleiten sie auf ihren schweren Wegen. Sie gehen dabei oft bis an die eigenen Grenzen und darüber hinaus. Sicher haben viele gerade jetzt das Gefühl, ganz allein zu sein.
Ihnen allen gilt mein aufrichtiger Dank und meine Hochachtung! Sie leisten Enormes für unser Land! Sie leben vor, was Solidarität heißt. Dafür danke ich Ihnen aus tiefstem Herzen! Und ich würde mir wünschen, dass wir alle uns auch nach der Krise daran erinnern, was Sie für diese Gesellschaft tun.
Aber mein Dank geht auch an die Generation, der diese Hilfe vor allem gilt – den Menschen, die dieses Land aufgebaut haben und die jetzt besonders gefährdet sind, die leiden: unter Krankheit, unter Angst vor Ansteckung, unter Isolation und Einsamkeit. Und ich denke an ihre Angehörigen, die ihren Vätern und Müttern nah sein wollen und es nicht können.
Das Alter gehört zu unserem Leben. Ältere Menschen sind nicht im Abseits, sondern in unserer Mitte, im Herz unserer Gesellschaft. Niemand ist ersetzbar, niemand ist verzichtbar. Die Aufmerksamkeit und der Schutz der Älteren unter uns entscheiden über die Menschlichkeit unseres ganzen Landes!
Aber hüten wir uns auch vor der Gleichsetzung von Alter und Gebrechlichkeit. Nicht jeder Ältere ist pflegebedürftig. Die meisten sind bis ins hohe Alter aktiv. Sie haben Lebenserfahrung, die die Gesellschaft braucht. Wir sollten sie häufiger nutzen!
Für die, die auf Hilfe angewiesen sind, die unter Einsamkeit gelitten haben in den letzten Wochen, gibt es Hoffnung: Besuche in den Heimen sind bald wieder möglich. Das und manch andere Lockerung, das haben wir gemeinsam erreicht, weil die große Mehrheit der Menschen in unserem Land sich an die bisher geltenden strengen Regeln gehalten hat. Davor habe ich großen Respekt.
Aber ich bitte Sie auch: Handeln wir weiterhin verantwortungsvoll und umsichtig! Und vor allem: Handeln wir weiterhin gemeinsam, miteinander und füreinander!
Alles Gute - und geben wir acht aufeinander!