Bundespräsident Joachim Gauck hat heute der Witwe von Walter Jens folgendes Beileidsschreiben gesandt:
„Sehr verehrte Frau Jens,
zum Tode Ihres Mannes spreche ich Ihnen und Ihrer ganzen Familie meine tief empfundene Anteilnahme aus.
Mit Walter Jens haben wir einen herausragenden akademischen Lehrer und einen Professor in des Wortes wahrster Bedeutung verloren. Er vermochte es, der Redekunst in Deutschland wieder einen Platz zu verschaffen, nachdem sie von Propaganda, Lüge und Verführung verdorben worden war.
Durch seine hohe sprachliche Kunst wurden die Gegenstände zum Leuchten und zu ihrer tieferen Wahrheit gebracht. Dabei dienten seine Reden und Einsprüche immer der Selbstverständigung unseres Gemeinwesens. Obwohl er oft von einer Gelehrtenrepublik sprach, war ihm kein Sujet zu bedeutungslos. So erörterte er die große politisch-philosophische Herausforderung einer Gesellschaft, nämlich „Versöhnung mitten im Streit“, am Beispiel des Fußballspiels.
Als Präsident der Akademie der Künste hat er die schwierige Zeit der Vereinigung von Ost- und West-Akademie begleitet und gestaltet.
Wir vergessen auch nicht, wie oft er ohne Aufhebens und im Stillen Menschen in Not geholfen und auf mancherlei Art beigestanden hat.
Walter Jens hat sich mit seinem Lebenswerk große Verdienste um unser Land erworben.
Verehrte Frau Jens, lassen Sie mich in diesen Stunden auch meinen großen Respekt sagen für Ihre jahrelange Geduld und Hingabe, mit der Sie Ihrem Mann in seiner Krankheit beigestanden haben.
Mit stillem Gruß und in herzlicher Verbundenheit
Ihr Joachim Gauck“