Bundespräsident Joachim Gauck hat zur Einweihung des Halit-Platzes sowie eines Gedenksteins für die Opfer der NSU-Mordserie in Kassel am 1. Oktober ein Grußwort gesandt. Das Grußwort wurde während der Veranstaltung zur Einweihung verlesen:
„Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Angehörige und Freunde von Halit Yozgat,
wenn Sie heute an den jungen Mann erinnern, den Sie seit sechs Jahren sehr vermissen, dann bin ich in Gedanken bei Ihnen. Halit Yozgat muss seinen Platz in dieser Stadt und im Gedächtnis unseres Landes haben.
Er war ein geachteter Nachbar. Er war Kasseler Bürger. Er war einer von uns.
Für viele – auch für mich – ist dies ein Tag, an dem sich die damalige Traurigkeit, Wut und auch das Aufbegehren mit dem verbinden, was wir heute hier tun.
Der Verstand allein kann uns nicht trösten, wenn wir der Ermordung Halit Yozgats gedenken. Wir verstehen einfach nicht, wie es soweit kommen konnte, dass sich der rechte Hass in Deutschland völlig ungebremst Bahn brach. Zehn Menschen hat er in den Tod gerissen. Sie alle haben ihren Platz in unserer Erinnerung. Und sie alle verdienen unsere ganze Kraft, das Geschehene aufzuarbeiten. Versäumnisse benennen – Verantwortung bekennen: Nur so werden wir aus tödlichen Fehlern lernen und neue Verbrechen verhindern können. Nur so werden jene, die Halit Yozgat sehr liebten, eines Tages Ruhe finden.
Ich meine eine Ruhe, die Frieden in der Seele bedeutet. Sie stellt sich leider nicht von selbst ein. Innere Kämpfe, manchmal auch Gefechte um scheinbare Äußerlichkeiten gehen ihr voraus. Dass wir uns dennoch zu gemeinsamen Einsichten durchringen, dass wir das Verbindende über das Verschiedene stellen können, zeichnet eine demokratische und lernfähige Gesellschaft aus.
Deshalb bin ich vielen Menschen heute dankbar:
Ich danke Ismail Yozgat, der aus dem Namen seines Sohnes nicht nur ein Zeichen der Erinnerung, sondern auch ein Symbol der Hoffnung gemacht hat. Welche Kraft gehört dazu!
Ich danke der Stadt Kassel, die dem gemeinsamen Erinnern an Halit und an die anderen NSU-Opfer Raum gibt. Dieser Gedenkstein mahnt: Lassen Sie uns wachsam bleiben! Lassen Sie uns unermüdlich klarstellen, dass dieses Land keinen Extremismus duldet! Und lassen Sie uns alles dafür tun, dass rechte Gewalt und rechtsradikales Gedankengut nie die Oberhand gewinnen – weder hier in Kassel noch anderswo in unserer Gesellschaft.
Diese Botschaft hat heute hier einen festen und deshalb guten Platz gefunden.“