Am 23. Februar 2012 hat im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin die Gedenkveranstaltung für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt stattgefunden. Es sprachen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Angehörigen dreier Mordopfer, Ismail Yozgat, Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık. Bundesratspräsident Horst Seehofer nahm in Wahrnehmung der Befugnisse des Bundespräsidenten an der Gedenkveranstaltung teil.
Die Gedenkveranstaltung, zu der alle Verfassungsorgane gemeinsam eingeladen hatten, setzte ein Zeichen des Zusammenhalts und des Einstehens gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt.
Anlass für die Gedenkveranstaltung sind die im vergangenen Jahr aufgedeckten zehn Morde mit rechtsextremem Hintergrund, die in Deutschland, aber auch im Ausland, großes Entsetzen ausgelöst haben. Bei der Gedenkveranstaltung wurde der zehn Mordopfer gedacht, aber auch der Verletzten der beiden Kölner Sprengstoffanschläge und aller anderen Opfer rechtsextremer Gewalt in Deutschland. Angehörige der Opfer und andere Betroffene der Terroranschläge nahmen an der Gedenkveranstaltung teil. Zwölf Kerzen leuchteten auf der Bühne im Konzerthaus. Zehn von ihnen standen für die zehn Mordopfer, eine elfte für die unbekannten Opfer rechtsextremistischer Gewalt. Die zwölfte Kerze symbolisierte die "Hoffnung".
Unter den rund 1.200 Gästen waren neben den Spitzen des Staates und Abgeordneten des Deutschen Bundestages zahlreiche Ministerpräsidenten und Vertreter der Bundesländer anwesend, ebenso die von Bund und Ländern bestellten Ombudsleute für die Opfer und deren Angehörige. Außerdem nahmen eine Delegation des Menschenrechtsausschusses des türkischen Parlaments und zahlreiche Mitglieder des Diplomatischen Korps teil. Ebenso waren Ehrenamtliche aus Initiativen und Bündnissen eingeladen, die sich gegen fremdenfeindliche Gewalt und für Demokratie engagieren sowie Schulklassen und Sportvereine, die sich um die Integration verdient machen. Um 12.00 Uhr fand eine Schweigeminute für die Opfer statt, zu der Arbeitgeber und Gewerkschaften aufgerufen hatten.
Die Ansprache hielt Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Für die Angehörigen sprachen Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık, beide Töchter von Mordopfern, sowie Ismail Yozgat, ein Vater eines der Mordopfer.
Das international besetzte Orchester der Berliner Universität der Künste spielte Stücke von Johann Sebastian Bach und Cemal Resit Rey, dem Vorreiter der klassischen Moderne in der Türkei. Der renommierte Musikproduzent Mousse T. (Mustafa Gündogdu) hatte eigens für die Veranstaltung mit „Fragile“ von Sting und „Imagine“ von John Lennon zwei Stücke der „Gegenwartsklassik“ als Medley neu für Orchester arrangiert. Iris Berben und Erol Sander rezitierten Lyrik und schlugen dabei einen Bogen von der Trauer über die Mahnung gegen Gewalt hin zum Aufruf zu einem friedlichen, toleranten Miteinander.
Bundespräsident a.D. Christian Wulff hatte sich gemeinsam mit den anderen Verfassungsorganen auf die Gedenkveranstaltung am 23. Februar 2012 verständigt. Die Gedenkveranstaltung war bereits Thema bei einem Treffen von Bundespräsident Wulff mit Angehörigen der Mordopfer sowie Verletzten der Verbrechensserie mit rechtsextremistischem Hintergrund, das im vergangenen November in Schloss Bellevue stattfand.
Programm der Gedenkveranstaltung
Einzug einer Schülergruppe mit Kerzen
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043
2. Satz: Largo ma non tanto
Ansprache der Bundeskanzlerin
Cemal Reşit Rey (1904-1985)
Andante und Allegro für Violine und Streicher
1. Satz: Andante
Ahmet Muhip Dıranas (1908-1980): Schnee
Erich Fried (1921-1988): Entwöhnung
Bertolt Brecht (1898-1956): Bitten der Kinder
Josef Reding (*1929): Friede
Sting: Fragile/John Lennon: Imagine
Medley für Orchester
Bearbeitung von Mousse T. und Peter Hinderthür
Ansprache von Ismail Yozgat
Ansprache von Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık
Mitwirkende:
Orchester der Universität der Künste Berlin
Manuel Nawri (Dirigent)
Prof. Latica Honda-Rosenberg (Violine)
Michiko Lena Feuerlein (Violine)
Iris Berben (Rezitation)
Erol Sander (Rezitation)
Mousse T. (Flügel)
Sharon Phillips (Gesang)
Peter Hinderthür (Bass)