Bundespräsident Christian Wulff hat am 9. November die neue Synagoge in Speyer eröffnet. In seiner Ansprache bezeichnete er das wieder aufblühende jüdische Leben in Deutschland als ein Geschenk. "Es ist heute gewiss ein Tag der Erinnerung und des Gedenkens. Viel, viel mehr ist dieser Tag aber ein mutmachender Tag, ein Tag der Zuversicht und der Hoffnung."
Am Vormittag zeichnete der Bundespräsident in Schloss Bellevue Margot Friedlander mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland aus.
Anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938 und des Mauerfalls vor 22 Jahren rief Bundespräsident Wulff dazu auf, für Einigkeit, Recht und Freiheit und für die Würde jedes einzelnen Menschen einzustehen.
Bundespräsident Christian Wulff
zum 9. November:
„Der 9. November ist für uns alle Erinnerung und Verpflichtung zugleich: Erinnerung in der jüngeren deutschen Geschichte an die von mutigen Bürgerinnen und Bürgern der DDR aus eigener Kraft zu Fall gebrachte Mauer, die uns Deutschen nach Jahrzehnten der widernatürlichen Teilung das Glück der Einheit und ein Zusammenleben in Freiheit beschert haben. Es ist wichtig und ein Anlass zu größter Freude, sich dies jedes Jahr ins Gedächtnis zu rufen.
Die Deutsche Einheit war möglich, weil wir Deutsche aus unserer Geschichte gelernt haben. Darum hat die Welt uns 1989 Vertrauen geschenkt.
Zu dieser Geschichte gehört die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945. Deshalb erinnern wir am 9. November auch an die Pogromnacht 1938 und damit an das grausamste Kapitel der deutschen Geschichte. Angesichts der Verbrechen der Deutschen an ihren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist es ein Geschenk, jüdisches Leben heute wieder mitten unter uns zu haben. Deshalb berührt es mich besonders, heute Abend in Speyer die neue Synagoge eröffnen zu können. Speyer war eine in der ganzen Welt berühmte jüdische Gemeinde. Seit dem Krieg hat es dort keine Synagoge mehr gegeben.
Eine besondere Ehre ist es mir auch, am Vormittag in Schloss Bellevue Frau Margot Friedlander das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen. Margot Friedlander hat sich entschieden, aus dem Exil in ihre Heimatstadt Berlin zurückzukehren. Sie wird auch geehrt für ihr langjähriges Engagement als Zeitzeugin bei der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Der 9. November ist für uns Deutsche bleibende Verpflichtung, für Einigkeit, Recht und Freiheit und für die Würde jedes einzelnen Menschen einzustehen.“