Bundespräsident Christian Wulff hat am 4. Oktober 2011 36 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Mit der Ordensverleihung in Schloss Bellevue wurden 18 Frauen und 18 Männer aus allen Bundesländern für ihr außerordentliches bürgerschaftliches Engagement geehrt. Sie sind im sozialen, kirchlichen und gesellschaftspolitischen Bereich aktiv oder engagieren sich in der Kultur, der Wissenschaft, im Umweltschutz, in der Wirtschaft und im Bereich des Sports. Auch ein Lebensretter war unter den Geehrten.
Bundespräsident Wulff in seiner Ansprache: Gestern haben wir die Deutsche Einheit gefeiert, für mich das Wichtigste, was eine Nation erreichen kann: Einigkeit und Recht und Freiheit. Wer auf den Festen im ganzen Land dabei war, konnte spüren, dass Einheit und Vielfalt kein Widerspruch sind, sondern überaus lebendig, fröhlich und bunt. Besonders beeindruckend strahlen diese Farben auch an Tagen wie heute. Weil wir ganz besondere Frauen und Männer in unserer Mitte begrüßen dürfen – Menschen, für die dieser Tag ein Dankeschön sein soll. Ein Dankeschön für große und großartige Leistungen.
Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:
Baden-Württemberg
Angelika Hermann, Tübingen
Frau Hermann ist Mitgründerin des „Eltern- und Tageselternvereins Tübingen“, der im September 1991 mit dem Ziel gegründet wurde, sowohl Familien mit Kindern im betreuungsbedürftigen Alter als auch Tages- und Vollzeitpflegefamilien zu unterstützen. Der Verein, der in einem Kooperationsverhältnis mit dem Landkreis Tübingen steht, bietet über die Kinderbetreuung hinaus umfangreiche Beratung für Eltern und Tageseltern bei allen Fragen der Kindertagespflege an. Seit Gründung des Vereins hat Frau Hermann als ehrenamtliches Vorstandsmitglied seine Entwicklung aktiv mitgestaltet. Diese Erfahrungen aus der praktischen Arbeit bringt sie auch im „Landesverband der Tagesmütter-Vereine Baden-Württemberg“ ein. Mit ihrem Engagement trägt sie erheblich zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in unserer Gesellschaft bei.
Prof. Dr. h. c. Wolfgang Rihm, Karlsruhe
Wolfgang Rihm ist einer der bekanntesten und vielseitigsten zeitgenössischen Komponisten. Beim Musikfest Berlin 2011 stand sein Werk - neben den Kompositionen von Franz Liszt, Gustav Mahler und Luigi Nono - im Zentrum. Sein umfangreiches Schaffen umfasst alle Gattungen der Instrumental- und Vokalmusik, vom Lied bis zur Oper, vom Dramolett bis zur Symphonie, vom Streichquartett bis zur Ballettmusik. Außerdem sind von Wolfgang Rihm umfangreiche Schriften zur Kunst erschienen. Seit 1985 ist Wolfgang Rihm Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Karlsruhe, an der er auch das Institut für neue Musik leitet. Darüber hinaus arbeitet er in vielen Gremien des Musiklebens mit. Die große Anerkennung seines Schaffens zeigt sich auch darin, dass er bereits zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten hat.
Bayern
Antonia Amann, Pettendorf
Frau Amann gehört zu den wenigen aktiven Feuerwehrfrauen in Deutschland - der Anteil von Frauen in der Feuerwehr liegt bei unter 10 Prozent. Mit 24 Jahren trat sie in die Freiwillige Feuerwehr ein, 1992 wurde sie zur Löschmeisterin und 2002 zur Brandmeisterin ernannt. Außerdem ist sie Bezirksfrauenbeauftragte. Neben ihren Einsätzen vor Ort engagiert sich Frau Amann seit über zehn Jahren in besonderer Weise für die Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen. Zudem unterstützt sie die Aktion „Rettungsteddy“ des Vereins „Sternschnuppe“, welche Kindern psychologische Hilfe leistet, die durch einen Unfall traumatisiert sind. Daneben hat Frau Amann immer wieder auch Veranstaltungen initiiert, um Nachwuchs für die Feuerwehr zu gewinnen, darunter einen „Girls-Day“ bei ihrem Arbeitgeber.
Dieter Dorn, München
Als einer der bedeutendsten Regisseure und Intendanten hat
Dieter Dorn das Theater in Deutschland und Europa über drei Jahrzehnte mitgeprägt. Er kam 1976 an die Münchner Kammerspiele, 1983 wurde er dort Intendant. In dieser Zeit begründete er sowohl mit Klassiker-Inszenierungen als auch mit zeitgenössischen Stücken ihr Renommee als eine der bedeutendsten Bühnen im deutschsprachigen Raum. 2001 wurde er Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels. In den zehn Jahren als dessen künstlerischer Leiter schuf er zahlreiche gefeierte Inszenierungen, die auch europaweit Aufmerksamkeit erregten. Zudem begeistert er als Opernregisseur. Dieter Dorn ist mit Inszenierungen bei den Salzburger und den Bayreuther Festspielen ebenso wie u. a. auch in Wien, Mailand und New York hervorgetreten. Er ist nach wie vor als Regisseur auf den weltweit renommiertesten Bühnen gefragt.
Anna Hofmann, Neumarkt in der Oberpfalz
Frau Hofmann gründete 1997 die „Anna-Stiftung“ und ist seitdem deren Geschäftsführerin. Ziel der Stiftung ist es, Not vor Ort zu lindern und hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche vor allem in den Bereichen Bildung, Ausbildung und Arbeit zu unterstützen. Dabei arbeitet die Stiftung eng mit verschiedenen Vertretern der Kinder- und Jugendhilfe, mit Schulen und Beratungsstellen zusammen. 2006 initiierte Frau Hofmann das Projekt „Rückenwind“, das Jugendlichen der Abschlussjahrgänge an Hauptschulen dabei hilft, Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in den Beruf zu überwinden. Daneben werden Ausbildungsbeihilfen gewährt und Hilfen bei Betreuungs- und Schulproblemen angeboten. Darüber hinaus engagiert sich Frau Hofmann gemeinsam mit ihrem Ehemann bei der Pflege von Kulturgütern.
Dr. Burkhart Kroeber, München
Dr. Burkhart Kroeber gehört zu den am höchsten geschätzten Übersetzern deutscher Sprache. Seit mehr als 30 Jahren übersetzt er literarische und andere Bücher insbesondere aus dem Italienischen. Er ist bekannt für seine Übersetzungen moderner italienischer Literatur, vor allem der Werke von Umberto Eco und Italo Calvino. Außerdem hat er verschiedene Klassiker neu übersetzt. Daneben hat sich Dr. Burkhart Kroeber für die Interessen seiner Berufsgruppe stark engagiert. Von 1991 bis 1997 war er Vorsitzender des „Verbandes deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke“, von 1997 bis 2006 Vorstandsmitglied des „Deutschen Übersetzerfonds“ und von 2003 bis 2009 Sprecher der „Deutschen Literaturkonferenz“. Außerdem bekleidete er im Wintersemester 2008/2009 die Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin.
Berlin
Prof. Dr. Norbert Langhoff
Der Ingenieur, Wissenschaftler und Unternehmer hat wesentlich dazu beigetragen, dass am einstigen Standort der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof einer der erfolgreichsten Wissenschafts- und Technologieparks im wiedervereinigten Deutschland entstanden ist. Er war Berater beim Aufbau des Technologieparks Adlershof, unterstützte viele Unternehmensgründungen und gründete selbst das „Institute for Scientific Instruments“. Daneben engagiert sich Herr Prof. Langhoff seit langem vielfältig ehrenamtlich. Er initiierte u. a. 1999 die Gründung des „Instituts für angewandte Photonik“ als gemeinnützige Forschungseinrichtung und ist dessen Vorsitzender. Außerdem gehörte er im Jahr 2000 zu den Gründungsmitgliedern des national wie international renommierten Kompetenznetzes für Optische Technologien „Optec-Berlin-Brandenburg“.
Hanns Zischler
Der Schauspieler, Schriftsteller und Dramaturg gehört zu den „meistbeschäftigten Darstellern“ in Deutschland und ist „Multiartist“. Hanns Zischler begann am Theater in den 60er Jahren als Dramaturg, inszenierte in den 70er Jahren an der „Berliner Schaubühne“ und wurde als Schauspieler 1976 durch das Roadmovie „Im Lauf der Zeit“ von Wim Wenders bekannt. Er zählte seinerzeit zu den wichtigsten Akteuren des „Neuen deutschen Films“. Zudem engagiert sich Hanns Zischler vielfältig im Bereich der Kultur. Große, auch internationale Beachtung fand sein 1996 erschienenes Buch „Kafka geht ins Kino“. Er ist markanter Sprecher bei zahlreichen Hörbuchproduktionen, setzt sich in vielen Lesungen auch für weniger bekannte oder vergessene Dichter und ihre Werke ein und fördert in besonderer Weise junge Künstlerinnen und Künstler.
Brandenburg
Dr. Bärbel Litzbarski, Dr. Heinz Litzbarski, Nennhausen
Die Eheleute Litzbarski - beide von Beruf Biologen - widmen sich seit 30 Jahren dem Vogelschutz. Im Zentrum ihres Engagements steht die vom Aussterben bedrohte Vogelart der Großtrappen - Kranichvögel, die zu den schwergewichtigsten flugfähigen Vögeln der Welt gehören. Dank ihres Engagements wurde das Havelländische Luch, eines der letzten Rückzugsgebiete der Großtrappen in Deutschland, als Schutzgebiet ausgewiesen. Außerdem haben sich beide sehr dafür eingesetzt, dass beim Bau der Bahnschnellstrecke Hannover - Berlin Maßnahmen zum Schutz der Vögel ergriffen und somit moderne Verkehrsinfrastruktur und Naturschutz miteinander vereinbart wurden. Daneben vermitteln sie in zahlreichen Arbeitsgruppen vielen jungen Forscherinnen und Forschern ihren großen Erfahrungsschatz auf dem Gebiet der Ornithologie und des ökologischen Zusammenspiels.
Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Potsdam
Herr Prof. Schellnhuber ist Gründungsdirektor und Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, einer der international führenden Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet. Es ist eines der wenigen Institute weltweit, an denen naturwissenschaftliche Grundlagenforschung betrieben und zugleich die sozioökonomische Seite des Klimawandels untersucht wird. Daneben ist er auch Professor für Theoretische Physik an der Universität Potsdam und Mitglied zahlreicher Akademien. Zudem ist Herr Prof. Schellnhuber in der wissenschaftsbasierten Politikberatung und dem Wissenstransfer in die Öffentlichkeit aktiv, u. a. im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Sein großes Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass ein allgemeiner Bewusstseinswandel in der Klimapolitik - national wie international - eingetreten ist.
Bremen
Dorit von Aufschnaiter
Die Physiotherapeutin engagiert sich seit über vier Jahrzehnten in außergewöhnlichem Maße vor allem für Säuglinge und Kinder mit zerebralen Störungen. Frau von Aufschnaiter wurde in den 70er Jahren Lehrtherapeutin und hat seitdem zur Weiterentwicklung ihres Fachgebiets im In- und Ausland zahlreiche Artikel publiziert, Vorträge gehalten und Kurse geleitet. Von 1980 bis 1995 war sie ehrenamtlich Vorsitzende des Landesverbandes Bremen im „Deutschen Verband für Physiotherapie - Zentralverband der Physiotherapeuten/ Krankengymnasten“. Daneben hat sie stets den Erfahrungsaustausch unter den betroffenen Eltern gefördert und ist in Schulen, bei Ausbildungsträgern und im Gespräch mit Arbeitgebern für die Integration ihrer Patienten eingetreten. Außerdem hat sich
Frau von Aufschnaiter für die Behandlung von ausländischen Kindern in Bremen eingesetzt, die in ihrer Heimat nicht hinreichend versorgt werden können.
Hamburg
Angelika Bachmann, Iris Siegfried
Beide sind Geigerinnen des Ensembles „Salut Salon“, das sie im Jahr 2000 gründeten und mit dem sie weltweit gastieren. Sie verbinden ihr künstlerisches Wirken mit großem sozialen Engagement. So haben sie die Patenschaft für das Projekt der Kindernothilfe „Escuela Popular de Artes“ übernommen, einer Musikschule im Elendsviertel von Achupallas bei Valparaiso in Chile. Zur Sammlung von Spenden haben sie die Initiative „Chancen für Kinder“ ins Leben gerufen. Außerdem initiierten sie 2008 das Musikprojekt „The Young ClassX“ mit, das Kinder und Jugendliche jeglicher sozialen Herkunft zum Musizieren zusammenführt. Bereits 1993 gründeten sie ein Kinder- und Jugendorchester, die „Coolen Streicher“, mit dem sie ein innovatives Konzept der Musikpädagogik entwickelten, das bundesweit sehr beachtet und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde.
Prof. John Neumeier
Der Tänzer, Choreograph und Intendant des Hamburger Balletts kam 1973 als Ballettdirektor an die Hamburgische Staatsoper und führte die Hamburger Compagnie in kurzer Zeit zu Weltruhm. Seit 1996 ist er auch Ballettintendant an der Staatsoper. Zudem ist er Direktor der von ihm begründeten Ballettschule in Hamburg, mit der er ein Ballettzentrum geschaffen hat, das weltweit beinahe beispiellos ist. Seine Choreografien finden höchste Anerkennung. In seinem künstlerischen Schaffen möchte er „zeitgenössische Formen für das abendfüllende Ballett finden und sie in den Kontext der klassischen Ballett-Tradition stellen“. Mit seiner Compagnie hat John Neumeier zahlreiche gefeierte Tourneen in alle Welt unternommen. Dabei hat er sich um den kulturellen Austausch und als Kulturbotschafter der Bundesrepublik Deutschland besonders verdient gemacht.
Swen Staack
Der Sozialpädagoge engagiert sich ehrenamtlich für Menschen mit Demenzerkrankungen. Herr Staack hat vor über zehn Jahren die „Alzheimer Gesellschaft Norderstedt-Segeberg“ maßgeblich mitgegründet und kümmert sich bis heute um deren finanzielle Belange. Außerdem war er 2004 Mitbegründer der „Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein“. Seitdem nimmt er die Aufgaben des ehrenamtlichen Geschäftsführers wahr und organisiert die Öffentlichkeitsarbeit. Weitere Schwerpunkte seines Engagements sind Beratung, Begleitung und Unterstützung von Betroffenen sowie deren Angehörigen. Zudem ist Herr Staack auf Bundesebene im Vorstand der „Deutschen Alzheimer Gesellschaft - Selbsthilfe Demenz“ tätig, steht als Ansprechpartner für das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein zur Verfügung und ist an mehreren Modellprojekten beteiligt.
Hessen
Dr. Käte Hoffmann, Geisenheim
Die ehemalige Amtsärztin engagiert sich seit Jahrzehnten im kirchlichen Bereich. Über 18 Jahre war Frau Dr. Hoffmann Mitglied des Evangelischen Kirchenvorstandes in Geisenheim, von 1991 bis 1997 zudem Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Seit über 20 Jahren ist sie Mitglied der Synode des Evangelischen Dekanats Bad Schwalbach und seit 1997 Mitglied des Dekanatssynodalvorstandes. Von 2002 bis 2010 war sie zusätzlich dessen Vorsitzende. In ihren Ämtern hat sie sich stets für Bedürftige eingesetzt. Außerdem ist Frau Dr. Hoffmann seit dem Jahr 2002 Vorsitzende im Diakonieverein Geisenheim und unterstützt dabei mit großem Engagement den Aufbau der Lebensmittelhilfe für Bedürftige im Rheingau-Taunus-Kreis.
Wolfgang Niersbach, Dreieich
Der Generalsekretär des DFB engagiert sich seit vielen Jahren für den Fußball in Deutschland. Herr Niersbach war Vizepräsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und hatte an ihrem großen Erfolg maßgeblichen Anteil. Er hat entscheidend dazu beigetragen, das Bild von Deutschland und den Deutschen im Ausland nachhaltig auch über die Weltmeisterschaft 2006 hinaus positiv zu prägen. Aufgrund seines über die Grenzen Deutschlands anerkannten Wirkens innerhalb und außerhalb des Fußballs wird Herr Niersbach als Botschafter des deutschen Sports wahrgenommen. Daneben hat er auch mehrere Publikationen herausgegeben, so u. a. im Jahr 1999 ein Buch über „100 Jahre DFB - Die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes“. Sein Engagement für Fußball in Deutschland setzte er bei der Organisation der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im Sommer 2011 fort.
Mecklenburg-Vorpommern
Martina Ebert, Anklam
Die gelernte Kinderpflegerin engagiert sich seit vielen Jahren beruflich wie ehrenamtlich für sozial schwache Familien. Mit ihrem Engagement hat sie entscheidend dazu beigetragen, dass 1993 der Verein „Nordhilfe für Frauen, Familien und Senioren“ gegründet wurde, der in der gemeinnützigen GmbH „Verein für Sozialarbeit Vorpommern“ aufgegangen ist. Der Verein hat in Anklam ein Familienzentrum aufgebaut, in dem u. a. Hausaufgabenhilfe und Ferienfahrten angeboten werden. Frau Ebert bringt dabei ihre vielfältigen und langjährigen Erfahrungen ein. So organisiert sie beispielsweise seit 1991 ehrenamtlich Reisen für Mütter und Kinder. Außerdem hat sich Frau Ebert sehr für den Aufbau der Anklamer Tafel eingesetzt, die 2000 eröffnet wurde. Bis heute ist sie Ansprechpartnerin für die Sammlung der Lebensmittelspenden und deren Verteilung.
Marcel Gleffe, Teterow (lebt in Siggerund, Norwegen)
Herr Gleffe hat mehr als 20 Jugendlichen bei dem Massaker auf der Insel Utøya in Norwegen am 22. Juli 2011 das Leben gerettet. Zu dem Zeitpunkt hielten sich dort vor allem Mitglieder der Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpartei auf. Herr Gleffe machte Urlaub auf einem Utøya gegenüberliegenden Campingplatz, als er plötzlich Schüsse hörte und Menschen sah, die in das kalte Wasser sprangen und wegschwammen. Ohne zu zögern lief er zu seinem Boot, fuhr zu den Fliehenden und nahm in mehreren Fahrten so viele von ihnen auf wie eben möglich. Herr Gleffe stand vor der Wahl, am sicheren Ufer passiv zu bleiben oder etwas zu unternehmen. Er entschied sich zum Handeln. Herr Gleffe hat bei dieser spontanen, mit Mut und viel Umsicht durchgeführten Rettungsaktion sein eigenes Leben riskiert und Leben gerettet.
Joachim Kleinke, Bergen
Der Biologe engagiert sich seit Jahrzehnten beruflich und ehrenamtlich für den Naturschutz auf der Insel Rügen. Nach seinem Studium arbeitete Herr Kleinke im Meliorationskombinat Rostock, Teilbetrieb Rügen und erlebte dabei, wie zur Steigerung der Ernteerträge die Naturlandschaft großflächig zerstört wurde. Er nutzte seine Funktion als Standortgutachter, um möglichst viele wertvolle Naturräume vor der Melioration zu bewahren und setzte sich auch außerhalb des Dienstes für den Erhalt der Natur ein. Nach der Deutschen Einheit übernahm Herr Kleinke eine zentrale Rolle beim Naturschutz auf Rügen. So war er bis 1999 Vorsitzender des Umweltausschusses im Kreistag Rügen. Seit 1990 ist auf Rügen kein Naturschutzgebiet ausgewiesen worden, an dessen Einrichtung Herr Kleinke nicht maßgeblich mitgewirkt hat.
Niedersachsen
Karin Jabs-Kiesler, Osnabrück
Die ehemalige Oberstudienrätin engagiert sich seit langem vielfältig für das Gemeinwohl. Frau Jabs-Kiesler war von 1986 bis 1996 Mitglied im Rat der Stadt Osnabrück und gehört diesem wieder seit 2001 an. Nach wie vor ist sie in zahlreichen Ausschüssen, Gremien und Beiräten aktiv. Seit 2002 vertritt sie außerdem als Bürgermeisterin den Oberbürgermeister. Des Weiteren war
Frau Jabs-Kiesler über drei Jahrzehnte aktives Mitglied im Kirchenvorstand ihrer Kirchengemeinde. Dabei war besonderer Schwerpunkt ihres Engagements die Ökumene. Bis heute ist sie Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Osnabrück“. Zudem ist Frau Jabs-Kiesler Vorsitzende der Felix-Nussbaum-Gesellschaft und kümmert sich um das Andenken und die Präsentation der Werke des Osnabrücker Malers jüdischer Herkunft, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde.
Dr. Marc von Osthoff, Hameln
Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker und Coach setzt sich für die gleichberechtigte Teilhabe von behinderten Menschen in der Gesellschaft und in besonderem Maße in der Politik ein. Dabei wirkt Herr Dr. von Osthoff erheblich an der Förderung von demokratischen Strukturen in der Gesellschaft mit. Seit 1998 ist er in zahlreichen Fachausschüssen und Kommissionen engagiert und stellt dabei sein umfassendes Wissen zur Verfügung. Zudem setzt sich Herr Dr. von Osthoff in allen seinen Tätigkeitsbereichen für einen selbstverständlichen und unverkrampften Umgang mit behinderten Menschen ein. Selbst im Rollstuhl sitzend motiviert er behinderte wie nichtbehinderte Menschen, in Beruf, Freizeit und Ehrenamt bestehende oder auch nur empfundene Hürden abzubauen und gleichwertige Lebensbedingungen für alle zu schaffen.
Nordrhein-Westfalen
Lioba Lichtschlag, Düsseldorf
Frau Lichtschlag kümmert sich seit mehr als 25 Jahren ehrenamtlich um Strafgefangene. Sie leitet in der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf einen Kirchenchor, dem Inhaftierte jeglichen Alters aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen angehören. Im Chor der bekennenden Katholikin darf jeder mitsingen, gleich ob religiös oder mit einer atheistischen Einstellung. Außerdem ist Frau Lichtschlag Gesprächspartnerin und Beraterin für Strafgefangene, die außerhalb der Justizvollzugsanstalt keine Ansprechpartner haben. Dabei arbeitet sie eng mit dem Katholischen Gefängnisverein zusammen. Zudem hat sie sich in ihrer Pfarrgemeinde dafür eingesetzt, dass Seelsorger und Ehrenamtliche des Katholischen Gefängnisvereins regelmäßig über ihre Arbeit in der Justizvollzugsanstalt berichten und die Öffentlichkeit für die dortigen Probleme sensibilisieren.
Pfarrer Holger Nollmann, Bochum
Pfarrer Nollmann war von 2002 bis Januar 2011 geistlicher Leiter der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Istanbul. Während dieser Zeit trat er als Mittler zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen in der Türkei in Erscheinung. Mit Nachdruck ist er stets für die Ökumene eingetreten und hat die Verständigung sowohl mit der griechisch-orthodoxen Kirche als auch mit den in der Türkei alteingesessenen christlichen Kirchen gesucht. Dabei war Pfarrer Nollmann nicht nur für die Evangelische Kirche ein fachkundiger Berater, sondern auch für deutsche Politikerinnen und Politiker ein gefragter Gesprächspartner. Er hat in beeindruckender Weise über die religiöse Sphäre hinaus zu einem konstruktiven Dialog zwischen der Türkei und Deutschland beigetragen.
Margarete Papenhoff und Gabriele Rosslenbroich, Mettmann
Die beiden Schwestern Frau Papenhoff und Frau Rosslenbroich betreiben zusammen eines der ältesten Kinos Deutschlands - das sich seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz befindende Kino „Weltspiegel“ in Mettmann. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt darin, Kindern und Jugendlichen ein phantasievolles, lehrreiches und unterhaltsames Kinoprogramm anzubieten. So stellen sie in Abstimmung mit dem Jugendamt Ferienprogramme zusammen und richten gemeinsam mit der Stadt Mettmann „Teenie-Partys“ für Jugendliche aus. Für ihre Kinder- und Jugendarbeit im Filmtheater wurden sie bereits mehrfach vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Außerdem haben Frau Papenhoff und Frau Rosslenbroich in zahlreichen Ausschüssen und Jurys mitgearbeitet.
Rheinland-Pfalz
Anissa Kahla, Kirchheimbolanden
Die aus Algerien stammende Germanistin, Lehrerin und selbständige Buchhändlerin engagiert sich für die Integration von muslimischen Frauen. Frau Kahla begann 1995 Deutschkurse für Frauen zu geben, in denen sie neben der Sprache auch Sozialkunde und Gesellschaftslehre vermittelt. Seit 2000 ist sie erste Vorsitzende der „Frauenwerkstatt Klatschmohn“. Der Verein bietet für Migrantinnen ein Internationales Frauencafé und einen Mütterkreis an. Darüber hinaus gestaltet sie das weitere Programm des Vereins mit, das von Sprach- und Kulturvermittlung über Gesundheitsvorsorge bis zu speziellen Freizeitangeboten für Mädchen reicht. Außerdem unterstützt Frau Kahla - die selbst aus einem afrikanischen Land stammt - mit ihrem Verein die Partnerschaft Rheinland-Pfalz - Ruanda und übernimmt ehrenamtliche Dolmetschertätigkeiten.
Saarland
Rainer Mege, Wadgassen
Bereits im Alter von 18 Jahren trat Herr Mege in die Freiwillige Feuerwehr ein. Über vier Jahrzehnte hat er sich in verantwortungsvollen Führungsämtern um das Brandschutzwesen im Landkreis Saarlouis außerordentlich verdient gemacht. So war er von 1997 bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2009 stellvertretender Brandinspekteur für den Landkreis Saarlouis. Während seiner gesamten Dienstjahre bei der Freiwilligen Feuerwehr hat sich Herr Mege in besonderer Weise für den Aufbau der Jugendwehren eingesetzt. Ihm ist zu verdanken, dass sowohl geeigneter Nachwuchs für den aktiven Feuerwehrdienst gewonnen werden als auch ein hoher Ausbildungsstand durch Aus- und Weiterbildung erreicht werden konnte. Außerdem gehört Herr Mege zu den Gründern der Feuerwehrfreundschaft mit Hohenweiler in Mittelfranken und Bessèges in Südfrankreich.
Sachsen
Dr. Gitta Frensel, Riesa
Die Diplom-Sozialarbeiterin ist seit 1990 ehrenamtlich für den „Deutschen Kinderschutzbund“ tätig, der Kindern und Familien in Notsituationen Beistand und Hilfe anbietet. Im Ortsverband Riesa bringt Frau Dr. Frensel ihre wertvollen Fachkenntnisse in die Arbeit des Kinderschutzbundes ein und motiviert die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch ihr unermüdliches Wirken. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Riesa und einzelnen Sponsoren wurde unter ihrer Federführung die Aktion „Riesa hilft Kindern“ ins Leben gerufen. Das Projekt ermöglicht Kindern aus bedürftigen Familien, regelmäßig ein warmes Mittagessen einzunehmen. Außerdem engagiert sich Frau Dr. Frensel an leitender Stelle in der Arbeitsgruppe „Prävention gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen“ innerhalb des Deutschen Kinderschutzbundes.
Ulrich Warnatsch, Görlitz
Der Theologe und Regionaljugendwart bei der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Bereich der Kinder- und Jugend-Sozialarbeit tätig. Herr Warnatsch ist Mitinitiator und ehrenamtlicher Geschäftsführer des „Lebenshofs Ludwigsdorf“, einer Einrichtung, die auf christlicher Basis Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen Hilfe anbietet. Besondere Zielgruppe des Projekts sind arbeitslose Jugendliche und Jugendliche ohne Schul- oder Berufsabschluss, die im Lebenshof Berufserfahrung sammeln können und dabei pädagogisch und therapeutisch unterstützt werden. Daneben betätigt sich Herr Warnatsch auch als Gästebetreuer in seiner Heimatstadt Görlitz und führt Besucher auf den Spuren christlicher Glaubens- und Traditionsüberlieferungen durch die an Sagen und Geschichten reiche Altstadt.
Sachsen-Anhalt
Stephen Gerhard Stehli, Magdeburg
Herr Stehli ist einer der tatkräftigsten Initiatoren des Auf- und Ausbaus der „Johanniter-Unfall-Hilfe“ in Magdeburg. Er ist Mitglied des Johanniterordens und der Magdeburger Johanniter-Hilfsgemeinschaft, die sich Menschen in Not zuwendet. Darüber hinaus ist er Gründer und Vorstandsmitglied des Fördervereins „Dom zu Magdeburg“, dessen Ziel es ist, finanzielle Mittel für den Magdeburger Dom einzuwerben, die von anderer Seite nicht aufgebracht werden können. Dabei gelingt es ihm auch, einer breiten Öffentlichkeit den überragenden kirchlichen, historischen und kulturellen Wert eines der bedeutendsten Sakralbauten Deutschlands nahe zu bringen. Außerdem ist Herr Stehli Gründungsmitglied der „Otto-von-Guericke-Gesellschaft“ an der Universität Magdeburg, die das Erbe des großen Naturforschers, Erfinders und Diplomaten pflegt.
Schleswig-Holstein
Dr. Kirsten Boie, Barsbüttel
Die Schriftstellerin gilt als eine der bedeutendsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands. Nach der Adoption ihres ersten Kindes gab Dr. Kirsten Boie 1983 ihren Beruf als Lehrerin für Deutsch und Englisch auf und begann zu schreiben. Bereits ihr erstes Buch „Paule ist ein Glücksgriff“ wurde ein Erfolg. Mittlerweile sind von ihr nahezu hundert Bücher veröffentlicht und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Neben Kinder- und Jugendbüchern veröffentlicht Dr. Kirsten Boie auch Aufsätze zur Leseförderung und ist Schirmfrau vieler Leseförderprojekte, u. a. der Lesewoche „Die Insel liest“ im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Zudem hatte sie im Wintersemester 2006/2007 die Poetikprofessur für Kinder- und Jugendliteratur an der Universität Oldenburg inne.
Schleswig-Holstein
Dr. Simone von Sengbusch, Lübeck
Die Fachärztin für Kinderheilkunde im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein setzt sich in besonderer Weise für an Diabetes erkrankte Kinder und deren Eltern ein. Frau Dr. von Sengbusch leitet seit 1999 das Projekt „Mobile Diabetesschulung Schleswig-Holstein“, das an Diabetes erkrankten Kindern und Jugendlichen Schulungen in der Nähe ihres Wohnortes anbietet. Darüber hinaus arbeitet sie maßgeblich in dessen Förderverein mit. Im Rahmen der Schulungen werden die Kinder sowohl über ihre Krankheit Diabetes aufgeklärt als auch dazu motiviert, mit ihrer Erkrankung selbständig und verantwortungsvoll umzugehen. Dadurch werden betroffene Familien versorgt, die nicht in der Nähe eines Spezialzentrums wohnen. Das Projekt hat Leuchtturmfunktion und ist ein herausragendes Beispiel für medizinische Versorgungsprojekte in Deutschland.
Thüringen
Dirk Kollmar, Luisenthal
Der Geschäftsführer der Brauerei Gotha zählt zu den großen Förderern von Sport und Kultur im Gothaer Land und in Thüringen. Herr Kollmar ist Präsident des Thüringer Basketballverbandes und Vorsitzender des Vereins „Basketball in Gotha“, den er 1998 aufgebaut hat. Der Verein ist leistungs- wie auch breitensportorientiert. Besonderes Gewicht hat die Nachwuchsförderung. So werden Kinder bereits ab dem dritten Lebensjahr an das Basketballspiel herangeführt. Außerdem wird im Verein sehr intensiv Rollstuhlbasketball betrieben. Daneben engagiert sich Herr Kollmar im Bereich der Kultur. Er hat u. a. großen Anteil am jährlichen „Gothardus-Fest“, dem traditionellen Kulturfest der alten Residenzstadt Gotha, das nach ihrem Schutzpatron benannt und seit einigen Jahren eines der größten Volksfeste Thüringens ist.
Prof. Dr. Heidrun Richter, Erfurt
Die ehemalige Lehrstuhlinhaberin für Kunstdidaktik hat sich in besonderer Weise für das Jugendkunstprojekt „Feininger-Schüler-Pleinair“ in Mellingen in der Nähe von Weimar engagiert. Seit der Gründung 1989 kommen dort jährlich Schülerinnen und Schüler aus ganz Thüringen zusammen, um zu vorgegebenen Themen künstlerisch zu experimentieren, zu malen und zu zeichnen. Sie folgen dabei den Spuren des deutsch-amerikanischen Malers, Grafikers und Bauhaus-Lehrers Lyonel Feininger, für den die Städte und Ortschaften Thüringens eine lebenslange Motivquelle bildeten. Das Projekt ist deutschlandweit einmalig. Frau Prof. Richter hat die Aktion mit ihren Ideen maßgeblich mitgeprägt. Außerdem hat sie den Förderverein „Kinder- und Jugendgalerie - Auf Feiningers Spuren“ mitgegründet und ist dort in den Bereichen Gestaltung, Inspiration und Verwirklichung ehrenamtlich aktiv.