Bundespräsident Christian Wulff ehrte am 6. September 2010 Frauen und Männer für ihr beispielhaftes Engagement in den ostdeutschen Bundesländern mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik. Die Ordensverleihung fand im Rahmen des Jubiläums "Freiheit und Einheit" zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung statt.
Dr. Dagmar Braun, Verdienstkreuz am Bande
Norbert Braun, Verdienstkreuz am Bande
Greifswald-Wieck, Mecklenburg-Vorpommern
Das Unternehmerpaar erwarb 1991 von der Treuhandanstalt die traditionsreiche Tierarzneiherstellung auf der Insel Riems mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,1 Mio. €. Heute beschäftigt die Riemser Arzneimittel AG über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erzielt einen Umsatz von mehr als 85 Mio. € und gibt wesentliche Impulse für eine selbsttragende wirtschaftliche Entwicklung in einer strukturschwachen Region. Durch Beteiligungen half die Familie außerdem mehreren Unternehmern, deren Firmen vor der Insolvenz standen, so dass die Gründer in leitenden Funktionen ihr Unternehmen weiterführen konnten. Zur erfolgreichen Braun-Gruppe gehören mittlerweile viele Firmenbeteiligungen, ein Bekleidungshaus und ein Hotel.
Neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit waren und sind beide auch in verschiedenen Ehrenämtern engagiert. Frau Dr. Braun ist Vorstandsmitglied im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie und Vorsitzende der Landesvereinigung Mecklenburg-Vorpommern im Verband deutscher Unternehmerinnen. Herr Braun war viele Jahre stellvertretender Vorsitzender des Biotechnologie-Netzwerks BioCon Valley e. V. Mecklenburg-Vorpommern. Als gewähltes Mitglied der Greifswalder Bürgerschaft nimmt er politische Verantwortung wahr.
Karla Brümmer, Verdienstmedaille
Chemnitz, Sachsen
Die selbst an Multipler Sklerose Erkrankte arbeitete seit der Gründung des Landesverbandes Sachsen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft 16 Jahre lang aktiv im Vorstand mit. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen ist ihr ehrenamtliches Handeln davon geprägt, anderen Betroffenen im Umgang mit der Krankheit zu helfen. In ihrer Heimatstadt leitet sie eine Selbsthilfegruppe. Die von ihr 1994 in Chemnitz gegründete Therapiegruppe "kognitives Training" für Menschen mit erworbenen Hirnschäden ist deutschlandweit die einzige Gruppe, die eine computergestützte Therapie ambulant an vier Tagen in der Woche anbietet. Diese beispielhafte Initiative wird auch von Ärzten und Behörden mitgetragen. Zum Wohl der Patienten setzt sie sich in starkem Maße für die Vernetzung der vielfältigen Aktivitäten und Projekte ein und gibt ihre Erfahrung und ihr Wissen gerne weiter.
Niels Lund Chrestensen, Verdienstkreuz 1. Klasse
Erfurt, Thüringen
Zu den ersten drei Firmen, die in Thüringen reprivatisiert wurden, gehörte der frühere Familienbetrieb, den er als Geschäftsführer leitet. Außerdem hat er sich nach der friedlichen Revolution sofort für den Neuaufbau der Thüringer Wirtschaftsstrukturen eingesetzt und wurde zum ersten Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Erfurt gewählt. In vielen Ehrenämtern setzt er sich für die Entwicklung eines leistungsfähigen Mittelstandes ein. Auch die wichtigen gesellschaftspolitischen Themen "Familienpolitik" und "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" liegen ihm sehr am Herzen. 2006 berief ihn die damalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thüringer Regionalbotschafter für das Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie. Unternehmen gewinnen", für das er zahlreiche beispielhafte Aktivitäten initiierte.
Sabine Diez, Verdienstkreuz am Bande
Judenbach,Thüringen
Die erfolgreiche geschäftsführende Gesellschafterin des 1991 gegründeten Unternehmens "Diez Fördertechnik und Systeme GmbH Sonneberg", das sie mit ihrem Mann leitet, setzt sich besonders für die Ausbildung junger Menschen ein. Sie und ihr Unternehmen stehen für Standorttreue, Mitarbeiterorientierung, gesellschaftliches Engagement sowie Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und sind damit Impulsgeber für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Raums Sonneberg, Coburg und Kronach. Örtlich unterstützt sie eine Kindertagesstätte, den Männerchor und einen Sportverein. Die Übernahme wichtiger Ehrenämter in der Industrie- und Handelskammer Südthüringen und ihre Mitarbeit in anderen Institutionen, wie z. B. dem Verein für Wirtschaftsentwicklung Sonneberg, unterstreichen ihr beispielhaftes Engagement.
Dr.-Ing. Dietmar Grießl, Verdienstkreuz am Bande
Zwickau, Sachsen
Als Vorstandsvorsitzender der "G.U.B. Ingenieur AG Zwickau" hat sich der Geotechniker engagiert dafür eingesetzt, dass profundes Wissen zum ostdeutschen Braunkohle- und Uranerzbergbau nach der Wiedervereinigung nicht verloren ging, sondern in eine inzwischen international anerkannte Ingenieurgesellschaft eingeflossen ist. Besondere Verdienste erwarb er sich bei Wiedernutzbarmachung der von Braunkohle- und Uranbergbau zerstörten bzw. belasteten Flächen. Die Renaturierung ehemaliger Wismut-Abbauflächen bei Gera waren regionaler Schwerpunkt der BUGA 2007. Als Lehrbeauftragter an der Bergakademie Freiberg setzt er sich für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein und verbindet in verschiedenen Ehrenämtern seine langjährigen praktischen Erfahrungen mit der Geotechniklehre und -forschung.
Jutta Heidemann, Verdienstkreuz am Bande
Meinerzhagen, Nordrhein-Westfalen
Mit der von ihr 1994 gegründeten "Jutta-Heidemann-Stiftung" mit Sitz in Erfurt engagiert sie sich beispielhaft für die Förderung junger, begabter, mittelloser Wissenschaftler vor allem aus den neuen Ländern, denen keine familiären oder staatlichen Hilfen zuteil werden. Sie pflegt den persönlichen Kontakt zu den Stipendiaten ihrer Stiftung und nimmt auch später an ihrem wissenschaftlichen Werdegang intensiv Anteil. Außerdem leistet sie in vielfältiger Weise wichtige Beiträge zur qualitätvollen Sanierung des Flächendenkmals Erfurter Altstadt. Als eines der ersten Mitglieder der "Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden" unterstützte sie den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche von Anfang an mit erheblichen finanziellen Zuwendungen und förderte auch bei anderen die Spendenbereitschaft.
Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Mohr, Verdienstkreuz 1. Klasse
Leipzig, Sachsen
Der Direktor des Herzzentrums Leipzig hat sich auf dem Gebiet der Herzchirurgie vor allem durch die Weiterentwicklung der minimalinvasiven Operationsmethoden außerordentliche Verdienste erworben. So konnte die Belastung der Patienten verringert und das Operationsrisiko vermindert werden. Auch durch seine wegweisenden Forschungsarbeiten haben die Klinik und Leipzig als Herzzentrum großes internationales Ansehen erworben, das er durch seine Mitarbeit im Verein "Med in Leipzig" außerberuflich fördert. In vielen Projekten und Initiativen setzt er sich für benachteiligte Jugendliche und Opfer von Naturkatastrophen in aller Welt ein. Durch sein Engagement im Verein "Chain of Hope" konnten zahlreichen bedürftigen Kindern aus Ländern der Dritten Welt herzchirurgische Operationen in Leipzig ermöglicht werden.
Prof. Dr. Christiane Schmullius, Verdienstkreuz 1. Klasse
Jena, Thüringen
Mit ihrem Lehrstuhl für Fernerkundung und ihrer herausragenden wissenschaftlichen Arbeit hat sie die Universität Jena und den Standort Thüringen im Bereich der geowissenschaftlichen Erdbeobachtung auf die "internationale Landkarte" gebracht. Sie ist u. a. Mitglied in vier internationalen Beratungsgremien für Weltraumforschung und es spricht für ihr Ansehen, dass sie ein Projektbüro der Europäischen Raumfahrtagentur ESA an ihren Lehrstuhl binden konnte. Die Jenaer Studenten können auf eine berufs- und forschungsnahe Ausbildung im Themenfeld der Erdbeobachtung zugreifen, die in dieser Ausprägung weltweit einmalig ist und ihnen beste berufliche Startchancen in der Industrie, den Helmholtz- und Max-Planck-Instituten sowie den Weltraumbehörden ESA, NASA und der japanischen JAXA bietet.
Monika Schöpe, Verdienstkreuz am Bande
Leipzig, Sachsen
Seit fünfzehn Jahren ist sie "Gesicht und Motor" des Vereins WEGE e. V., der die Interessen psychisch Kranker und ihrer Angehörigen in Leipzig mit Nachdruck und Erfolg vertritt und den Betroffenen Hilfen in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Sozialleben gibt. Dafür hat sie mit ihren Mitstreitern ein umfangreiches und vielfältiges Betreuungsangebot aufgebaut. Sie schuf hilfreiche und wichtige Netzwerke und gewann auch über die Stadtgrenze hinaus viele Förderer in Politik und Gesellschaft. Mit Aktionen und Benefizveranstaltungen wie dem "Lichterball" gelingt es ihr und dem Verein, auf die verbesserungswürdige Lage psychisch Kranker aufmerksam zu machen und finanzielle Mittel für die Projekte des Vereins einzuwerben. Ihr Engagement hat sie mittlerweile auch auf Landes- und Bundesebene ausgeweitet.
Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, Verdienstkreuz 1. Klasse
München, Bayern
Ihm ist es zu verdanken, dass die bedeutende Kunstsammlung des Ritters Maximilian von Speck Freiherr von Sternburg mit über 200 Gemälden, etwa 700 Grafiken und Zeichnungen sowie einer wertvollen Kunstbibliothek nach ihrer Restitution im Museum der Bildenden Künste in Leipzig erhalten werden konnte. Unter schwierigsten Bedingungen setzte er damit den Wunsch seines Vorfahren um und konnte als Präsident der "Maximilian Speck von Sternburg Stiftung" der Stadt Leipzig ein Stück kultureller Identität bewahren, indem er verhinderte, dass die Sammlung auf dem Kunstmarkt verkauft wurde. In zahlreichen Gremien fördert er Kunst und Kultur. Besonders am Herzen liegt ihm die "Initiative Bärenherz Leipzig e. V.", die auch dank seiner Unterstützung das erste stationäre Kinderhospiz Sachsens eröffnen konnte.
Walter Christian Steinbach, Verdienstkreuz 1. Klasse
Rötha, Sachsen
Als Pfarrer von Rötha leistete er mit einer Gruppe mutiger Christen Widerstand gegen die Umweltzerstörung im Revier von Borna, Böhlen und Espenhain. Sie gründeten das Christliche Umweltseminar Rötha, dem er vorstand. 1988 organisierte er die Aktion "Eine Mark für Espenhain", aus der eine Protestaktion mit 40.000 Unterschriften wurde, was bis dahin einmalig in der DDR war. Die Leipziger Montagsdemonstrationen, die "Runden Tische" in und um Leipzig und christliche Umweltforen sind untrennbar mit ihm, dem Umweltseminar, Pfarrer Christian Führer und Kurt Masur verknüpft. Der Politiker der ersten Stunde, der viel vorangebracht hat, zeichnet sich seit zwei Jahrzehnten auch durch sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement u. a. als Präsident der Leipziger Kaufmannsgilde und der Kulturstiftung Leipzig aus. Für die Hospizstiftung Leipzig ist er seit Beginn engagierter Ideengeber und Förderer.
Silvio Volkmann, Verdienstkreuz am Bande
Zella-Mehlis, Thüringen
Als Gründungsmitglied des Ortsverbandes Suhl des Technischen Hilfswerks (THW) hat er wesentlichen Anteil an dessen Entwicklung zu einem der stärksten Ortsverbände Thüringens. Auch schon vorher zeichnete sich seine Arbeit im THW-Landesverband Hessen durch seine großen Erfahrungen im Rahmen der Gefahrenabwehr, seine anerkannten Führungseigenschaften und seine vorbildliche Einsatzbereitschaft aus. Für ihn ist es selbstverständlich, zusätzliche Aufgaben im Interesse der Stärkung des Ortsverbandes zu übernehmen. Die hohe Anzahl von Hilfeleistungen seines Ortsverbandes z. B. bei großen Sportereignissen und die Teilnahme bei vielen Einsätzen anlässlich von Naturkatastrophen im In- und Ausland spiegeln das Ansehen wider, das er und der Ortsverband genießen. Beispielhaft setzt er sich auch für den Nachwuchs und die Jugendarbeit ein.
Dr. Rosemarie Wilcken, Verdienstkreuz 1. Klasse
Wismar, Mecklenburg-Vorpommern
"Sie ist Wismar", sagen viele, wenn sie die beliebte Bürgermeisterin der Hansestadt beschreiben, die sich nach zwanzig erfolgreichen Jahren im Juli dieses Jahres anderen Aufgaben zuwandte. Es ist im Wesentlichen das Verdienst der nach 1989 ersten demokratisch gewählten Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt, durch ihr Wirken ein Klima des Aufbruchs erzeugt zu haben, das der Stadt wirtschaftlich und städtebaulich einen bemerkenswerten Aufschwung verschaffte. In verantwortungsvollen Positionen setzt sie sich für eine behutsame Entwicklungspolitik der Städte ein, die die Belange ihrer Bewohner mit den Erfordernissen der heutigen Zeit in Einklang bringt. Auch dank ihres Einsatzes gehören die Altstädte von Wismar und Stralsund seit 2002 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Ihr ist die Rettung wichtiger Baudenkmäler zu verdanken. Seit vielen Jahren arbeitet sie ehrenamtlich für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, deren Vorsitz im Vorstand sie im kommenden Jahr übernehmen wird.