Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

Schwerpunktthema: Bericht

4. Oktober 2016

Der Bundespräsident hat am 4. Oktober anlässlich des Tages der Deutschen Einheit 29 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden in Schloss Bellevue ausgezeichnet. Die 13 Frauen und 16 Männer haben sich unter anderem im sozialen Bereich sowie in Wissenschaft und Kultur verdient gemacht, sich für die Einhaltung der Menschenrechte, in humanitären Organisationen und in der Flüchtlingshilfe in herausragender Weise engagiert.

Bundespräsident Joachim Gauck zeichnet Patricia Renz und Gino Romero Ramirez mit dem Verdienstkreuz am Bande für das interkulturelle Kinder- und Jugendprojekt 'Musica Altona' bei der Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit in Schloss Bellevue aus

Bundespräsident Joachim Gauck hat am 4. Oktober anlässlich des Tages der Deutschen Einheit 29 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Bellevue ausgezeichnet. Die 13 Frauen und 16 Männer haben sich u.a. im sozialen Bereich sowie in Wissenschaft und Kultur verdient gemacht, sich für die Einhaltung der Menschenrechte, in humanitären Organisationen und in der Flüchtlingshilfe in herausragender Weise engagiert.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Baden-Württemberg

Ingeborg Mißmahl-Grusche, Konstanz
Verdienstkreuz am Bande

Bei einem Arbeitseinsatz in Afghanistan vor zwölf Jahren sah die Psychologin, wie viele Menschen dort an Depressionssymptomen und traumatischen Erlebnissen litten, dass aber ausreichende Hilfe für sie nicht existierte. Angesichts dieses Leids entwickelte Ingeborg Mißmahl-Grusche eine Methodik zur Ausbildung von psychosozialen Beraterinnen und Beratern und begann mit dem systematischen Aufbau von Behandlungszentren. Mit großer Beharrlichkeit ist es ihr dabei gelungen, dass das Projekt von Anfang an vom afghanischen Gesundheitsministerium unterstützt wurde. Im Rahmen eines Kultur- und Friedensprojekts verbindet Ingeborg Mißmahl-Grusche darüber hinaus die Behandlung von psychischen Erkrankungen mit innerafghanischer Versöhnung. Ihre in Afghanistan gewonnene Expertise nutzt Ingeborg Mißmahl-Grusche auch, um in Deutschland Flüchtlinge zu psychosozialen Beraterinnen und Beratern auszubilden, damit sie anderen Flüchtlingen in ihrer Muttersprache helfen können.

Dr. Amy Françoise Neumann-Volmer und Klaus Volmer, Amtzell
Verdienstkreuz am Bande

Das Ehepaar engagiert sich seit vielen Jahren für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Amy Françoise Neumann-Volmer und Klaus Volmer haben bereits in vielen Auslandseinsätzen unter schwierigsten Bedingungen und mit hohen Sicherheitsrisiken medizinische Hilfe geleistet. Ihre Gemeinschaftspraxis in Amtzell organisieren sie so, dass sie auch kurzfristig in die Einsatzländer reisen können. Über die Not, die sie erlebt haben, informieren sie darüber hinaus mit vielen Vorträgen in ihrer Heimatgemeinde und sammeln dabei für Ärzte ohne Grenzen Spenden. Klaus Volmer ist außerdem seit dem Jahr 2008 im deutschen und österreichischen Vorstand der Organisation aktiv. Immer wieder bringt er sich in vereinsinterne Projekte ein, so hat er auch zurückgekehrte Ärzte betreut. Das Engagement von Amy Françoise Neumann-Volmer und Klaus Volmer ist ein Beispiel für gelebte Humanität.

Felix Rottberger, Freiburg im Breisgau
Verdienstkreuz am Bande

Der ehemalige Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde in Freiburg hat sich als Zeitzeuge bei der Erinnerungsarbeit große Verdienste erworben. 1935 flohen seine Eltern vor dem NS-Regime zuerst nach Island, wo er geboren wurde, 1938 mit ihm weiter nach Dänemark. Dort musste er sich getrennt von seinen Eltern verstecken und lebte in ständiger Angst, entdeckt zu werden. Um die Auswirkungen von Rassismus und Nationalismus zu verdeutlichen, geht Felix Rottberger seit langem in Schulen und Begegnungsstätten, diskutiert mit jungen Menschen über die Zeit des Nationalsozialismus und schildert eindringlich das Verfolgungsschicksal seiner Familie. Zudem bietet er für Schulklassen und Gruppen immer wieder Führungen in der Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof in Freiburg an, bei denen er auch anschaulich jüdische Sitten und Gebräuche vermittelt. Mit seinem großen persönlichen Einsatz hat Felix Rottberger in Freiburg eine besondere Kultur des Miteinander geprägt.

Bayern

Marija Hofmann-Sircelj, Kitzingen
Verdienstkreuz am Bande

Die polyglotte ehemalige Kindergärtnerin – sie spricht fünf Sprachen fließend – half nach Ausbruch des Krieges im ehemaligen Jugoslawien im Jahr 1991, Hilfstransporte in ihre alte Heimat zu organisieren. Gleichzeitig engagierte sie sich im Arbeitskreis Asyl beim Caritasverband für den Landkreis Kitzingen. Seitdem ist Marija Hofmann-Sircelj zu einer wichtigen Stütze in der Flüchtlingshilfe des Landkreises geworden. Voller Energie und mit großem Einfühlungsvermögen hilft sie, wo immer es notwendig ist: mit Fahrten zum Arzt, Dolmetschen für das Landratsamt oder bei der Versorgung von Kindern. Darüber hinaus bringt sich Marija Hofmann-Sircelj in die konzeptionelle Arbeit des Arbeitskreises ein und informiert immer wieder über dessen Aktivitäten. Dank ihrer Überzeugungskraft hat sie ein Netzwerk aus vielen helfenden Händen geschaffen.

Michael Stenger, München
Verdienstkreuz am Bande

Michael Stenger macht es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe, die Bildungssituation von Flüchtlingen zu verbessern. Im Jahr 2000 hat er in München SchlaU gegründet, eine Einrichtung, die sich um Flüchtlinge im Alter zwischen 16 und 21 Jahren kümmert, für die keine anderen Bildungsangebote vorhanden sind. SchlaU bereitet diese jungen Menschen mit schulanalogem Unterricht auf einen Schulabschluss vor, unterstützt sie bei der Ausbildung oder Suche nach einem Arbeitsplatz und hilft ihnen im Alltag. Großes pädagogisches Anliegen ist Michael Stenger, den häufig traumatisierten Jugendlichen, von denen viele in ihrer Kindheit keine Schule besuchen konnten, mit Lob und Bestätigung zu Lernerfolgen zu verhelfen. Michael Stenger sucht immer wieder neue Wege, das Menschenrecht auf Bildung zu verwirklichen. SchlaU ist dafür in der gesamten Bundesrepublik ein Vorbild.

Berlin

Prof. Dr. Ute Frevert
Verdienstkreuz 1. Klasse

Die Historikerin und Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wirkt mit ihren Forschungsschwerpunkten Sozial-, Kultur- und Politikgeschichte der Moderne über ihre wissenschaftliche Tätigkeit hinaus in herausgehobener Weise im europäischen und internationalen Kontext. Ute Frevert ist u.a. Mitglied im Kuratorium der Deutsch-Israelischen Stiftung für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, im wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Historischen Instituts Washington D.C. und des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Sie ist zudem Vorsitzende des Wissenschaftlichen Rats der Max-Planck-Gesellschaft. Von 1995 bis 2015 war Ute Frevert beim von Bundespräsident Gustav Heinemann begründeten Geschichtswettbewerb – dem größten historischen Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland – tätig, zunächst im Beirat, ab 2007 im Kuratorium.

Dr. Michael Rediske
Verdienstkreuz am Bande

Pressefreiheit, Menschenrechte und Demokratie sind für Michael Rediske untrennbar miteinander verbunden. Sie zu schützen ist
Maxime seines gesellschaftspolitischen Engagements. Als junger Journalist und Korrespondent erlebte er in Lateinamerika unmittelbar die Folgen von Angriffen auf die Pressefreiheit. Seither kämpft er beharrlich dafür, dass Pressefreiheit nicht nur deklariert wird, sondern auch tatsächlich existiert. Im Jahr 1994 hat Michael Rediske die deutsche Sektion der Organisation Reporter ohne Grenzen mitgegründet und ehrenamtlich das Amt des Vorstandssprechers übernommen, das er bis heute ausübt. Reporter ohne Grenzen fordert weltweit Pressefreiheit, setzt sich gegen Zensur ein und unterstützt verfolgte Journalistinnen und Journalisten und ihre Familien. Michael Rediske ist in der Bundesrepublik eine wichtige Stimme für denjenigen Grundsatz unseres Demokratieverständnisses, der auch das Motto von Reporter ohne Grenzen ist: Keine Freiheit ohne Pressefreiheit.

Wolfgang Templin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Sein Wirken ist untrennbar mit der deutschen Zeitgeschichte verbunden: Wolfgang Templin war in der DDR Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM), die eine führende Rolle innerhalb der Opposition gegen die SED-Diktatur spielte. Zu seinen oppositionellen Tätigkeiten gehörte auch der Aufbau von Kontakten zur polnischen Oppositionsbewegung. Bei einer Protestaktion während der SED-offiziellen Luxemburg-Liebknecht-Demonstration im Januar 1988 wurde Wolfgang Templin verhaftet und zur Ausreise aus der DDR genötigt. Im Herbst 1989 – sobald es für ihn möglich war – kehrte er zurück. Er wurde Sprecher der IFM am Zentralen Runden Tisch und engagierte sich in Arbeitskreisen zur Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur. Bis heute ist er bei zentralen Gegenwartsfragen ein engagierter Debattenredner und Publizist. Wolfgang Templin hat sich um die demokratische Kultur und die friedliche Gestaltung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und ihren östlichen Nachbarn verdient gemacht.

Brandenburg

Eckhard Fichtmüller, Fürstenwalde
Verdienstkreuz am Bande

Die kirchliche Friedensarbeit war für den Superintendenten im Ruhestand stets ein wichtiger Bestandteil seines Wirkens. Eckhard
Fichtmüller organisierte 1989 die erste große Demonstration gegen das SED-Regime in Fürstenwalde mit, hatte eine herausgehobene Rolle am Runden Tisch und zog in die erste Stadtverordnetenversammlung ein. Als ihn Überlebende des Internierungslagers Ketschendorf um Mithilfe baten, damit der weit über 4.000 in dem sowjetischen Speziallager Verstorbenen gedacht werden könne, zögerte er nicht, sie dabei zu unterstützen: Wir sind als Menschen dazu verpflichtet, die Würde jedes Menschen zu achten, der Lebenden und der Toten. In diesem Geist förderte er die Gründung der Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf und arbeitet seit 1990 intensiv mit ihr zusammen. Dank der Arbeit der Gruppe und des Engagements von Eckhard Fichtmüller konnte das Schicksal vieler Vermisster aus dem In- und Ausland aufgeklärt und die Aufarbeitung der Geschichte der sowjetischen Speziallager entscheidend vorangetrieben werden.

Bremen

Ulrike Hövelmann
Verdienstkreuz am Bande

Ulrike Hövelmann engagiert sich für die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Bremen. Nachdem sich im Jahr 2000 bei der ersten von der OECD in Schulen initiierten PISA-Studie gezeigt hatte, dass die Lesekompetenz zum Teil erhebliche Mängel aufwies, setzte sie sich als damaliges Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und ehemalige Lehrerin nicht nur für verbesserte Lehrpläne ein, sondern wurde auch ehrenamtlich aktiv. Sie rief die Aktion Vorlesezeit ins Leben, bei der sie überparteilich den gesamten Bremer Senat gewann, mitzumachen. Im Jahr 2003 gründete sie die Initiative BremerLeseLust, deren besonderes Augenmerk Kindern aus benachteiligten Familien gilt. Voller Elan entwickelt sie seitdem immer wieder neue, auch ungewöhnliche Ideen, um bei jungen Menschen Freude am Lesen zu wecken und sie dadurch zu fördern. Die BremerLeseLust ist in Kindergärten wie Seniorenheimen präsent und hat im vergangenen Jahr damit begonnen, in Flüchtlingsunterkünften Leseecken einzurichten.

Hamburg

Patricia Renz und Gino Romero Ramirez
Verdienstkreuz am Bande

Patricia Renz und Gino Romero Ramirez haben im Jahr 2002 Musica Altona initiiert, ein interkulturelles Kinder- und Jugendprojekt, das jungen Menschen jeglicher Herkunft in Hamburg Instrumentalunterricht und gemeinsames Musizieren ermöglicht. Mit ihrem Engagement eröffnen sie vielen jungen Menschen nicht nur den Zugang zur Musik, sondern vermitteln ihnen dabei auch Gemeinschaftssinn und Toleranz. Patricia Renz ist ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins. Gino Romero Ramirez, der mit Musikprojekten bereits eine Schule in Altona zu einer der ersten Kulturschulen Hamburgs mitgestaltet hat, wirkt vor allem als Dozent für Geigenunterricht. Musica Altona schafft es immer wieder, Kinder zu außergewöhnlichen Leistungen zu führen, ihnen Erfolgserlebnisse zu verschaffen und auf diese Weise Integration Wirklichkeit werden zu lassen.

Ulrich Wickert
Verdienstkreuz 1. Klasse

Ulrich Wickert ist einer der großen bundesdeutschen Journalisten und gilt bis heute als moralische Instanz. Unvergessen bleibt, wie er es vor allem als Moderator über viele Jahre verstand, einem großen Publikum auch schwierige Sachverhalte verständlich zu machen. Daneben hat er zahlreiche Bücher verfasst, darunter immer wieder solche über Frankreich, die mit der Sachkunde des Kenners und mit frankophilem Esprit viel zu einem besseren Verständnis unseres Nachbarlandes beigetragen haben. Seit Jahrzehnten engagiert sich Ulrich Wickert auch in zahlreichen Ehrenämtern, darunter als Kuratoriumsmitglied des Kinderhilfswerks Plan International. Unter dessen Dach hat er im Jahr 2011 die Ulrich-Wickert-Stiftung gegründet, die sich für die Rechte von Kindern einsetzt, Hilfe zur Selbsthilfe fördert und einen Journalistenpreis für Berichterstattung vergibt, die der Durchsetzung von Kinderrechten dient. Als seine Richtschnur sieht Ulrich Wickert dabei die UN-Kinderrechtskonvention.

Hessen

Dr. Asfa-Wossen Prinz Asserate, Frankfurt am Main
Verdienstkreuz am Bande

Der aus Äthiopien stammende Historiker, Unternehmensberater und Autor ist in der Bundesrepublik einer der herausragenden Vermittler zwischen den europäischen und afrikanischen Kulturen. Darüber hinaus sind sein Wissen und seine Erfahrung auch zu Fragen der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in Afrika, zur Verantwortung Europas und zu aktuellen Ereignissen immer wieder gefragt. Asfa-Wossen Asserate engagiert sich in vielen Gremien, so war er Mitglied im Innovationsbeirat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und im Kuratorium des bundesweiten Wettbewerbs Jugend debattiert. Als Autor hat er zahlreiche Bücher sowohl zur Geschichte Afrikas als auch zur Kulturgeschichte Deutschlands veröffentlicht. Asfa-Wossen Asserate gilt als Brückenbauer zwischen den Völkern, der uns hilft, nicht nur die Welt besser zu verstehen, sondern auch uns selbst.

Riccardo M Sahiti, Frankfurt am Main
Verdienstkreuz am Bande

Mit viel Idealismus hat der Dirigent Riccardo M Sahiti im Jahr 2002 die Roma und Sinti Philharmoniker gegründet. Dem international einmaligen Orchester gehören überwiegend Musikerinnen und Musiker dieser beiden Volksstämme an. Sie kommen aus Symphonieorchestern ganz Europas zusammen, um Werke aufzuführen, die in der Kultur der Roma und Sinti verwurzelt oder durch sie inspiriert sind. Dazu gehören sowohl das klassische Repertoire von Brahms, Liszt oder Bizet als auch neue Kompositionen von Roma und Sinti. Mit dem von dem Orchester uraufgeführten Requiem für Auschwitz des Sinto Roger Moreno Rathgeb hat Riccardo M Sahiti auch dazu beigetragen, die leidvolle Geschichte der Roma und Sinti wachzuhalten. Sein Wirken zeigt eindrucksvoll, wie bedeutend das künstlerische Schaffen von Minderheiten für die deutsche und europäische Kultur war und ist und bewahrt das kulturelle Erbe der Roma und Sinti.

Mecklenburg-Vorpommern

Rainer Beckmann, Schwerin
Verdienstkreuz am Bande

Rainer Beckmann begann während der Friedlichen Revolution, sich in Schwerin politisch zu engagieren. Von 1990 bis 1998 gehörte er dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern an. Wohl wissend, dass dem politischen Wandel der wirtschaftliche folgen musste, initiierte er im Frühjahr 1990 das Technologie- und Gewerbezentrum Schwerin/Wismar mit, um Unternehmertum zu fördern. Der Verein, der Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammenführt, unterstützt junge Unternehmen, indem er ihnen Büro-, Labor- und Konferenzräume zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellt und sie bei Finanzfragen berät. Von 1990 bis 2015 war Rainer Beckmann ehrenamtlich dessen Vorstandsvorsitzender. Er hat mit Tatkraft und großem persönlichen Einsatz entscheidend dazu beigetragen, dass in Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche neue Arbeitsplätze – darunter viele für Fachkräfte – entstanden sind.

Niedersachsen

Hamideh Mohagheghi, Hannover
Verdienstkreuz am Bande

Hamideh Mohagheghi setzt sich für ein friedliches und tolerantes Miteinander der Religionen in Deutschland ein. Seit langem engagiert sich die Referentin für Islam und interreligiösen Dialog an der Universität Paderborn in den Gremien von verschiedenen Konfessionen: so hat sie vor 20 Jahren das unabhängige Huda-Netzwerk für muslimische Frauen mitbegründet, ist in der Diakonie im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf aktiv und gehört beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken dem Gesprächskreis Christen und Muslime an. Außerdem ist Hamideh Mohagheghi im Vorbereitungskomitee der Katholiken- und ökumenischen Kirchentage aktiv. Ein besonderer Schwerpunkt ihres Engagements sind das Forum und der Rat der Religionen Hannover. Der Rat ist Träger des Hauses der Religionen, in dem sich sechs Religionen zu einem Ort der interreligiösen Begegnung zusammengeschlossen haben. Das Projekt ist bisher einmalig in Deutschland.

Dr. Hermann Munzel, Syke
Verdienstkreuz am Bande

Der Neurologe initiiert seit mehr als zwölf Jahren ehrenamtlich Hilfsgütertransporte für Krankenhäuser und soziale Einrichtungen in Ost- und Südosteuropa, vor allem auf den Balkan. Hermann Munzel recherchiert persönlich vor Ort den Bedarf an Medizingeräten und organisiert die Transporte. Dadurch ist es möglich, dringend benötigte Hilfsgüter punktgenau und ohne Umwege zu liefern. Für die Hilfstransporte hat Hermann Munzel den Verein Biker-Brummi-Hilfe gegründet und ein internationales Netzwerk aufgebaut, dem neben zahlreichen Speditionsunternehmen auch die Motorradclubs Eurobiker der auf den Strecken liegenden Länder angehören. Mittlerweile haben die Transporte einen Umfang von mehr als 17 großen LKW-Ladungen erreicht. Ohne die Tatkraft und den Mut von Hermann Munzel wäre diese Hilfe nicht möglich gewesen.

Nordrhein-Westfalen

Bernhard Döveling (Landgraaf, Niederlande)
Verdienstkreuz am Bande

Seit mehr als 30 Jahren tritt Bernhard Döveling für die Anliegen von Flüchtlingen in Deutschland ein. Dabei konnte er stets seine Berufserfahrung im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hilfreich einbringen. Anfang der 1980er Jahre trug er maßgeblich zur Gründung der UNO-Flüchtlingshilfe in Bonn bei, von 2002 bis 2012 gehörte er deren erweitertem Vorstand an. Außerdem half er 1985 tatkräftig mit, die Bundesarbeitsgemeinschaft Pro Asyl zu gründen. Als DRK-Mitarbeiter nahm er auch eine Schlüsselrolle beim Aufbau des Behandlungszentrums für Folteropfer in Berlin ein, für das er nach seiner Pensionierung weiterhin ehrenamtlich tätig blieb. Immer wieder gelingt es ihm, Freiwillige für ein humanitäres Engagement zu gewinnen. Bernhard Döveling stärkt damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist Vorbild für Jung und Alt.

Wolfgang Grenz, Köln
Verdienstkreuz am Bande

Für Wolfgang Grenz ist Flüchtlingshilfe immer auch vorbeugende Menschenrechtsarbeit. Mit diesem Verständnis hat er über 30 Jahre für die deutsche Sektion von Amnesty International gearbeitet. Von 2011 bis 2013 war er Generalsekretär der Organisation. Dabei hat er sich weit über seine beruflichen Aufgaben hinaus für Menschenrechte und vor allem für die Flüchtlingshilfe eingesetzt. Im Jahr 1986 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Bundesarbeitsgemeinschaft Pro Asyl und war deren erster Sprecher. Von 1988 bis 1993 übernahm er den Vorsitz des neu gegründeten Fördervereins für Pro Asyl. In den Jahren 2000 bis 2013 war Wolfgang Grenz außerdem Mitglied im Expertenforum Asyl und Migration beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, bis heute ist er Vorstandsmitglied der UNO-Flüchtlingshilfe. Mit seiner gelebten Solidarität ist Wolfgang Grenz beeindruckendes Vorbild und Ansporn, sich für die Menschenrechte einzusetzen.

Rheinland-Pfalz

Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Bendorf-Sayn
Verdienstkreuz am Bande

Die Unternehmerin engagiert sich in zahlreichen Ehrenämtern. Besonders liegen ihr als Mutter von sieben Kindern junge Menschen am Herzen: Gabriela Sayn-Wittgenstein ist im Beirat des Don-Bosco-Stiftungszentrums aktiv und wirkt im Kuratorium der Christoph-Metzelder-Stiftung, deren Ziel es ist, Kinderarmut zu bekämpfen. Zudem ist sie Schirmherrin der Katharina-Kasper-Stiftung, einer Fachberatungsstelle zu Pränataldiagnostik, Behinderung und frühem Kindsverlust, und von Lichtzeichen – Hilfe für schwangere Frauen. Nach dem Unfalltod ihrer 21-jährigen Tochter Filippa gründete sie 2004 die Stiftung Filippas Engel, die seither einen der großen Jugendpreise in Europa für soziales, ökologisches oder kulturelles Engagement vergibt. Wegen ihres Garten der Schmetterlinge wurde sie als Botschafterin der UN-Dekade für Biologische Vielfalt berufen. Seit langem setzt sie sich darüber hinaus intensiv ein für die Bewahrung der Region Mittelrhein und den an kulturellen Schätzen und Naturschönheiten reichen Kulturpark Sayn.

Saarland

Julia Reichert, Merzig
Verdienstmedaille

Als junge Frau erhielt Julia Reichert die Diagnose Multiple Sklerose. Sie beschloss, ihre eigenen Erfahrungen an andere Menschen weiterzugeben, die wie sie von der Krankheit betroffen sind. Seit dem Jahr 2005 ist sie in der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft Saar aktiv. Darüber hinaus hat sie an ihrem Wohnort eine Selbsthilfegruppe gegründet, schult als MS-Sprecherin Kontaktpersonen für Erkrankte und war Referentin bei vielen MS-Tagen im Saarland. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin zu den Themen Familienplanung und Schwangerschaft, die ihr als junger Mutter besonders am Herzen liegen. Bei ihren Auskünften kann sie viele Kenntnisse aus ihrem Beruf als Krankenschwester einfließen lassen, aus dem sie wegen ihrer Erkrankung ausscheiden musste. Julia Reichert vermittelt durch ihr eindrucksvolles Engagement immer wieder anderen Erkrankten Mut und Zuversicht.

Sachsen

Dr. h. c. Ingrid Mössinger, Chemnitz
Verdienstkreuz 1. Klasse

Mit ihrem Wirken als Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz hat Ingrid Mössinger Maßstäbe gesetzt. Die Kunstsammlungen wurden in der kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit von Chemnitz Ende des 19. Jahrhunderts begründet. Sie beherbergen nationale Schätze von Caspar David Friedrich über Karl Schmidt-Rottluff bis zu großen zeitgenössischen Kunstwerken und sind dank der herausragenden Aktivitäten von Ingrid Mössinger wieder die kulturelle Visitenkarte der Stadt. Es ist ihr ein besonderes Anliegen, bei den Ausstellungen immer auch einen Bezug zu Chemnitz herzustellen und so zu einem positiven Bild der Stadt beizutragen. Die Arbeit von Ingrid Mössinger ist im In- wie Ausland hoch anerkannt, was sich auch darin zeigt, dass die deutsche Sektion des internationalen Kunstkritikerverbandes den Kunstsammlungen Chemnitz den Titel Museum des Jahres 2010 verliehen hat.

Sachsen-Anhalt

Manuela Kanneberg, Magdeburg
Verdienstkreuz am Bande

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Magdeburg setzt sich beruflich wie ehrenamtlich dafür ein, Kinder und Jugendliche möglichst früh an Wissenschaft und Technik heranzuführen. Seit dem Jahr 2005 organisiert Manuela Kanneberg Roboterwettbewerbe, seit 2012 ist sie Vorsitzende des RoboCup Junior Deutschland. Außerdem hat sie den Girls-Technik-Club initiiert, um gezielt Mädchen für die Welt der Technik und Berufe der MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – zu begeistern. Wie wichtig es ist, bereits kleine Kinder an Technik heranzuführen, hat sie auch beispielhaft als Gründerin des VDIni-Clubs in Magdeburg gezeigt, einer Initiative des Vereins Deutscher Ingenieure, dessen Vorstand sie von 2006 bis 2013 in ihrem Bezirk angehörte. Daneben ist Manuela Kanneberg auch im Kulturleben von
Magdeburg als Leiterin eines Gospelchores aktiv und setzt sich für die musikalische Begabtenförderung ein.

Schleswig-Holstein

Bernd Wendt, Schmalfeld
Verdienstkreuz am Bande

Bernd Wendt hat nachhaltig zur Verbesserung der Flugsicherheit in Mitteleuropa beigetragen. Der Pilot engagiert sich seit 1992 ehrenamtlich für das von ihm initiierte Deutsche Flight Safety Forum, mit dem er die verschiedensten Vertreter der Flugsicherheit zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch zusammenbringt. Bernd Wendt ist Leiter, Ansprechpartner und unermüdlicher Promoter dieses Fachforums, für das er als Mitgründer die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, die Deutsche Flugsicherung, die Vereinigung Cockpit und die Flugsicherheit der Bundeswehr gewinnen konnte. Das Deutsche Flight Safety Forum ist heute eine international anerkannte und weltweit beachtete Einrichtung. Daneben engagiert sich Bernd Wendt in der Flüchtlingshilfe seines Heimatortes, wo er Sprecher des Helferkreises ist.

Thüringen

Dr. Ulrike Koeltz, Bad Langensalza
Verdienstmedaille

Ulrike Koeltz hat sich mit ihrem ehrenamtlichen Engagement für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bereits als junger Mensch aktiv für Versöhnung eingesetzt. Die Kunsthistorikerin gehörte viele Jahre dem Jugendarbeitskreis Thüringen des Volksbundes an und hat zahlreiche internationale Jugendbegegnungen mit geleitet. Daneben hat sie immer wieder Veranstaltungen zu geschichtlichen, gesellschafts- und verbandspolitischen Themen organisiert und dabei mit ihrer großen Erfahrung und Sachkunde auch die Sichtweise junger Menschen in die Gedenkkultur eingebracht. Außerdem war sie Mitglied im Bundesjugendausschuss, der den Bundesvorstand des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge berät. Ulrike Koeltz hat mit ihrer friedenspolitischen Bildungsarbeit bei vielen jungen Menschen aus ganz Europa interkulturelle Kompetenz, Verständnis und Toleranz gefördert.

Claudia Poser-Ben Kahla, Korbußen
Verdienstmedaille

Ganz in Eigeninitiative beschloss im Frühjahr 2015 die Rettungsassistentin Claudia Poser-Ben Kahla, humanitäre Hilfe zu leisten und gründete in Gera den Verein Akzeptanz!. Dessen Ziel ist, Flüchtlingen praktische Hilfe zu bieten und – mit dem Treffpunkt Café Akzeptanz! im Zentrum der Stadt – gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegenzuwirken. Der Verein ist damit innerhalb der Flüchtlingshilfe in Thüringen zu einem zentralen Akteur geworden. Claudia Poser-Ben Kahla engagiert sich aber nicht erst ehrenamtlich, seit die Flüchtlingskrise im Mittelpunkt der politischen Agenda steht. Von 2001 bis 2011 war sie Leiterin der UNICEF-Arbeitsgruppe Gera und von 2003 bis 2007 darüber hinaus Vertreterin der Region Ost im UNICEF-Beirat sowie im Deutschen Komitee für UNICEF. Außerdem gehört sie dem Sprecherrat des Runden Tisches für Toleranz und Mitmenschlichkeit der Stadt Gera an.

USA

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Wolff, Belmont, Massachusetts
Großes Verdienstkreuz mit Stern

Der Musikwissenschaftler und emeritierte Professor der Havard University, an die er 1976 berufen wurde, ist vor allem für seine
Forschungsarbeiten zu Bach und Mozart bekannt. Christoph Wolff hat sich allen Werkgattungen, Quellenstudien und verschiedenartigsten Aspekten der beiden Komponisten zugewandt. Seine Monographien sind in mehrere Sprachen übersetzt. Für seine wissenschaftliche Arbeit, die insgesamt die Musikgeschichte vom 15. bis 20. Jahrhundert umfasst, wurde er in zahlreichen Ländern geehrt. Besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland hat sich Christoph Wolff als Leiter des Bach-Archivs Leipzig von 2001 bis 2013 erworben. In dieser Zeit baute er die Einrichtung zu einem modernen Forschungsinstitut an der Universität Leipzig aus. Seit dem Jahr 2015 gehört Christoph Wolff dem Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste an.