Reise nach Lateinamerika

Schwerpunktthema: Bericht

28. Februar 2025

Bundespräsident Steinmeier und Elke Büdenbender besuchen vom 28. Februar bis 7. März 2025 Uruguay, Paraguay und Chile.

Bundespräsident Steinmeier und der Präsident der Republik Chile stehen während der militärischen Ehren nebeneinander und blicken auf die Ehrenformation

Mit seiner Reise in einer Zeit globaler Umbrüche und Neuorientierungen möchte Bundespräsident Steinmeier Deutschlands Partnerschaften in Südamerika stärken und vertiefen. Die bilateralen Beziehungen zu Uruguay, Paraguay und Chile sind gekennzeichnet durch langjährige partnerschaftliche Verbindungen, nicht zuletzt durch die Geschichte deutscher Einwanderung.

Zum Auftakt ihrer Lateinamerika-Reise haben Bundespräsident Steinmeier und Elke Büdenbender am 1. März an der Amtseinführung des neuen Präsidenten Uruguays teilgenommen – als besonderer Ausdruck der Verbundenheit beider Länder. Der Bundespräsident betonte, dass in Zeiten globaler Umbrüche starke Partnerschaften wichtiger denn je seien – alte wie neue. Uruguay ist ein Partner, wie wir ihn uns wünschen, so der Bundespräsident. Unsere Länder verbinde das Bekenntnis zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Bereits heute arbeiten wir eng zusammen – von Wirtschaft und Kultur über den Studentenaustausch bis hin zu Forschungsprojekten und Klimaschutz.

Uruguay ist ein Partner, wie wir ihn uns wünschen.

©: Bundespräsident Steinmeier

Am zweiten Tag seiner Reise wurde Bundespräsident Steinmeier vom neuen Präsidenten Uruguays zu politischen Gesprächen empfangen. Im Anschluss betonte der Bundespräsident, dass Uruguay ein besonders verlässlicher Partner für Deutschland sei. Beide Länder engagierten sich für Multilateralismus, die Einhaltung der Menschenrechte und den Klimaschutz. In einer Zeit, in der die internationale Weltordnung und das System der Vereinten Nationen zunehmend in Frage gestellt werden, ist unsere Zusammenarbeit von besonderer Bedeutung, sagte der Bundespräsident. Er sei zuversichtlich, dass auch die wirtschaftlichen Beziehungen weiter wachsen werden, insbesondere mit Blick auf das EU-MERCOSUR-Partnerschaftsabkommen, das nicht nur ein wirtschaftlicher sondern auch geopolitischer Meilenstein sei. Deutschland setzt sich für ein baldiges Inkrafttreten dieses Abkommens ein, auch unter den EU-Mitgliedstaaten, die noch zögern, so der Bundespräsident.

Anschließend reiste der Bundespräsident nach Paraguay. In Asunción standen am 3. März unter anderem politische Gespräche mit dem Präsidenten der Republik Paraguay an. Ich bin froh über die stabilen Verbindungen, die wir in Zeiten großer globaler Umbrüche haben, sagte Bundespräsident Steinmeier nach dem Treffen mit Paraguays Präsidenten Santiago Peña. Die Präsidenten würdigten den engen Austausch beider Länder. Der Bundespräsident bekräftigte Deutschlands Unterstützung für das EU-MERCOSUR-Partnerschaftsabkommen.

Ich bin froh über die stabilen Verbindungen, die wir in Zeiten großer globaler Umbrüche haben.

©: Bundespräsident Steinmeier

Am Nachmittag besuchte der Bundespräsident das Stadtviertel Chacarita. Hier stand der Besuch des Geburtshauses von José Asunción Flores auf dem Programm, dem Begründer der paraguayischen Musik Guarania. Seit 2024 zählt sie zum UNESCO-Welterbe. Beim anschließenden Schulfest der Goethe-Schule kam der Bundespräsident mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch.

Am Abend ging es für Bundespräsident Steinmeier und Elke Büdenbender weiter nach Chile. Mit seinem Besuch in Chile würdigt der Bundespräsident die langjährige partnerschaftliche Verbindung beider Länder. Geprägt wurde sie nicht zuletzt durch wechselseitige Einwanderung. Chile ist ein enger Partner im Klima- und Energiebereich und spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende in Deutschland und weltweit.

Zunächst erhielt der Bundespräsident im Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft einen fundierten Einblick in aktuelle Themen und die politische Kultur Chiles. Im Anschluss nahm er an einem Austausch zwischen deutschen und chilenischen Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern teil.  Neben aktuellen Fragen der Handelspolitik standen hier die Themen erneuerbare Energien und Rohstoffe im Zentrum der Gespräche.

Am Nachmittag besuchten der Bundespräsident und Elke Büdenbender die Deutsche Schule in Santiago, an der 2.200 Schülerinnen und Schüler lernen. Sie informierten sich über Schulprojekte und weihten einen neuen Sportplatz ein.

Ein schwieriges Thema der deutsch-chilenischen Beziehungen betrifft die "Colonia Dignidad". Die Siedlung war von 1961 bis 1996 Heimat einer freikirchlichen Sekte um ihren pädophilen Anführer Paul Schäfer. Die Mitglieder wurden gefangen gehalten, misshandelt und ausgebeutet. Zu den Opfern gehörten zahlreiche deutsche und chilenische Kinder, die Schäfer sexuell missbrauchte. Der Sektenführer kollaborierte mit Diktator Augusto Pinochet, der das Gelände als Folterzentrum für politische Gegner nutzte.

Die Aufarbeitung der Geschehnisse in der Colonia Dignidad bleibt ein zentrales Anliegen für Deutschland.

©: Bundespräsident Steinmeier

Die Aufarbeitung der Geschehnisse in der Colonia Dignidad bleibt ein zentrales Anliegen für Deutschland, betonte der Bundespräsident heute. In Santiago de Chile sprach er mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten aus beiden Ländern über die Colonia Dignidad. Wir werden mit unseren chilenischen Partnern weiter eng zusammenarbeiten, um würdiges Erinnern zu ermöglichen, so der Bundespräsident.

Auf dem Gelände der einstigen Sekte soll eine Gedenkstätte entstehen. Im Museum der Erinnerungen und Menschenrechte, das der Bundespräsident ebenfalls besuchte, wird es ab 2026 ein Ausstellungsprojekt der Freien Universität Berlin zur Colonia Dignidad geben. Nur wenn wir die Erinnerung wachhalten, kann sichergestellt werden, dass so etwas nie wieder geschieht, so der Bundespräsident.

Am Abend zeichnete der Bundespräsident die beiden Holocaust-Überlebenden Ana María Wahrenberg und Rudi Haymann mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Sie beide haben sich um Deutschland, um unser Land in herausragender und bewundernswerter Weise verdient gemacht, würdigte er die Verdienste der beiden Ausgezeichneten.

Am 5. März empfing der chilenische Präsident Gabriel Boric den Bundespräsidenten zu politischen Gesprächen. In der anschließenden Pressekonferenz betonte der Bundespräsident, dass Chile ein ganz wichtiger strategischer Partner für Deutschland sei. Beide Länder arbeiteten in vielen Bereichen eng zusammen – sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft und der Wissenschaft.

Er dankte Präsident Boric für die klare Position, die Chile zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine einnehme. In dieser Zeit der globalen Veränderungen wollen wir Beziehungen zu Ländern vertiefen, die multilateral handeln und sich an international vereinbarte Regeln halten, so der Bundespräsident. Wir zählen auf Chile als einen ganz zuverlässigen Partner.

Deutschland und Chile sind Partner, die sich viel zu sagen und viel zu geben haben.

©: Bundespräsident Steinmeier

An diesem Ort ist nicht nur die Natur faszinierend schön, sondern auch das, was Chile und Europa gemeinsam geschaffen haben: die Europäische Südsternwarte.

©: Bundespräsident Steinmeier

Zum Abschluss seiner Lateinamerika-Reise hat Bundespräsident Steinmeier den einzigartigen Standort der astronomischen Spitzenforschung in der chilenischen Atacama-Wüste besucht. Die Europäische Südsternwarte (ESO) bietet mit ihrem klaren, dunklen Nachthimmel ideale Bedingungen für bahnbrechende astronomische Entdeckungen.

Der mit Sternen übersäte Nachthimmel über der chilenischen Atacama-Wüste, im Vordergrund sind die zum Very Large Telescope gehörenden Hilfsteleskope zu sehen

Wenn an diesem Ort Spitzenforschung stattfinden kann, geht das nur, wenn Forscherinnen und Forscher aus aller Welt zusammenarbeiten, würdigte der Bundespräsident die enge internationale Zusammenarbeit. Mit 16 Mitgliedstaaten und Hauptsitz in Deutschland ist ESO die führende europäische Institution für astronomische Forschung. Wir sind stolz darauf, dass Deutschland zu den Gründerstaaten der ESO gehört und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an dieser Spitzenforschung teilhaben, so der Bundespräsident.

Beim Besuch der Baustelle des Extremely Large Telescope (ELT) informierte sich der Bundespräsident über das künftig größte optische Teleskop der Welt. Das ELT soll 2028 einsatzfähig sein und wird mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 39 Metern weitaus größere und detailliertere Bilder des Universums liefern als bisherige Teleskope.

Kurzprogramm

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender reisen vom 28. Februar bis 7. März 2025 nach Uruguay, Paraguay und Chile.

Freitag, 28. Februar

  • Nachmittags
    Flug nach Montevideo/Uruguay

Samstag, 1. März

  • Morgens [MEZ -4]
    Ankunft in Montevideo
  • Mittags, Parlament
    Teilnahme an der Zeremonie zur Amtseinführung des Präsidenten der Republik Östlich des Uruguay, Yamandú Orsi
  • Abends, Palacio Estévez, Plaza de la Independencia
    Abendessen, gegeben vom Präsidenten der Republik Östlich des Uruguay

Sonntag, 2. März

  • Vormittags, Amtssitz des Präsidenten, Plaza de la Independencia
    Gespräch mit dem Präsidenten der Republik Östlich des Uruguay
  • Mittags
    Empfang, gegeben vom Deutschen Botschafter
  • Nachmittags
    Flug nach Asunción/Paraguay

Montag, 3. März

  • Morgens, Asunción
    Gespräch mit paraguayischen Landeskennerinnen und Landeskennern
  • 10.00 Uhr [MEZ -4], Nationales Pantheon der Helden
    Kranzniederlegung
  • Anschließend, Amtssitz des Präsidenten
    Begrüßung mit militärischen Ehren durch den Präsidenten der Republik Paraguay, Santiago Peña Palacios
    Gespräch unter vier Augen mit dem Präsidenten
    Gespräch im erweiterten Kreis
  • 12.00 Uhr
    Gemeinsame Begegnung mit der Presse
  • Mittags
    Mittagessen, gegeben vom Präsidenten der Republik Paraguay
  • Nachmittags, Punta Karapá
    Besuch des Stadtviertels La Chacarita mit musikalischer Darbietung des UNESCO-Welterbes Guarania
  • Abends
    Flug nach Santiago de Chile

Dienstag, 4. März

  • Morgens, Santiago de Chile, Heidelberg Center Lateinamerika
    Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft
  • Anschließend, Sociedad de Fomento Fabril
    Eröffnung des Deutsch-Chilenischen Wirtschaftsroundtables
  • Mittags, Deutsche Schule Santiago
    Besuch der Schule
  • Nachmittags, Museum der Erinnerung und Menschenrechte
    Rundgang durch das Museum, Gespräch mit Betroffenen sowie Expertinnen und Experten zum Thema Colonia Dignidad
  • Abends, Residenz der Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland
    Ordensverleihung bei einem Empfang, gegeben von der Deutschen Botschafterin

Mittwoch, 5. März

  • Morgens, Bernardo-O’Higgins-Denkmal
    Kranzniederlegung
  • 9.30 Uhr [MEZ -4], Amtssitz des Präsidenten
    Begrüßung mit militärischen Ehren durch den Präsidenten der Republik Chile, Gabriel Boric
  • Anschließend
    Gespräch unter vier Augen mit dem Präsidenten, anschließend Gespräch im erweiterten Kreis
  • Anschließend (ca. 11.00 Uhr)
    Gemeinsame Begegnung mit der Presse
  • Mittags
    Empfang, gegeben vom Präsidenten der Republik Chile
  • Nachmittags
    Flug nach Antofagasta
  • Abends, Europäische Südsternwarte, Cerro Paranal
    Besichtigung der Teleskopanlage Very Large Telescope

Donnerstag, 6. März

  • Morgens, Cerro Amazones
    Besichtigung der Baustelle der Teleskopanlage Extremely Large Telescope
  • Vormittags
    Abflug nach Berlin

Freitag, 7. März

  • Morgens [MEZ]
    Ankunft in Berlin