"Sieg der Freiheit? Überhöhter Mythos? Gefährdetes Erbe?“ - unter diesem Titel hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 7. November zu einer Veranstaltung zu 35 Jahren Friedliche Revolution ins Schloss Bellevue eingeladen.
Der Freiheitskampf der Menschen in Ost- und Mitteleuropa sei Vorbild und Beispiel für die einige erfolgreiche demokratische Revolution in der deutschen Geschichte gewesen. Die Freiheit siegte über Unrecht und Willkür
, so der Bundespräsident. Die Lehre aus den Ereignissen von 1989 müsse lauten: Wir stehen an der Seite derer, die heute für ihre Freiheit und gegen Unterjochung kämpfen!
Der Bundespräsident betonte, dass der 9. November in der deutschen Geschichte widersprüchlich bleibe: Ein Tag, der für Höhen in unserer Geschichte steht – und für dunkelste Nacht. Unabdingbar ist die Erinnerung an den 9. November 1938, die Pogromnacht; der Tag, an dem Deutschlands Synagogen brannten und Tausende Jüdinnen und Juden misshandelt, verhaftet, getötet wurden.
Die Veranstaltung bot Raum für unterschiedliche Perspektiven auf die Friedliche Revolution, auf deren Folgen und auf den Zustand unserer Demokratie heute. Dabei kamen ostdeutsche Persönlichkeiten verschiedener Generationen und Herkünfte zu Wort.
Nach einer Rede des Bundespräsidenten gab es zwei Impulse: vom Schriftsteller Marko Martin, der die DDR im Sommer 1989 verließ und ein leidenschaftlicher Verfechter von Freiheit und Menschenrechten ist, sowie von Claudia Gatzka, die mit der Distanz der Historikerin und Nachgeborenen, sie wurde 1985 in Leipzig geboren, auch einen Blick auf die Defizite des Einigungsprozesses und die Folgen wirft.
Anschließend diskutierten
- Thomas Beyer, der 1989 die Montagsdemonstrationen des Neuen Forum in Wismar organisierte und heute als Bürgermeister dieser Stadt politische Verantwortung trägt, und
- die Ost-Berliner Historikerin und Publizistin Annette Leo, die aufgrund ihrer jüdischen Familiengeschichte einen scharfen Blick auf die Ambivalenz des 9. November in der deutschen Geschichte hat.
- Das Gespräch moderierte die Journalistin Anja Maier.
An der Gedenkstätte Berliner Mauer hat der Bundespräsident am 35. Jahrestag des Mauerfalls den Opfern der innerdeutschen Grenze gedacht. Gemeinsam mit Vertretern der polnischen Solidarnosc-Bewegung nahm er am traditionellen Rosen-Stecken teil und entzündete eine Kerze in Erinnerung an die Mauertoten.