Drei Tage lang führte Bundespräsident Steinmeier seine Amtsgeschäfte von Nordhorn aus im Landkreis Grafschaft Bentheim.
Das Staatsoberhaupt verlegt während einer "Ortszeit" seinen Berliner Amtssitz regelmäßig bewusst in kleinere Orte des Landes abseits der Metropolen. Er will erfahren, was die Menschen vor Ort bewegt und was sie motiviert, Verantwortung zu übernehmen. Der Bundespräsident nimmt sich Zeit, um mit Bürgerinnen und Bürgern – spontan oder geplant – offen ins Gespräch zu kommen. Dafür sucht er sich Orte aus, die auf sehr unterschiedliche Weisen mit Wandel umgehen und ihn gestalten.
Nordhorn kann ein Mutmacher für viele andere Orte in Deutschland sein
, sagte der Bundespräsident zum Auftakt seiner Ortszeit in Nordhorn. Die Stadt sei als Station für die 13. Ortszeit besonders deswegen von Interesse, weil der Stadt etwas gelungen sei, was in vielen anderen Orten in Deutschland nicht in gleicher Weise gelinge - die erfolgreiche Gestaltung des Strukturwandels.
Nach einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern des Nordhorner Rates über lokale Themen wie Wirtschaft, die Pflege, Schulen und Kitas oder auch die Nähe zur Grenze würdigte der Bundespräsident die Arbeit der Kommunalpolitik: Ich bin ganz angetan davon, wie leidenschaftlich, wie engagiert sich die in der Kommunalpolitik Tätigen, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich, um die Zukunft dieser Stadt kümmern.
Zum Abschluss des ersten Tages besuchte der Bundespräsident ein Solidaritätskonzert der Partnerstädte Nordhorn und Coevorden zugunsten der ukrainischen Stadt Tschuhujiw.
Ein Tisch, viele Meinungen: Zum festen Programmteil jeder Ortszeit gehört die "Kaffeetafel kontrovers". Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen kommen miteinander ins Gespräch – und der Bundespräsident moderiert. In Nordhorn ging es vor allem um das Thema Migration – von der Gewinnung von Fachkräften über die Versorgung von Geflüchteten bis hin zu grenzüberschreitender Mobilität.
Wir haben beides gehört: Viel Verständnis dafür, dass Zuwanderung geregelt werden muss, aber ebenso den vielfachen Wunsch gehört, dass es erleichterte Bedingungen für die Fachkräftezuwanderung geben sollte
, sagte Bundespräsident Steinmeier. Aufgrund der Demografie seien die Unternehmen in Nordhorn dringend darauf angewiesen, dass Fachkräfte auch aus dem Ausland angeworben werden können um die Zukunft des Betriebes aufrecht zu erhalten.
Nordhorn liegt an der Grenze zu den Niederlanden: In der Gemeinde Dinkelland traf der Bundespräsident Seine Majestät König Willem-Alexander der Niederlande. Gemeinsam sprachen beide Staatsoberhäupter mit Menschen, die sich ganz besonders in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden engagieren.
Außerdem besuchte der Bundespräsident die Firma Rosink Objekteinrichtungen. Sie ist eine der modernsten Tischlereien Europas, die in Nordhorn hochwertige Inneneinrichtungen produziert und den neuen Plenarsaal der Niedersächsischen Landtages ebenso gestaltet hat wie moderne Studentenwohnheime oder eine große Konzernzentrale.
Die Ortszeit endete mit einer feierlichen Ordensverleihung im Kloster Frenswegen in Nordhorn. Der Bundespräsident hat engagierten Niedersächsinnen und Niedersachsen den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Mit seinen rund 55.000 Einwohnerinnen und Einwohnern grenzt Nordhorn im äußersten Südwesten Niedersachsens an die Niederlande. Transformation ist in Nordhorn eine Erfolgsgeschichte: Einst war die Stadt ein bedeutender Standort der europäischen Textilindustrie, bis 2001 die letzte Textilfabrik geschlossen wurde. Den Strukturwandel hin zu einem modernen und vielfältigen Wirtschaftsstandort hat Nordhorn seither erfolgreich gemeistert: Dank eines starken Mittelstandes und eines attraktiven touristischen Angebotes mit vielen Rad- und Wanderwegen direkt am Wasser zeichnen heute ein hohes Wirtschaftswachstum, eine niedrige Arbeitslosigkeit und steigende Einwohnerzahlen die Wasserstadt Nordhorn und die Region aus. Nordhorn ist zudem ein gutes Beispiel grenzübergreifender Zusammenarbeit und für eine hervorragende Verkehrsanbindung im ländlichen Raum: Die stillgelegte Bahnstrecke nach Bad Bentheim wurde 2019 wieder in Betrieb genommen und soll 2026 in die niederländische Partnerstadt Coevorden verlängert werden.
Nordhorn war nach Stendal in Sachsen-Anhalt, Weiden in Bayern, Espelkamp in Nordrhein-Westfalen, Meiningen in Thüringen, Eckernförde in Schleswig-Holstein, Senftenberg in Brandenburg, Völklingen im Saarland, Freiberg in Sachsen, Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern, Rottweil in Baden-Württemberg, Quedlinburg in Sachsen-Anhalt und Altenburg in Thüringen die dreizehnte Station der "Ortszeit Deutschland".
Kurzprogramm
Dienstag, 15. Oktober
- Mittags, Nordhorn, Bahnhof
Ankunft und Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Nordhorn, Thomas Berling - Anschließend
Besichtigung des Bahnhofs und des Bürgerbusses - Anschließend, Rathaus
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt - Anschließend
Kommunalpolitisches Gespräch mit dem Bürgermeister, dem Stadtratsvorsitzenden und den Vorsitzenden der im Rat vertretenen Fraktionen und Parteien - Anschließend
O-Ton des Bundespräsidenten - Nachmittags
Pflanzung eines klimaresistenten Baumes vor dem Rathaus - Anschließend, Riverside Hotel, Heseper Weg 40
Aufnahme der Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten am zeitweiligen Amtssitz - Abends, Konzert- und Theatersaal, Ootmarsumer Weg 14
Grußwort beim Solidaritätskonzert für die Ukraine
Mittwoch, 16. Oktober
- Mittags, Capitol Filmtheater, Neuenhauser Str. 13
"Kaffeetafel kontrovers“ des Bundespräsidenten, Diskussion mit Bürgerinnen und Bürgern - Anschließend
O-Ton des Bundespräsidenten - Nachmittags, Niederlande, Gemeinde Dinkelland, Denekamp
Begrüßung durch den König der Niederlande, Willem-Alexander, und Begegnung mit Bürgerinnen und Bürgern - Anschließend, Gemeindehaus Dinkelland
Gemeinsames Gespräch mit Engagierten in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit - Anschließend, Landgut Singraven
Gemeinsamer Besuch des Landgutes Singraven und Austausch mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern beim Gang durch den Garten - Abends
Besuch der Freiwilligen Feuerwehr
Donnerstag, 17. Oktober
- Vormittags, Rosink Objekteinrichtungen, Wehrmaate 9
Rundgang durch die Fertigung der Tischlerei und Gespräch mit Unternehmensleitung, Mitarbeitenden und Auszubildenden - Mittags, Kloster Frenswegen, Klosterstraße 9
Ansprache und Ordensverleihung an engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Niedersachsen