Ordensverleihung während der "Ortszeit Stendal"

Schwerpunktthema: Bericht

27. August 2024

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 27. August in der Hansestadt Stendal sechs Frauen und fünf Männer aus Sachsen-Anhalt mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland - Verdienstkreuz am Bande

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 27. August im Musikforum Katharinenkirche in Stendal sechs Frauen und fünf Männer aus Sachsen-Anhalt mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die Geehrten engagieren sich in vielfältiger Weise: Sie fördern Kinder und Jugendliche, unterstützen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, bewahren das kulturelle Erbe, stärken den Landwirtschafts- und Industriestandort Sachsen-Anhalt oder sind in der Erinnerungsarbeit und der Kommunalpolitik aktiv.

Die Ordensverleihung fand während der „Ortszeit Stendal“ statt, der zwölften Reise des Bundespräsidenten in der Reihe "Ortszeit Deutschland". Er verlegt dabei seinen Amtssitz für drei Tage in verschiedene Regionen, um mit Menschen überall im Land in einen direkten Austausch zu kommen. Dabei ist es ihm auch ein großes Anliegen, denen zu danken, die sich seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient machen.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Sibylle Klug, Stendal

"Weißt du eigentlich, woher dein Essen kommt?" Auf diese Frage gibt Landwirtin Sibylle Klug jedes Jahr vielen Kindern beim Gang über ihren Bauernhof die richtigen Antworten. Dies ist nur eines der vielen Projekte zu Ernährung und Nachhaltigkeit und zur Bewahrung alter Bräuche und Traditionen, die sie unterstützt. Seit mehr als 30 Jahren engagiert sie sich im LandFrauenverband Sachsen-Anhalt, dessen Vorsitzende sie seit 2014 ist. Beinahe 20 Jahre war sie auch Vorsitzende der 1991 von ihr mitgegründeten Landfrauengruppe im Landkreis Stendal. In ihrer Zeit als Beisitzerin im Bundesvorstand des Deutschen LandFrauenverbandes war Sibylle Klug insbesondere die Stimme der ostdeutschen Frauen. Mit ihrem Engagement ist sie eine herausragende Botschafterin für den ländlichen Raum.

Hans-Joachim Münch, Halle (Saale)

Als einer der Gründer eines 1991 ins Leben gerufenen international tätigen Unternehmens für Hightech-Ultraschallprodukte hat Hans-Joachim Münch entscheidenden Anteil am Aufbau und Erfolg einer Firma, die beispielhaft für die Innovationskraft von Unternehmen in Sachsen-Anhalt steht. Auch ehrenamtlich engagiert er sich in vielfältiger Weise für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt, unter anderem in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau und als Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises Innovation und Technologietransfer. Aber auch regionale Vereine und Projekte liegen ihm am Herzen. So unterstützt Hans-Joachim Münch unter anderem die Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis, das Technische Halloren- und Salinenmuseum und die weibliche Jugend des Halleschen FC.

Ulrich Pettke, Oebisfelde-Weferlingen

Ulrich Pettke engagiert sich seit vielen Jahrzehnten ehrenamtlich in Oebisfelde, wo er zahlreichen Menschen die Geschichte und Kultur seines Heimatortes nahebringt. Er gehörte 1992 zu den Gründern des Oebisfelder Heimatvereins, dessen Vorsitzender er seit beinahe 25 Jahren ist. Bereits zu DDR-Zeiten war er maßgeblich an der Rettung der mittelalterlichen Burg in Oebisfelde, einer der ältesten noch erhaltenen Sumpfburgen Europas, beteiligt. Darüber hinaus engagiert sich Ulrich Pettke vielfältig in den Bereichen Kultur, Naturschutz und Tourismus in seiner Region. So wurden auf seine Initiative hin verschiedene Stationen des Aller- und Altstadtrundweges mit einem QR-Code versehen, mit dem Besucher Informationen in deutscher und englischer Sprache abrufen können. Mit seinem Engagement leistet er einen wichtigen Beitrag für die Attraktivität des ländlichen Raumes.

Susanne Reichel-Visontay, Biederitz

Die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen liegt Susanne Reichel-Visontay seit mehr als drei Jahrzehnten besonders am Herzen. An der Musikschule "Béla Bartók" in Schönebeck (Elbe) unterrichtet sie Violine, Viola und Ensemblearbeit und engagiert sich als zweite Vorsitzende des Fördervereins "Freunde der Kreismusikschule Schönebeck". Ehrenamtlich leitet sie unter anderem auch das von ihr gegründete Jugendstreichorchester "Saitenspiel" der Musikschule und das Kinderstreichorchester "Kleine Harmonie". Mit ihren Orchestern gibt sie Benefizkonzerte und hat mehrfach erfolgreich an Nachwuchswettbewerben wie dem Regional- und dem Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" teilgenommen. Susanne Reichel-Visontay hat sich mit ihrem Engagement große Verdienste um die Förderung der musikalischen Bildung erworben.

Barbara Richter, Quedlinburg

Barbara Richter trug maßgeblich zur Entwicklung der lokalen Unterstützungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen in Quedlinburg bei. Bereits 1971 setzte sie sich für die Einrichtung einer Tagesstätte ein, in der Kinder mit geistigen Behinderungen Unterstützung und Förderung erfuhren. Im Frühjahr 1990 überführte sie diese Einrichtung in den Verein "Lebenshilfe Harz-Kreis-Quedlinburg", dessen Vorsitz sie lange Jahre innehatte. Bis heute beteiligt sie sich als Ehrenvorsitzende aktiv an der Entwicklung der von der Lebenshilfe getragenen Dienste und Einrichtungen und ist Ansprechpartnerin für viele Eltern und zugleich auch Schlichterin, Mediatorin und erste Repräsentantin des Vereins. Ihre lebenslange Unterstützung anderer Menschen ist vorbildhaft.

Satenik Roth, Halle (Saale)

Selbst in Armenien geboren, engagiert sich Satenik Roth für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Migrationsgeschichte. Mehr als zehn Jahre war sie Vorstandsmitglied des Ausländerbeirates der Stadt Halle (Saale) und ist dort seit 2017 beratendes Mitglied. Sie ist stellvertretende Vorsitzende im Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat und im "Verband der Migrantenorganisationen Halle". Dabei wirkt sie als Bindeglied zwischen der armenischen Gemeinde und der Stadtgesellschaft und engagiert sich für die Verständigung zwischen orthodoxen Christinnen und Christen, Musliminnen und Muslimen, Jüdinnen und Juden sowie weiteren Religionsgemeinschaften. Darüber hinaus engagiert sie sich im Projekt "GleichTeilhaben" für ukrainische Geflüchtete. Mit ihrem vorbildlichen Engagement hat sich Satenik Roth um den gesellschaftlichen Zusammenhalt verdient gemacht.

Ilja Scherdin, Merseburg

Menschen zusammenzubringen, ist Ilja Scherdin ein Herzensanliegen. Er engagiert sich seit mehreren Jahren in bemerkenswerter Weise für die zwischenmenschliche Verständigung, die Förderung von Toleranz und die Integration von Geflüchteten. Als Integrationslotse des Landkreises Saalekreis gibt er Orientierungshilfe für neu Angekommene und berät Verwaltung und öffentliche Einrichtungen. Im Rahmen des Bahnhofprojekts Merseburg hilft er, Verständnis für die Belange und Sorgen der Geflüchteten einerseits und der einheimischen Bevölkerung andererseits zu entwickeln. Seinen Wohnsitz, das Rittergut Blösien, hat er in einen lebendigen Ort der Begegnung verwandelt. Und auch als Leiter mehrerer Chöre gelingt es Ilja Scherdin, Begeisterung zu vermitteln und Gemeinschaft zu fördern.

Antje Scheschinski, Nebra (Unstrut)

Unsere Demokratie lebt von Menschen, die sich vor Ort einbringen und Verantwortung übernehmen. Das Engagement von Antje Scheschinski ist dafür beispielhaft: Seit beinahe zehn Jahren ist sie ehrenamtliche Bürgermeisterin von Nebra und engagiert sich in beeindruckender Weise für ihre Mitmenschen. Ein wichtiges Anliegen ist ihr die Integration von Geflüchteten, vor allem aus Syrien und der Ukraine. Als stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins "Arche Nebra" unterstützte sie es, die Himmelsscheibe von Nebra – die weltweit älteste Himmelsdarstellung und UNESCO-Welt-Dokumentenerbe – bekannt und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Informationszentrum am Fundort hat sie aktiv mitgestaltet. Seit 2019 ist Antje Scheschinski auch ehrenamtliches Mitglied des Kreistages des Burgenlandkreises und des Verbandsgemeinderates der Verbandsgemeinde Unstruttal.

Frank Schiwek, Schönebeck (Elbe)

Seit mehreren Jahrzehnten setzt sich Frank Schiwek für das gesellschaftliche Miteinander, umfassende Inklusion von Menschen mit Behinderung und den Abbau von Barrieren ein. So ist er unter anderem in verschiedenen Funktionen im Allgemeinen Behindertenverband ehrenamtlich aktiv. Herausragend ist sein Engagement für die Begegnungsstätte Haus Luise für Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderungen. Über viele Jahre war er Vorsitzender des Beirates der "Volkssolidarität" im Regionalverband Elbe-Saale. Darüber hinaus war Frank Schiwek stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Salzland, dreißig Jahre Mitglied im Stadtrat der Stadt Schönebeck (Elbe) und gehörte zehn Jahre dem Kreistag des Salzlandkreises an.

Kerstin Sempert, Halle (Saale)

Kerstin Sempert gründete 2010 mit weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern den Verein "Ein Schutzengel für Kinder", dessen Vorsitzende sie bis heute ist. Der Verein unterstützt Kinder und Jugendliche durch zielgerichtete talentfördernde und integrative Projekte wie die "Lernengel" mit individueller Lernförderung. Das Musikprojekt "Trommelwirbel" und die Theatergruppe "Bunte Mischung" sind ebenso wie das Trickfilmprojekt "Die Flügel breiten – Klappe die Zweite", bei dem Kinder ihre eigenen Ideen in Filme umsetzen und so spielerisch den Umgang mit Sprache, Schrift und neuen Medien erlernen, ein großer Erfolg. Ein Erfolg, der nicht zuletzt Kerstin Sempert zu verdanken ist.

Dr. Bernd Ulbrich, Wettin-Löbejün

Der Historiker Bernd Ulbrich engagiert sich seit vielen Jahren für die Belebung und Bewahrung des jüdischen und historischen Erbes der Stadt Dessau-Roßlau und der Region Anhalt. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft Dessau und Herausgeber der Schriftenreihe sowie Betreuer des Archivs und der Bibliothek des Vereins. Er beteiligte sich aktiv an der Verlegung von Stolpersteinen in Dessau-Roßlau und erarbeitete die Biographien aller mehr als 100 Personen, an die mit den Steinen erinnert wird. Darüber hinaus lehrte er am Seminar für Jüdische Studien der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Geschichte des deutschen Judentums. Menschen wie Bernd Ulbrich ist zu verdanken, dass jüdisches Leben in Deutschland ein sichtbarer Teil unserer Gemeinschaft ist.