Zum Reiseauftakt besuchte der Bundespräsident den Bahnhof Istanbul Sirkeci, von dem Tausende türkische Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter per Zug nach Deutschland aufbrachen. Hier traf er zunächst mit dem Bürgermeister der Stadt, Ekrem İmamoğlu, zusammen.
Der Bahnhof ist ein Symbol für den Aufbruch ins Unbekannte
, sagte der Bundespräsident. Von hier seien hunderttausende Türkinnen und Türken in den 1960er Jahren als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland aufgebrochen. Dieser Bahnhof ist ein steinernes Symbol für die jahrzehntelange Verbindung, die wir miteinander teilen. Die Verbindung von Mensch zu Mensch.
Anschließend kam der Bundespräsident mit Menschen mit türkisch-deutscher Migrationserfahrung ins Gespräch. Mit ihnen sprach er über ihre Lebenswege, ihre Verbundenheit mit Deutschland und der Republik Türkei, und über Fragen von Heimat und Identität.
Während einer Bootsfahrt tauschte sich der Bundespräsident mit Repräsentantinnen und Repräsentanten deutscher Unternehmen über die deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen aus. Auch bei einem Besuch im Logistikzentrum von DHL Express am Flughafen Istanbul war dies Thema.
Mit einem Kulturabend und Empfang in der Kulturakademie Tarabya würdigte der Bundespräsident das 100-jährige Bestehen der deutsch-türkischen Freundschaft und die Beiträge von türkeistämmigen Menschen in Wirtschaft und Wissenschaft, Kunst und Literatur, Sport und Kulinarik. Heute leben in unserem Land fast drei Millionen türkeistämmige Menschen, die unsere Gesellschaft mitprägen und -gestalten. Sie haben unser Land mit aufgebaut, sie haben es stark gemacht und sie gehören ins Herz unserer Gesellschaft
, so der Bundespräsident in einer Rede am Montag in Istanbul.
Bei einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft tauschte sich der Bundespräsident über die Lage von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Republik Türkei aus.
Die besondere Verbindung zwischen den Menschen der Republik Türkei und Deutschland zeigte sich auch in der Reaktion auf das verheerende Erdbeben im vergangenen Jahr. Nach dem unmittelbaren Einsatz von ehrenamtlich Helfenden und vielen Spenden für die humanitäre Katastrophenhilfe unterstützt Deutschland den Wiederaufbau in den betroffenen türkischen Regionen. In der Provinz Gaziantep besuchte Bundespräsident Steinmeier am zweiten Tag seiner Reise eine Unterkunft für Erdbebenopfer, in der derzeit 8.700 Menschen in Containern leben. Im Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern erfuhr er mehr darüber, wie es den Menschen vor Ort heute geht und vor welchen Herausforderungen sie stehen.
Der Bundespräsident dankte in Gaziantep allen, die vor Ort helfen aber auch finanziell unterstützen. Er begrüßte das umfangreiche Kreditprogramm der deutschen Bundesregierung in Höhe von 300 Millionen Euro, mit dem der Wiederaufbau vom Bildungseinrichtungen unterstützt werden soll.
Am Nachmittag besuchte der Bundespräsident außerdem eine Grundschule in der Region, deren Aufbau von Deutschland gefördert wurde. 200 von 800 Kindern dort haben einen syrischen Migrationshintergrund. Wie die Integration der geflüchteten Kinder gelingt, berichteten Sozialarbeiterinnen von UNICEF. Wir schauen mit großem Respekt darauf, was Sie hier geleistet haben, um syrische Geflüchtete aufzunehmen
, sagte der Bundespräsident nach dem Gespräch. Gemeinsam mit den Schulkindern beging der Bundespräsident den "Tag des Kindes", der in der Türkei am 23. April offiziell gefeiert wird.
Wir brauchen den Austausch und wir müssen gemeinsame Interessen nach vorn stellen und gemeinsame Lösungen suchen
, sagte Bundespräsident Steinmeier am 24. April zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs in der Türkei. In der türkischen Hauptstadt Ankara standen politische Gespräche mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan an: Mit ihm sprach der Bundespräsident über die kulturellen, die wissenschaftlichen und auch die engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Die Republik Türkei ist für Deutschland ein wichtiger Partner in der Region, in der NATO und in den G20. Wir haben über die Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der Europäischen Union gesprochen.
Auch hier seien Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Pressefreiheit wichtige Voraussetzungen für eine engere Zusammenarbeit. Neben Präsident Erdogan traf sich der Bundespräsident auch mit zwei Vertretern der Oppositionspartei CHP: Parteichef Özgür Özel und Ankaras Bürgermeister Mansur Yavas.
In der Hauptstadt besuchte der Bundespräsident auch die Universität Ankara. An der Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie ging es erneut um Migration – allerdings von Deutschen in die Türkei. Deutsche Emigranten leisteten in den 1930er und 1940er Jahren einen entscheidenden Beitrag beim Aufbau des modernen türkischen Staates. Zum Gedenken an den türkischen Staatsgründer legte der Bundespräsident an dessen Mausoleum einen Kranz nieder.
Kurzprogramm
Montag, 22. April 2024
- Morgens
Flug nach Istanbul/Türkei - Mittags [MESZ+1]
Ankunft in Istanbul - Anschließend, Bahnhof Istanbul Sirkeci
Gespräch mit dem Oberbürgermeister von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, und Besuch des Bahnhofes - Anschließend
Ansprache des Bundespräsidenten und Gespräch zum Thema deutsch-türkische gesellschaftliche Verbindungen - Anschließend, Anlegeplatz Eminönü
Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern von in der Türkei tätigen deutschen Unternehmen bei einer Schifffahrt zur historischen Sommerresidenz des deutschen Botschafters - Abends, Tarabya, Sommerresidenz des deutschen Botschafters
Kulturabend und Empfang des Bundespräsidenten sowie Ansprache - Anschließend, Museum der Unschuld
Rundgang durch das Museum mit dem Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk
Dienstag, 23. April 2024
- Morgens
Gespräch zum Thema Rechtsstaatlichkeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft - Anschließend, DHL Express Logistikzentrum
Gespräch und Besichtigung - Mittags
- Flug nach Gaziantep
- Nachmittags
Ankunft in Gaziantep - Anschließend, Gaziantep, Grundschule Gazikent
Besuch einer Veranstaltung zum türkischen Kinderfest und Gespräch mit Schulsozialarbeiterinnen - Anschließend, Nurdağı
Besuch eines Unterbringungszentrums für Erdbebenopfer - Abends
Flug nach Ankara
Mittwoch, 24. April 2024
- Morgens, Atatürk Mausoleum
Kranzniederlegung und Eintragung in das Gedenkbuch - Vormittags, Universität Ankara
Besuch der Fakultät für Sprache, Geschichte und Geographie - Anschließend, Präsidialpalast
Begrüßung mit militärischen Ehren durch den Präsidenten der Republik Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, und Gespräch - anschließend
Gemeinsame Begegnung mit der Presse - Anschließend
Mittagessen, gegeben vom Präsidenten - Anschließend
Gespräch mit dem Parteivorsitzenden der Cumhuriyet Halk Partisi (CHP), Özgür Özel - Nachmittags
Flug nach Berlin