Aufgebahrte Tote, Menschen, die Leichen durch die Straßen transportieren, ein Rabbi, ein Totengräber: All das sah Helmy Spethmann, die seit Frühjahr 1941 als Krankenschwester im Kriegslazarett der Wehrmacht in Warschau stationiert war. Sie sah es bei ihren Besuchen im Warschauer Ghetto – und sie fotografierte es. Warum sie die Aufnahmen machte, ist bis heute nicht bekannt. Jahrzehnte später, auf dem Sterbebett, vermachte sie die Bilder ihrer Nichte Ingelene Rodewald. Als dieser klar wurde, was die Fotos zeigen, beschloss sie: Diese Bilder dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
Am 17. Januar haben der Direktor des POLIN-Museums, Zygmunt Stępiński, und der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, der Auschwitz-Überlebende Marian Turski, die Bilder in Empfang genommen. Der Bundespräsident hat die Übergabe vermittelt. Die Bilder lassen uns das Grauen, das die Menschen dort seit Herbst 1940 erleben mussten, erahnen
, sagte er. Wir können und müssen dafür sorgen, dass die Geschichte, die die Fotos zeigen, nicht vergessen wird. Deshalb war es Ingelene Rodewald, deshalb ist es mir so wichtig, diese Fotos heute hier dem POLIN-Museum zu übergeben.
Der Bundespräsident lernte Ingelene Rodewald, deren Sohn die Übergabe der Bilder begleitete, während seiner Ortszeit in Eckernförde im Juni 2023 kennen. Damals zeigte die 101-Jährige ihm die Bilder und es entstand die Idee, die Fotos nach Warschau zu übergeben – dorthin, wo sie aufgenommen wurden.