Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 19. Oktober im Schloss Elisabethenburg in Meiningen sieben Frauen und vier Männer aus Thüringen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Geehrten engagieren sich in vielfältiger Weise: Sie unterstützen Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, finden Wege gegen Einsamkeit im Alter, fördern Sport, Denkmalpflege und Kultur oder sind beim Deutschen Roten Kreuz, in der Erinnerungsarbeit und der Kommunalpolitik aktiv.
Die Ordensverleihung fand während der Ortszeit Meiningen
statt, der neunten Reise des Bundespräsidenten in der Reihe Ortszeit Deutschland
. Er verlegt dabei seinen Amtssitz für drei Tage in verschiedene Regionen, um mit Menschen überall im Land in einen direkten Austausch zu kommen. Dabei ist es ihm auch ein großes Anliegen, denen zu danken, die sich seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient machen.
Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:
Bärbel Chmiel, Gotha
Verdienstkreuz am Bande
Kinder für das Schwimmen zu begeistern, ist Bärbel Chmiel ein Herzensanliegen. Seit mehr als 20 Jahren engagiert sie sich als Schatzmeisterin in der DLRG Ortsgruppe Gotha. Dort verantwortet sie nicht nur die finanziellen Angelegenheiten des Vereins, sondern fördert auch die Nachwuchsarbeit. Sie kümmert sich um die Aus- und Fortbildung der Übungsleiter und hilft bei der Organisation von Wettkämpfen. Sie hat enorm viel Zeit investiert und ihr Organisationstalent eingebracht, um sicherzustellen, dass Kinder auch in der Phase der Corona-Pandemie schwimmen lernen und die Lücken auch im Anschluss daran nicht allzu groß wurden. Seit 2021 ist sie zudem Vizepräsidentin des 21.000 Mitglieder zählenden Kreissportbundes Gotha. Es sind Menschen wie Bärbel Chmiel, die den Breitensport vor Ort ganz maßgeblich prägen.
Margot Eckert, Sonneberg
Verdienstkreuz am Bande
Margot Eckert weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, mit einem eingeschränkten Sehvermögen leben zu müssen. Seit vier Jahrzehnten engagiert sie sich daher in der Selbsthilfe: Als langjährige Vorsitzende der Kreisorganisation Sonneberg des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Thüringen unterstützt sie blinde und seheingeschränkte Menschen und setzt sich für deren gleichberechtigte Teilhabe ein. So gründete und betreut sie eine Hörzeitung, die über Politik, Kultur und die Verbandsarbeit informiert. Sie berät mit großem Sachverstand blinde und seheingeschränkte Menschen in Sonneberg und klärt Betroffene über ihre Rechte und Ansprüche auf. Dafür bietet sie nicht nur Sprechzeiten in der Kreisverwaltung an, sondern sucht die Betroffenen auch zu Hause auf. In den Ferien organisiert sie gemeinsame Ausflüge für Betroffene, den sie weiß: Erholsame Auszeiten und das Erleben von Gemeinschaft sind Kraftquellen, mit denen sich der oft schwierige Alltag besser bewältigen lässt.
Silke Förster, Meiningen
Verdienstkreuz am Bande
Soziales und kulturelles Engagement in Meiningen ist ganz eng mit dem Namen Silke Förster verbunden. Dabei gilt ihr besonderes Interesse seit Jahrzehnten dem Theater. Schon seit den Achtzigerjahren setzt sie sich für die Nachwuchsförderung im Chorbereich ein. Sie entwickelte die Idee der Theatermaus
– einer Figur, die Schwellenangst abbaut und Besuchern unbekannte Orte im Theater zeigt. Mit der Theatermaus konnte sie auch bei Kindern und Jugendlichen Interesse für die Welt der Bühne wecken. Wie sehr ihr Meiningen und die Menschen vor Ort am Herzen liegen, zeigt auch ihr Engagement zum Erhalt des Volkshauses, ihre Initiative für saubere öffentliche Parks und ihr soziales Engagement für alleinerziehende und arbeitslose Menschen. Silke Försters langjähriges Wirken ist beispielhaft für eine lebendige Zivilgesellschaft vor Ort.
Claudia Geiken, Weimar
Verdienstkreuz am Bande
Menschen mit geistiger Behinderung und deren Angehörige brauchen Unterstützung. Claudia Geiken betreut selbst ihre älteste Tochter und wurde so Mitglied des Elternvereins der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung in Weimar. Schon bald übernahm sie Verantwortung im Vorstand der Ortsvereinigung und des Thüringer Landesverbandes. Dort setzt sie sich aktiv für Menschen mit hohem Assistenzbedarf und deren Angehörige ein und organisiert zum Beispiel das Elterncafé der Lebenshilfe, eine wichtige Oase der Ruhe, der Gemeinschaft und der gegenseitigen Unterstützung im schwierigen Alltag pflegender Angehöriger. Zudem ist Claudia Geiken im Behindertenbeirat der Stadt Weimar, im Verband kinderreicher Familien und im Verein "Inner Wheel Club" aktiv. Ihr vorbildliches Wirken ist gelebte Mitmenschlichkeit.
Peter Handy, Schmalkalden
Verdienstkreuz am Bande
Peter Handy macht sich seit vielen Jahrzehnten um die Regionalgeschichte und die Denkmalpflege in der Region Schmalkalden verdient. Bereits zur Zeit der DDR leitete er die von ihm gegründete Arbeitsgruppe Denkmalpflege, die sich ehrenamtlich um den Erhalt gefährdeter Baudenkmäler bemühte. Nach der Wiedervereinigung initiierte er den Verein für Schmalkaldische Geschichte und Landeskunde
und war mehr als 25 Jahre dessen Vorsitzender. Dass der Rennsteig – dieser für den Thüringer Wald so wichtige Ort – unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist nicht zuletzt sein Verdienst. Auch in seinem Amt als Ehrenstadtrat der Stadt Schmalkalden bringt Peter Handy den Denkmalschutz und die Regionalgeschichte seiner Heimatstadt voran. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Heimatpflege und schafft Zugehörigkeit.
Jörg Kaps, Arnstadt
Verdienstkreuz am Bande
Jörg Kaps ist seit vielen Jahren in Arnstadt aktiv und setzt sich unermüdlich dafür ein, demokratische Werte zu stärken und eine lebendige Erinnerungskultur vor Ort zu pflegen. Insbesondere indem er kontinuierlich die jüdische Geschichte in Erinnerung ruft, hat er sich einen Namen gemacht und große Anerkennung erworben. Über 160 Stolpersteine wurden in Arnstadt auf seine Initiative hin verlegt. Auch im Rahmen des Gedenkjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
hat er Veranstaltungen organisiert. Er versucht, in aller Welt Nachkommen der Menschen ausfindig zu machen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Mit dieser Arbeit zeigt Jörg Kaps, wie wichtig es ihm und vielen anderen Menschen in unserem Land ist, an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern – als Ausdruck einer Verantwortung, die nicht vergeht.
Agata Kraus, Rudolstadt
Verdienstkreuz am Bande
Seit mehr als 10 Jahren ist Agata Kraus beim DRK ihrer Heimatregion ehrenamtlich engagiert und leitet seit vielen Jahren die Rettungshundestaffel. Sie bringt viel von ihrer privaten Zeit ein, um im Notfall zu helfen. Sie tut dies oft bei Einsätzen in Thüringen oder sogar über die Landesgrenzen hinaus – überall dort, wo die Dienste der Rettungshunde gerade gebraucht werden. Aber sie ist auch in anderen Bereichen der Hilfsorganisation aktiv: beim Medizinischen Einsatzverband, im Katastrophenschutz und bei der Blutspende. Um in der Öffentlichkeit zu vermitteln, wie wichtig die Arbeit des DRK ist, besucht sie mit ihrer Rettungshundestaffel Kindergärten, Schulen oder Festveranstaltungen. Dabei schafft es Agata Kraus, mit ihrer verbindlichen und motivierenden Art, Menschen für die Arbeit des DRK zu begeistern und dadurch die rettungsdienstliche Versorgung des ländlichen Raumes zu stärken.
Steffen Mensching, Rudolstadt
Verdienstkreuz am Bande
Steffen Mensching machte sich bereits in den 1980er Jahren als Kabarettist einen Namen. Gemeinsam mit Hans-Eckardt Wenzel trat er bei der Demonstration am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin auf, und gemeinsam mit ihm wurde er 1990 mit dem Heinrich-Heine-Preis ausgezeichnet. Zahlreiche weitere Preise, die auch sein beeindruckendes schriftstellerisches Schaffen würdigten, folgten nach der Wiedervereinigung. Seit 2008 ist Steffen Mensching Intendant des traditionsreichen Landestheaters Rudolstadt. Dabei ist ihm die enge Verbindung des Theaters zur Bevölkerung in der Region um Saalfeld und Rudolstadt besonders wichtig. Er tritt aktiv für eine demokratische Gesellschaft ein und beteiligt sich seit vielen Jahren am Bundesprogramm Partnerschaften für Demokratie
. Bei den Schwarzburger Gesprächen
diskutiert er mit anderen Engagierten über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und die Stärkung des Gemeinwesens und liefert damit immer wieder Impulse für eine lebhafte Demokratie.
Günter Oßwald, Treffurt
Verdienstkreuz am Bande
Günter Oßwald übernahm 1979 die Federnschmiede seines Lehrmeisters in Mühlhausen. Nach der Friedlichen Revolution baute er den Betrieb zu einem Anbieter von Fahrzeugzubehör mit Standorten in Thüringen, Hessen und Bayern aus. Er packte im politischen Umbruch 1989/90 an, und formte den Handwerksbetrieb zu einem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen von überregionaler Bedeutung. Daneben war es für ihn immer selbstverständlich, sich auch für das Gemeinwesen vor Ort zu engagieren: Er beteiligte sich 1989 an der Gründung des Runden Tisches und engagierte sich politisch. Seit 1994 gehört er dem Stadtrat in Treffurt an. Als passionierter Radfahrer und Skilangläufer unterstützt er seit vielen Jahren den Breiten- und Leistungssport. Günter Oßwald ist als Förderer für den Ski- und Radsport ebenso wie für den Handball in Thüringen kaum wegzudenken. Menschen wie er sind das Rückgrat nicht nur unseres wirtschaftlichen Wohlstandes, sondern auch unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Anja Schneider, Meiningen
Verdienstkreuz am Bande
Einsamkeit im Alter kann krank machen. Anja Schneider bietet mit ihrer Aktion namens Lachfalten
ein hoffnungsfrohes Gegengewicht hierzu. Mit ihrem Team von Helferinnen und Helfern organisiert sie Tanzveranstaltungen für Seniorinnen und Senioren. Hier haben die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Training von Mobilität und Körper und können auch das gesellige Beisammensein genießen. Sie ließ sich in ihrem Engagement auch von der Pandemie nicht stoppen und organisierte den Austausch der Seniorinnen und Senioren untereinander mit Hilfe von elektronischen Medien: Das Tanzcafé fand eine Zeit lang auf dem Tablet statt. Mit ihren Veranstaltungen ergänzt Anja Schneider zielgerichtet die Angebote der stationären und ambulanten Altenpflege. Ob wir in unserer Gesellschaft solidarisch sind, zeigt sich daran, wie wir mit der älteren Generation umgehen – und Anja Schneider leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass dieser Umgang von Herzenswärme geprägt ist.
Uta Wanitschke, Erfurt
Verdienstkreuz am Bande
Der Name Uta Wanitschke ist ganz eng mit dem Kinder- und Jugendtheater „Schotte“ in Erfurt verbunden. Sie ist seit der Gründung im Jahr 1991 im Trägerverein aktiv. Vor 15 Jahren hat sie die künstlerische Leitung des Theaters übernommen, dessen Arbeit wiederholt ausgezeichnet wurde. Sie begleitet und motiviert das junge Ensemble im Alter von 10 bis 27 Jahren und unterstützt auch junge Nachwuchsregisseurinnen und -regisseure bei deren Arbeit. Für die Ausrichtung der Thüringer Schultheatertage und das Festival „Schultheater der Länder“ hat ihre Arbeit deutschlandweit Anerkennung erhalten. Mit ihrem Engagement leistet Uta Wanitschke einen herausragenden Beitrag in der kulturellen Jugendbildung in Thüringen und setzt wichtige Impulse für die Kulturlandschaft.