Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Papst Franziskus am 31. Dezember zum Tod von Papst Benedikt XVI. kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:
Mit großer Trauer haben wir in Deutschland vom Tod Papst Benedikts XVI. erfahren. Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt. Über seine weltkirchliche Sendung hinaus hatte dieser Papst als Landsmann für uns Deutsche eine ganz besondere Bedeutung. Die Wahl eines Papstes aus dem Mutterland der Reformation und eines Intellektuellen, der sich den Dialog zwischen Glaube und Vernunft zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war für viele Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Zeichen.
Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit.
Schon im Wirken des Professors Joseph Ratzinger verband sich hohe theologische und philosophische Bildung mit verständlicher Sprache. Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seinen Schriften und Ansprachen klare Orientierung. Er hat sich dem Suchen und Fragen der Menschen gestellt.
Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation war er mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert. Hier war er besonders in der Verantwortung. Benedikt wusste um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche.
Benedikt entschied sich zum Amtsverzicht in dem Moment, in dem er gewiss war, sein Amt nicht mehr mit der nötigen Kraft ausführen zu können. Das war eine unerwartete kirchengeschichtliche Zäsur.
Als Papst der ganzen Welt verpflichtet, blieb er doch immer mit seiner bayerischen Heimat verbunden, die seinen Glauben tief geprägt hat. Das konnten wir Deutsche bei seinen Besuchen und Ansprachen in Deutschland spüren. Vielen sind seine Besuche zum Weltjugendtag in Köln, in Berlin, im Eichsfeld und in Freiburg unvergesslich geblieben.
Als erster Papst sprach Benedikt vor einem gewählten Parlament der Deutschen. Seine Worte zu den Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaates und der Demokratie, zur Würde des Menschen und zur Ökologie lösten nicht nur in Deutschland engagierte Debatten aus und beförderten die Wahrheitssuche Einzelner wie des Gemeinwesens.
‚Deus caritas est – Gott ist die Liebe‘ – aus diesem Titel seiner ersten Enzyklika spricht Benedikts tiefe Überzeugung, mit der er vielen Menschen auf der ganzen Welt Halt und Kraft vermittelte.
Deutschland trauert um Papst Benedikt XVI. und erinnert sich seines Wirkens.