Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit

Schwerpunktthema: Bericht

30. September 2022

Der Bundespräsident hat am 30. September unter dem Motto "Brücken bauen" 20 Bürgerinnen und Bürger zum Tag der Deutschen Einheit mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die elf Frauen und neun Männer tragen in herausragender Weise dazu bei, Lösungen für die globalen Herausforderungen unserer Zeit zu finden, wie die Corona-Pandemie, Armutsbekämpfung, Migration und den Klimawandel.


Brücken bauen – unter diesem Motto hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 30. September in Schloss Bellevue 20 Personen zum Tag der Deutschen Einheit mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die elf Frauen und neun Männer tragen in herausragender Weise dazu bei, Lösungen für die globalen Herausforderungen unserer Zeit wie den Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Corona-Pandemie, Armutsbekämpfung, Migration und den Klimawandel zu finden sowie den Zusammenhalt in unserem Land zu stärken.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Marieluise Beck, Bremen
Verdienstkreuz 1. Klasse

Freiheit und Demokratie – das sind die Werte, die das lange Wirken der Politikerin, Parlamentarierin und engagierten Bürgerin Marieluise Beck bestimmen. Dabei macht sie sich stets für diejenigen stark, die angegriffen, unterdrückt oder vergessen werden. Marieluise Beck setzt sich seit Jahrzehnten mit außerordentlicher Tatkraft für Menschenrechte, Völkerverständigung und die Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes ein. Einen Schwerpunkt ihres Wirkens hat sie auf die mittel- und osteuropäischen Länder gelegt, insbesondere auf die Ukraine. So hat sie in herausragender Weise dazu beigetragen, dass die Ermordung der ukrainischen Juden stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist. Mit dem Zentrum Liberale Moderne, das sie nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag mitgegründet hat, widmet sie ihr Engagement auch der aktuellen Lage der von Russland völkerrechtswidrig angegriffenen Ukraine. Herzenswärme, Leidenschaft und Unbeugsamkeit – das zeichnet Marieluise Beck aus.

Dr. Alan Bern, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Der Komponist, Musiker und Musikpädagoge baut Brücken aus Musik. Ein Klezmer-Workshop, den er 1999 im Rahmen des Kulturstadtjahrs in Weimar leitete, war so erfolgreich, dass Alan Bern um viele weitere künstlerische Projekte gebeten wurde. Daraufhin gründete er die Other Music Academy, einen Verein, der die verschiedensten Menschen bei kulturellen Projekten zusammenbringt. Besonders bekannt ist der Yiddish Summer Weimar, ein jährliches Kulturfestival, dessen künstlerischer Leiter er ist. Ziel des Yiddish Summer sei immer gewesen, so sagt Alan Bern, jüdische und explizit jiddische Sprache und Kultur zu vermitteln, die ganz eng mit der deutschen und europäischen Geschichte verknüpft seien. Dabei will er besonders auch junge Menschen ansprechen – und gibt damit der Erinnerung eine Zukunft.

Carsten Breuer, Potsdam/Brandenburg
Verdienstkreuz 1. Klasse

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es ganz besonders Carsten Breuer zu verdanken, dass der bislang größte und komplexeste Hilfeleistungseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr erfolgreich war. Unter seiner Führung hat die Bundeswehr mit bis zu 25.000 zeitgleich eingesetzten Soldatinnen und Soldaten einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie geleistet. Carsten Breuer steht stellvertretend für das Bild des loyalen und dem Gemeinwohl verpflichteten Staatsdieners in Uniform. Gleichzeitig fördert dieser Einsatz und besonders auch das Wirken von Carsten Breuer die Verbindung zwischen den Streitkräften und der Bevölkerung in Deutschland – und zeigt uns als Gesellschaft, wie sehr wir einander brauchen.

Ali Can, Essen/Nordrhein-Westfalen
Verdienstmedaille

Aufeinander zugehen – das ist die Maxime des im In- und Ausland bekannten Sozialaktivisten. Sie ist umso bemerkenswerter, als Ali Can und seine Familie wegen seines Kampfes gegen Rassismus immer wieder bedroht wurden. Unbeirrt setzt er seinen Weg als, wie er sich selbst bezeichnet, interkultureller Streetworker fort. Auf dem Höhepunkt der Pegida-Demonstrationen 2015 versuchte er, mit Islamgegnern ins Gespräch zu kommen, denn es sei immer besser, miteinander als übereinander zu sprechen. Ein Jahr später richtete er die Hotline für besorgte Bürger ein, eine Initiative, die auf friedliche Weise einen Austausch über Zuwanderung erreichen will. Seit 2018 widmet er sich dem Aufbau des VielRespektZentrums in Essen, einer interkulturellen Begegnungsstätte, und seiner Kampagne #MeTwo, um den Diskurs über Alltagsrassismus voranzubringen. Sein Ziel dabei ist, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken. Hierfür setzt sich Ali Can Tag für Tag aufs Neue ein.

Claudia Dathe, Jena/Thüringen
Verdienstkreuz am Bande

Claudia Dathe ist eine der bekanntesten Übersetzerinnen der ukrainischen Gegenwartsliteratur ins Deutsche – und auch eine der ersten, die Literatur aus dem Ukrainischen übertragen hat. Damit baut sie uns eine Brücke zum Verständnis des Landes, und sie geht noch weiter: Als eine genaue Kennerin der Ukraine, ganz Osteuropas und seiner Menschen wirkt sie zudem als unermüdliche Akteurin, Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und Kulturen zusammenzubringen. Sie trägt damit bereits seit vielen Jahren zu einem intensiven Dialog über die gemeinsame europäische Vergangenheit und Zukunft bei. Dabei setzt sie sich entschieden dafür ein, Hierarchien zwischen den Kulturen abzubauen. Wie wichtig ihr Wirken ist, wissen wir alle seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Um ukrainischen Künstlern in Not zu helfen, koordiniert sie seitdem auch die Initiative #artistsinshelter.

Dr. Hanza Diman, Bayreuth/Bayern
Verdienstmedaille

Wie gut kennen wir Afrika wirklich? – diese Frage stellt Hanza Diman Schülerinnen und Schülern immer wieder. Er gibt dabei Antworten, die zum Nachdenken anregen und auch eher unbekannte Facetten unseres Nachbarkontinents für alle Altersgruppen verständlicher machen. Hanza Diman stammt aus Benin und hat an der Bayreuth International Graduate School of African Studies promoviert. Der Grundsatz des Instituts Forschen mit Afrika ist auch Leitlinie seines intensiven Engagements für ein besseres Verständnis zwischen Menschen aus Deutschland und Afrika. So war er unter anderem Gründungsmitglied des Vereins Model African Union Bayreuth und koordiniert dessen Projekt Afrika@School, bei dem Promovierende der Afrikastudien an Schulen in Oberfranken zu Projekttagen über Afrika beitragen. Außerdem ist er beim Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland aktiv.

Dr. Kerstin Finger, Templin/Brandenburg
Verdienstkreuz am Bande

Mit dem von ihr aufgebauten Zahnärztlichen Hausbesuchsdienst Uckermark sichert Kerstin Finger das, was unser Gesundheitssystem vor allem gewährleisten will: die medizinische Versorgung aller Menschen – ob sie auf dem Land oder in der Stadt leben. Sie praktiziert stationär wie mobil, um auch pflegebedürftige Menschen selbst in den entlegensten Winkeln ihres Landkreises behandeln zu können, der einer der größten, dabei sehr dünn besiedelten Landkreise Deutschlands ist. Kerstin Finger fährt mindestens einmal in der Woche zu Patienten, die ohne sie kaum eine Chance auf eine regelmäßige zahnmedizinische Versorgung hätten. Ihr Hausbesuchsdienst ist mittlerweile großes Vorbild geworden – und doch finden sich noch viel zu wenige, die es ihr gleichtun. Außerdem ist Kerstin Finger in Berufsverbänden aktiv und engagiert sich immer wieder gemeinnützig in sozialen Projekten wie der Flüchtlingshilfe in Templin.

Anna Heringer, Laufen/Bayern
Verdienstkreuz am Bande

Auf die Frage, wie Beton, der zunehmend für das Klima zum Problem wird, ersetzt werden kann, hat Anna Heringer eine klare Antwort: durch Lehm, einen der ältesten Baustoffe der Menschheit. Die international hochgeschätzte Architektin gilt als Vorreiterin des nachhaltigen Bauens. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr in Bangladesch stand für sie fest, dass sie für ihre Bauten stets natürliche Materialien nachhaltig verwenden würde, dazu die am jeweiligen Ort verfügbaren Ressourcen nutzen und die dort lebenden Menschen mit einbeziehen werde. Ihre Arbeiten bilden eine Brücke zwischen alten Bauweisen und modernen Konzepten und zeigen, dass, wie sie sagt, auf den Baustellen von heute nicht der Sondermüll von morgen entstehen muss. Dieses Credo vermittelt Anna Heringer auch Studierenden im In- und Ausland. 2010 erhielt sie von der UNESCO eine Honorarprofessur für Lehm-Architektur und nachhaltige Entwicklung.

Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joosten, Mesekenhagen/Mecklenburg-Vorpommern
Verdienstkreuz 1. Klasse

Dank Hans Joosten ist heute bekannt: trockengelegte Moore sind Klimakiller, wiedervernässte Moore sind Klimaretter. Der Biologe ist Vorreiter bei der Suche nach Wegen zum Klimaschutz. An der Universität Greifswald hat er das Greifswald Moor Centrum mitgegründet, eine der weltweit gefragtesten Forschungsstellen für den Klimaschutz. Bei der wissenschaftlichen Forschung zur Relevanz der Moore für das Klima hat es Hans Joosten jedoch nicht belassen. Er hat praktische Wege aufgezeigt, wie die Gebiete erneut landwirtschaftlich genutzt werden können und dabei eine ganz neue Fachrichtung geprägt, die Paludikultur. Über seine wissenschaftliche Arbeit hinaus hat er sich stets auch in die politischen Debatten eingebracht, denn der Klimaschutz braucht das Handeln von allen.

Andreas Knapp, Chieming/Bayern
Leila Weber, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Musik hat die Kraft, Gemeinschaft zu schaffen. Dies zu erleben, ermöglichen die Bratschistin und der Musikmanager so leidenschaftlich wie einfühlsam ganz besonders denen, die Entwurzelung und Heimatlosigkeit erfahren haben. Leila Weber und Andreas Knapp gründeten 2016 in Berlin Hangarmusik, ein Hilfsprojekt für geflüchtete Kinder und Jugendliche, bei dem diese gemeinsam in einem Orchester musizieren. Um mitzumachen sind keine Vorkenntnisse nötig. Gelernt wird in der Gruppe, geprobt meist auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Dabei steht im Mittelpunkt Orchestermusik von Beethoven, Mahler oder Mozart. Darüber hinaus arbeiten beide seit vielen Jahren mit den Orchestern von El Sistema zusammen, dem 1975 in Venezuela initiierten musikpädagogischen Modell, bei dem arme und wohlhabende Kinder zusammen musizieren und dadurch auch zusammenfinden.

Dr. Matthias Maurer, Köln/Nordrhein-Westfalen
Verdienstkreuz 1. Klasse

Der gebürtige Saarländer startete am 11. November 2021 als 12. deutscher Raumfahrer im All seine erste Mission zur Internationalen Raumstation ISS. In den sechs Monaten bis zu seiner Rückkehr führte der Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation ESA mehr als hundert wissenschaftliche Experimente durch, davon 36 aus Deutschland, und hatte auch einen Außenbordeinsatz. Von seiner großen Expertise als herausragender Materialwissenschaftler profierte die Mission in ganz besonderer Weise. Matthias Maurer, der während seines Studiums auch viele Auslandsaufenthalte absolviert hat und mehrere Sprachen spricht, zeigt immer wieder, dass die internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft stets auch der Völkerverständigung dient. Nach seiner Rückkehr aus dem All hat er betont, dass die ISS 22 Jahre lang ein Symbol für internationale Kooperation, Freundschaft und friedliche Zusammenarbeit der Menschen gewesen ist. Seine Botschaft entfaltet gerade jetzt, während des Angriffskrieges gegen die Ukraine, große Wirkung.

Dieter Overath, Köln/Nordrhein-Westfalen
Verdienstkreuz am Bande

Der Fairtrade-Pionier – so wird Dieter Overath nicht nur in Deutschland genannt. Seit dreißig Jahren widmet er sich dem sozialen Handel und wurde dabei zu einem seiner herausragenden Protagonisten. 1992 hat er den Verein gegründet, der das Fairtrade-Siegel vergibt, das seit Langem am meisten verbreitete Siegel für sozial gerecht produzierte Produkte aus Ländern des Globalen Südens. Dabei geht es Dieter Overath immer auch darum, auf die Menschen hinter den Produkten aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, dass hinter unseren – oft unbedachten – Konsummustern konkrete Schicksale stehen. Zu Beginn der Fairtrade-Kampagne hat er sich fast im Alleingang für seine Vision eines gerechteren Handels eingesetzt. Dank seiner Initiative sind heute in deutschen Lebensmittelgeschäften, Drogerien, Weltläden und gastronomischen Betrieben über 5.500 Fairtrade-Produkte im Angebot – vom Kaffee bis zur fair gehandelten Rose.

Sibilla Pavenstedt, Bremen/Hamburg
Verdienstkreuz am Bande

Dass sich Mode, Handwerk und soziales Unternehmertum vereinbaren lassen, zeigt die renommierte Modedesignerin
Sibilla Pavenstedt. 2008 gründete sie in Hamburg die Initiative Made auf Veddel, die Textilproduktion und Integration in vorbildlicher Weise vereint. In einem Atelier in dem gleichnamigen Stadtteil fertigen Migrantinnen und sozial benachteiligte Frauen Kleidung und Kunsthandwerk. Dabei bringen sie ihre handwerklichen Talente ein, werden beruflich gefördert und bei der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse unterstützt. 2015 initiierte Sibilla Pavenstedt das Projekt Weltschal, bei dem von Menschen aus der ganzen Welt – Künstlern, Geflüchteten, sozial Engagierten – ein Band von über 200 Länderfahnen als Zeichen für eine offene Gesellschaft geschaffen wurde. Außerdem hat sie 2020 die Non-Profit-Initiative CareForEurope angestoßen, bei der Corona-Masken im Europa-Design genäht wurden, mit deren Erlös Hilfsprojekte in ganz Europa unterstützt werden.

Katharina Raabe, Berlin
Verdienstkreuz 1. Klasse

Die Lektorin hat zahlreiche mittel- und osteuropäische Autorinnen und Autoren in unserem Sprachraum bekannt gemacht und die Übersetzung ihrer Werke angestoßen. Katharina Raabe gilt bei uns als die herausragende Vermittlerin der Literaturen zwischen Ostsee und Schwarzem Meer. Dadurch, dass auf die ins Deutsche übersetzten Texte auch Verlage in anderen Ländern aufmerksam werden, verschafft sie den Werken oftmals auch weiterreichende Wirkung. Immer wieder hat sie auch zur Zeitgeschichte und Literatur in Osteuropa publiziert und einen besonderen Schwerpunkt auf die Ukraine gelegt. Katharina Raabe vermittelt einer breiten Leserschaft die Lebenssituation in Mittel- und Osteuropa und leistet damit einen wichtigen Beitrag dafür, dass Menschen einander besser verstehen. Für die ukrainischen Autorinnen und Autoren ist sie gerade in diesen Zeiten eine unverzichtbare literarische Botschafterin.

Dr. Camilla Rothe, München/Bayern
Verdienstkreuz am Bande

Am 27. Januar 2020 diagnostizierte die Ärztin die erste Corona-Infektion in Deutschland. Dabei erkannte sie, dass die Ansteckung von einer Person stammte, die zu dem Zeitpunkt selbst noch ohne Symptome war. Umgehend veröffentlichte sie gemeinsam mit dem Direktor des Münchner Tropeninstituts diese Entdeckung. Die Publikation löste weltweit einen wissenschaftlichen Disput aus, an dessen Ende die Bestätigung ihrer Erkenntnisse stand. Ihre frühzeitige Warnung und ihr Mut, standfest an ihrer Erkenntnis festzuhalten, waren ein bedeutender Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie in der ersten Phase. Camilla Rothe hat sich zudem von Anfang an auch in der Altenhilfe und in Bildungseinrichtungen bei der Organisation von Hygienemaßnahmen und bei der Beratung zur Minimierung des Infektionsrisikos engagiert.

Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Berlin
Verdienstkreuz am Bande

Das Chronische Fatigue Syndrom ist eine Krankheit, die die Lebensqualität der Betroffenen besonders stark beeinträchtigt. Carmen Scheibenbogen setzt alles daran, diesen Menschen zu helfen und ist – als eine der ganz wenigen in Deutschland – auf dessen Erforschung und Behandlung spezialisiert. Sie leitet die Immundefekt-Ambulanz und das Fatigue-Centrum an der Charité Berlin. Gleich nach Beginn der Corona-Pandemie, als die Fälle von Long- und Post-Covid-Erkrankungen rapide anstiegen, hat sie sich intensiv diesem Krankheitsbild gewidmet. Dass die damit verbundenen Leiden schon im Sommer 2020 in der Fachwelt und Öffentlichkeit bekannt wurden, ist ganz besonders ihr zu verdanken. Mit ihrer großen Expertise kämpft sie seither bei Institutionen, der Politik und Pharmaindustrie für die Aufstockung von Forschungsmitteln, damit Abhilfe rasch Wirklichkeit wird.

Kerstin Scheinert, Norderstedt/Schleswig-Holstein
Verdienstkreuz am Bande

Als 19-Jährige musste sie erleben, dass ein Unfall alle ihre vorherigen Pläne zunichte machte. Kerstin Scheinert kämpfte sich ins Leben zurück, wollte so aktiv wie möglich bleiben und erlebte, wie wichtig dabei ihr Arbeitsplatz war. Seither setzt sie sich für die Rechte von Beschäftigten ein. Seit fünfzehn Jahren engagiert sie sich als Werkstatträtin der Segeberger Wohn- und Werkstätten. Bereits nach kurzer Zeit wurde sie zur Vorsitzenden gewählt und ist heute außerdem Gesamtwerkstatträtin. Daneben bringt sie sich seit Langem in der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstatträte in Schleswig-Holstein ein, deren Vorsitz sie seit letztem Jahr innehat. Unter dem Motto Jetzt sagen die Beschäftigten selbst, was für sie gut ist, wirbt sie für den so wichtigen Paradigmen-Wechsel bei der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und bringt damit die Inklusion in unserem Land voran.

Kathrin Schuchardt, Weimar/Thüringen
Verdienstkreuz am Bande

Mit ihrem Wirken verbindet sich ganz besondere Zivilcourage. Kathrin Schuchardt trägt aktiv dazu bei, dass Gleichberechtigung, Toleranz und Solidarität keine bloßen Worte bleiben, sondern tatsächlich gelebt werden. Als ehemalige Streetworkerin und Sozialpädagogin weiß Kathrin Schuchardt genau, wo bürgerschaftliches Engagement gebraucht wird. Heute arbeitet sie als freiberufliche Referentin für Demokratiepädagogik und als Beraterin bei Landes- und Bundesprogrammen in der politischen Bildung. Zudem unterstützt sie ehrenamtlich die Queer-Community in Thüringen, ist Mitgründerin des Vereins für Vielfalt in Sport und Gesellschaft und Initiatorin von Kulturprojekten. Mit ihrem Engagement gehört Kathrin Schuchardt zu den bekanntesten Aktivistinnen für ein weltoffenes, buntes Weimar.

Neven Subotić, Dortmund/Nordrhein-Westfalen
Verdienstmedaille

Er wolle etwas zurückgeben und seinen Beitrag für die Gesellschaft leisten, sagt Neven Subotić. Seinen Worten folgten Taten. Auf dem Höhepunkt seiner erfolgreichen Karriere als Fußballprofi gründete er in Dortmund eine Stiftung, mit der er Brunnen in Afrika baut. Mittlerweile sind es fast 500, und sie ermöglichen in Regionen, die zu den ärmsten der Welt gehören, zahlreichen Menschen Zugang zu sauberem Wasser. Um auf das Problem der globalen Wasserknappheit und ihre Ursachen aufmerksam zu machen, unterhält die Stiftung auch ein Bildungsprojekt in Dortmund. Denn, wie Neven Subotić es auf den Punkt bringt, gemeinsam als Gesellschaft können wir so vieles erreichen, wenn wir miteinander kooperieren.