Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 27. August, dem Tag des offenen Schlosses, gemeinsam mit Elke Büdenbender fast 10.000 Gäste im Park von Schloss Bellevue zum Bürgerfest begrüßt. Aufgrund von amtlichen Unwetterwarnungen hatte der Bundespräsident das Fest für den ersten Tag, den 26. August, absagen müssen.
Im Mittelpunkt des jährlichen Bürgerfestes steht die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für eine starke Zivilgesellschaft. Unter dem Motto Engagement: Ehrensache!
würdigte der Bundespräsident besonders den ehrenamtlichen Einsatz junger Menschen.
Partnerländer des Festes waren in diesem Jahr Irland und Bayern, die sich mit kulturellen und kulinarischen Beiträgen präsentieren.
Tag des offenen Schlosses am 27. August
Am Samstag, den 27. August war Tag des offenen Schlosses. Fast 10.000 interessierte Bürgerinnen und Bürger konnten den Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten kennenlernen, sich über das Engagement der rund 30 vertretenen Organisationen, Initiativen und Unternehmen informieren und das vielfältige Kulturprogramm für Groß und Klein genießen.
Der Ort der Talente
stand ganz im Zeichen des diesjährigen Mottos Engagement: Ehrensache!
. Hier informierten sich Bürgerinnen und Bürger über Erfahrungen junger Menschen im Ehrenamt und tauschten sich mit ihnen aus. Fragen des Umweltschutzes, der Bildung, der Gesundheit, der Digitalisierung oder der Kinder- und Jugendhilfe wurden in Podiumsdiskussionen auf der Bühne und an unterschiedlichen Projektständen besprochen.
Ein Höhepunkt des Tages war eine Diskussionsrunde mit Bundespräsident Steinmeier zum Thema Sozialpartnerschaft 4.0 für die Arbeitswelt von morgen
. Auf der Parkbühne diskutierte er mit Moritz Kreppel, Gründer von Urban Sportsclub, Michael Schellmoser, Betriebsrat des Atos-Standorts Berlin und Mitglied im Gesamtbetriebsrat Atos Deutschland, und Wolfgang Dauth vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) über Fragstellungen zur Zukunft der Sozialpartnerschaft. Es moderierte Sabrina N’Diaye.
Darüber hinaus erlebten die Gäste ein Programm aus Musik- und Tanzaufführungen, ein kulinarisches Angebot mit Spezialitäten aus Irland, Bayern und aus der Region, Mitmach-Aktionen für alle Altersgruppen, Rundgänge durch Schloss Bellevue, eine Skatebahn und vieles mehr. Zu den musikalischen Höhepunkten gehörten die Flying Steps Academy, der Original Münchner Schäfflertanz, Ami Warning & Band sowie Riverdance – Das Original.
Auswahl aus den rund 1.500 eingeladenen ehrenamtlich Engagierten:
Baden-Württemberg
Anna Pytlik (Tübingen): Seit 2019 ist Anna Pytlik bei den Jugendguides in Tübingen dabei und durchlief dort die einjährige Qualifizierungsphase. Seitdem engagiert sie sich in hohem Maße im Bereich Erinnerungskulturelles Engagement
. Hinter Jugendguides steckt die Idee, die Geschichte des Nationalsozialismus anderen Jugendlichen zu vermitteln. Bei den geführten Stadtgängen nutzt Anna Pytlik die Möglichkeit, sich im direkten Austausch mit anderen Jugendlichen über die Vergangenheit lokal vor Ort auszutauschen, um somit eine aufgeklärte Haltung gegenüber den gesellschaftlichen Konflikten von heute generieren zu können.
Maximilian von der Herberg (Heilbronn): Der 16-jährige Schüler des Heilbronner Mönchsee-Gymnasiums initiierte mit seinen Klassenkameraden das Umweltprojekt Waldpaten. Im heimischen Jugendzimmer von Maximilian von der Herberg startete mit zahlreichen Videokonferenzen die Initiative zur Hege und Pflege des regionalen Waldes. So pflanzten Ende 2021 bis zum heutigen Tage auf Einladung der Heilbronner Waldpaten 200 Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende und Menschen mit Behinderung im Forstareal am Schweinsberg über 3.500 junge Bäume neu an. Der Schutz der regionalen Natur und Tierwelt steht bei allen Aktionen immer im Mittelpunkt.
Bayern
Pankraz Deuber (Bamberg): Der pensionierte Gärtner Pankraz Deuber setzt sich seit Jahrzehnten für den Garten- und Gemüsebau in Bayern ein. Dabei liegt ihm insbesondere die Jugendarbeit am Herzen. Seit 1990 ist Pankraz Deuber ohne Unterbrechung Mitglied des Stadtrates Bamberg und setzte sich dort in den Ausschüssen und Senaten stetig dafür ein, dass Bamberg als Gärtnerstadt erhalten bleibt und gerade junge Menschen Interesse am Gärtnern finden. Darüber hinaus engagiert sich Pankraz Deuber seit vielen Jahren als Vorstandsvorsitzender der Gartenbauzentrale Bamberg, im Vorstand des Unteren Gärtnervereins und, als Vorsitzender des Vereins Gärtner- und Häckermuseum. Mit seinem unermüdlichen Einsatz und der Pflege der innerstädtischen Gärtnerflächen trug Pankraz Deuber dazu bei, dass Bamberg die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe erlangt hat.
Matthias Fack (Buchloe): Aktuell als Präsident des Bayerischen Jugendrings KdöR tätig, ist Matthias Fack bereits seit über dreißig Jahren in gewählten Ämtern und Funktionen der Jugendarbeit in Bayern aktiv. 1998 konnte er seine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg zum Beruf machen. Im Jahr 2000 wurde er zum ersten Mal auch in ein jugendpolitisches Hauptamt gewählt. Viele Themen waren und sind Matthias Fack wichtig. Neben der Weiterentwicklung von Ressourcen für die bayerische Jugendarbeit zählen die europäische Ausrichtung der Jugendarbeit, die Arbeit gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und für Geflüchtete und Integration dazu. Außerdem setzt sich Matthias Fack im Wertebündnis Bayern, im BR-Rundfunkrat sowie für eine starke Jugendhilfe im Landesjugendhilfeausschuss ein.
Timo Klocker (München): Timo Klocker engagiert sich leidenschaftlich im Bereich der internationalen Zusammenarbeit für Demokratie und internationalen Ideenaustausch. Er nahm unter anderem mehrfach am "Model European Parliament" teil und übernahm die Leitung als Präsident. Außerdem ist er bayerischer Vertreter bei der europäischen Jugend-Umweltkonferenz YouthCORE, die seit 2014 der ENCORE Konferenz der regionalen Umweltminister Europas (Environmental Conference of the Regions of Europe) vorgeschaltet ist. Damit sollen die Vorstellungen von künftigen Generationen dort einbezogen werden. Aktuell macht Timo Klocker einen Bundesfreiwilligendienst bei kulturweit und ist zudem Teil des deutschen Projektteams eines laufenden ERASMUS+-KA2-Projekts, bei dem es darum geht, Sekundarschulen und Universitäten europaweit diverser zu gestalten.
Berlin
Hicham Rhannam: Hicham Rhannam ist als Botschafter bei den Young Ambassadors Against Antisemitism der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa aktiv. Das Netzwerk junger gesellschaftlich vielfältig positionierter Menschen in ganz Deutschland setzt sich gegen Antisemitismus und multiple Formen von Rassismus ein. Sie engagieren sich für eine postmigrantische Erinnerungskultur und wollen als Peer-Expertinnen und -Experten die Zukunft und Gegenwart der postmigrantischen Gesellschaft mitprägen. Hicham Rhannam ist außerdem im Gremium der Jungen Islam Konferenz und aktiv im interreligiösen Dialog bei Dialogueperspectives. Durch die Förderung des Avicenna-Studienwerks ist es ihm möglich sich neben seinem Studium vielfältig für die Gesellschaft zu engagieren.
Vanessa Schmidt: Vanessa Schmidt gründete 2019 den gemeinnützigen Jugendverein Understanding Europe Germany e.V. mit. Seitdem ist sie Vorstandvorsitzende und setzt sich mit hoher Motivation für die diversitätsorientierte Weiterentwicklung des Vereins ein. Der Fokus der Vereinsarbeit liegt auf partizipativen Bildungsformaten für junge Menschen, in welchen europäische Themen direkt ins Klassenzimmer gebracht werden. Mittlerweile sind in dem Verein 35 Trainerinnen und Trainer zwischen 16 und 27 Jahren aus ganz Deutschland aktiv und geben Kurse zu Europa, Medien und Demokratie an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Berlin, Brandenburg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Damit ermöglichen sie Diskussionen auf Augenhöhe und geben jungen Menschen einen Raum, in dem sie sich mit diesen Themen beschäftigen können.
Brandenburg
Laura Biernacki (Wildgrube): Die Schülerin des Evangelischen Gymnasiums in Doberlug-Kirchhain ist seit der Gründung des Aktionsbündnisses Ukraine-Hilfe Wildgrube ständiges Mitglied des Organisationsteams. Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen macht sich Laura Biernacki für Menschlichkeit und humanitäre Hilfe stark. Dabei geht um die Versorgung der notleidenden Bevölkerung in den umkämpften Gebieten in der Ukraine. Sie versuchen alles zu organisieren, was den Menschen hilft, und schicken Kleintransporter mit Hilfsgütern in die Ukraine oder sammeln Spenden in Rahmen von Benefizkonzerten.
Anna Moser (Potsdam): Anna Moser engagiert sich beim Kinder- und Jugendtelefon Potsdam in der Seelsorge. Die Telefonseelsorge bietet kostenfrei, anonym und rund um die Uhr Unterstützung in Lebenskrisen, Erste Hilfe in seelischer Not und Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten. Durch qualifizierte Beratung und einem hohen Maß an Empathie unterstützt Anna Moser gemeinsam mit 2.300 Freiwilligen bundesweit Jugendliche in Krisensituationen. Sie bewundert jede anrufende Person für ihren Mut und freut sich daher umso mehr ihnen durch Dasein, Zuhören und Bekräftigen der eigenen Stärken beizustehen.
Bremen
Miriam Siemon (Bremerhaven): Miriam Siemon engagiert sich in Bremerhaven im Schulpatenprojekt Balu und du – großes Engagement für kleine Persönlichkeiten
. Das bundesweite Mentorenprogramm fördert Grundschulkinder im außerschulischen Bereich, indem junge Leute wie Miriam ehrenamtlich eine individuelle Patenschaft übernehmen. Mit ihrer persönlichen Zugewandtheit und über aktive Freizeitgestaltung helfen die Balus wie Miriam Siemon den Kindern, sich in unserer Gesellschaft zu entwickeln und zu lernen, wie man die Herausforderungen des Alltags erfolgreich meistern kann. Für die ausgebildete Erzieherin Miriam Siemon ist es schön zu sehen, wie sich gerade Kinder aus schwierigen Verhältnissen oder Kinder, die zu Hause nicht genug Aufmerksamkeit bekommen (können), durch das Programm entfalten und Freundschaften knüpfen.
Anna Udoh (Bremen): Die frisch gebackene Abiturientin steht für aktiven Einsatz für Jugendbeteiligung im Stadtteil Vegesack in Bremen. Vor ungefähr drei Jahren fing Anna Udoh an, sich im Stadtteil politisch zu engagieren. Damals bemängelte sie die fehlenden Freizeitangebote im Stadtteil und suchte nach einer Möglichkeit, das Stadtgeschehen selbst mitzugestalten. Nun befindet sie sich mitten im Aufbau des Jugendbeirates. Über diesen Beirat organsiert sie gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen Projekte für Jugendliche im Stadtteil, wie Sommerferienausflüge in den Heidepark oder Beteiligungsformate auf dem Hafenfest.
Hamburg
Onno Gehrkens: Onno Gehrkens engagierte sich als Langzeitpate über einen Zeitraum von drei Jahren einfühlsam und auf Augenhöhe im Mentoring-Projekt Generation Zukunft der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg. Als Pate unterstützte er Schülerinnen und Schüler der 10. Klassenstufen von Hamburger Stadtteilschulen in ihrer persönlichen Entwicklung und beruflichen Orientierung. Nach Auslaufen des Projektes vor drei Jahren ist Onno Gehrkens nun für die Bürgerstiftung Hamburg aktiv. Sein Engagement liegt im Themenfond Starke Persönlichkeiten
, der Projekte für sozial benachteiligte Kinder und Jugendlichen in den Bereichen Kultur, Bildung und Bewegung fördert.
Karl-Heinz Osternack: Der ehemalige Schulassistent engagiert sich bereits seit dreißig Jahren ehrenamtlich für das Schullandheim Neuwerk am Turm der Heinrich-Hertz-Schule. Mit großem handwerklichem Geschick beteiligt er sich mit Renovierungs- und Reparaturarbeiten am Wiederaufbau, Erhalt und dem Betrieb des Schullandheimes. Karl-Heinz Osternack ist dadurch maßgeblicher Mitgestalter des Hauses. Seit 1992 dient das historische Gebäude für viele Schülerinnen und Schüler aber auch kirchlichen Vereinen oder Sportgruppen über die Grenzen Hamburgs hinaus als Schullandheim. Karl-Heinz Osterneck liegt der Erhalt des Hauses sehr am Herzen, weil es gerade für Kinder aus einkommensschwachen Familien Anlaufstelle ist und zudem eine lange Erfolgsgeschichte zu erzählen hat.
Hessen
Katja Klenner (Frankfurt): Als ehrenamtliche Ortsbeiratsvorsitzende in Frankfurt am Main übernimmt Katja Klenner eine Vorbildfunktion im politischen Handeln. Die insgesamt 16 bei den Kommunalwahlen gewählten Ortsbeiräte setzen als Stadtteilparlamente neue Impulse für Mitreden, Mitgestalten und Mitentscheiden. Katja Klenner ist seit 2016 politisch mit großer Freude aktiv, um die Interessen der Bürgerinnen und Bürger ihres Wohnbezirks zu vertreten. Als Ortsvorsteherin leitet sie die Sitzungen des Ortsbeirates und ist Ansprechpartnerin für die Menschen und die Verwaltung. Im Rahmen des diesjährigen Frankfurter Jubiläums „50 Jahre Ortsbeiräte“ erstellt sie gemeinsam mit ihrem Ortsbeirat 8 eine digitale Chronik sowie eine eigene Webseite als Informationsplattform für die Bürgerinnen und Bürger. Ein Jubiläums-Fest am 9. Juli war der Startschuss für einen verbesserten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürger im Ortsbezirk.
Joachim Sommer (Wahnfried-Völkershausen): Joachim Sommer und seine Frau lernten 2015 den aus Afghanistan geflüchteten Ahmadjan Nezami kennen. Geprägt von einem persönlichen Schicksalsschlag, bei dem Joachim Sommer sehr viel Hilfe und Unterstützung aus der Gesellschaft erfahren hat, setzt er sich voller Überzeugung für die Belange benachteiligter Menschen ein. So auch für Ahmadjan Nezami. Es entstand ein freundschaftliches Verhältnis zu dem jungen Afghanen und Joachim Sommer bot ihm ein Praktikum in seiner Schenke an. Eigentlich wollte das Ehepaar Sommer nie ausbilden, aber als Ahmadjan Nezami die Abschiebung drohte, handelten sie. Sie boten ihm einen Ausbildungsplatz an, begleiteten ihn zum Interview bei den zuständigen Behörden und ebneten ihm so den Weg zu einem neuen, gut integrierten Leben in Deutschland. Die nächsten Schritte sind: die praktische KFZ-Führerscheinprüfung zu bestehen und Ahmadjan Nezamis Frau nach Deutschland zu holen.
Mecklenburg-Vorpommern
Marius Denda (Anklam): Der 18-jährige Marius Denda ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Jugendparlaments der Hansestadt Anklam, wo er sich für die Mitbestimmungsrechte und Beteiligungsmöglichkeiten von Jugendlichen in der Region ein einsetzt. Zudem ist Marius Denda seit 2021 bei der Drohnenstaffel des Deutschen Roten Kreuzes aktiv und engagiert sich in der Initiative Queer in Anklam, die ihren Sitz im Demokratiebahnhof hat. Als Jugend- und Kulturzentrum ist der Demokratiebahnhof Anklam Anlaufstelle für strukturell benachteiligte Jugendliche. Marius Denda ist dort ebenfalls im Vorstand tätig.
Klaus Heidrich (Schloen-Dratow/OT Neu Schloen): Klaus Heidrich ist Vorsitzender des Behindertenverbandes Humanitas-Müritz e. V. – ein gemeinnütziger Verein der Menschen mit Behinderungen sowie Senioren und deren Angehörige die Teilhabe am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht. Ältere Menschen in die digitale Welt einzuführen, liegt ihm bei seiner Arbeit besonders am Herzen. Sein Wissen und seine Erfahrungen trägt er durch sein Engagement in vielzählige Ämter und Institutionen weiter, zum Beispiel als Mitglied im Partizipationsbeirat des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales oder im Inklusionsbeirat des Bundesbehindertenbeauftragten, als Patientenvertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern oder als Beiratsmitglied des Digital-Kompasses. Mit seiner Arbeit macht er auf Missstände und Lücken im Gesetz aufmerksam und ermutigt die Menschen in seiner Umgebung, sich selbst einzubringen.
Niedersachsen
Thorsten Boomhuis (Nordhorn): Thorsten Boomhuis ist der 1. Vorsitzende des Vereins PingPongParkinson Deutschland e.V. Dort dreht sich alles um Tischtennis als unterstützende Sportart für Parkinson-Erkrankte. Der Verein möchte jedem Betroffenen die Möglichkeit geben, Tischtennis zu spielen, egal ob Anfänger oder Profi. Durch geschicktes Networking zum Ausbau des Selbsthilfenetzwerkes schaffte es Thorsten Boomhuis mit seinen Mitstreitern, den Verein in nur zwei Jahren auf über 700 Vereinsmitglieder zu bringen und bundesweit bereits ca. 100 lokale Gruppen entstehen zu lassen. Der kommunikative Sport wirkt sozialer Isolation und damit verbundenen psychischen Problemen entgegen. Damit leisten die PingPongParkinson-Gruppen einen wichtigen Beitrag zur Inklusion. Die vielbeachteten Turniere und eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit fördern die Vernetzung und Verbundenheit der Betroffenen sowie das Verständnis der Gesellschaft für die Parkinson-Krankheit.
Edgar Kock (Wietze): Edgar Kock liegt das Ehrenamt am Herzen. Als in seiner Gemeinde nach einer Lösung gesucht wurde, um älteren Menschen mehr Mobilität zu ermöglichen, gründete er 2012 den Bürgerbus Wietze e.V. mit. Seitdem ist er Vereinsvorsitzender und verhandelt unter anderem mit der Landesregierung über Fördermittel und Zuschüsse. Mehr als sechs Jahre lang war er außerdem Fahrdienstleiter und sorgte für den reibungslosen Ablauf des Betriebs. Mit 60 Mitgliedsvereinen ist der Bürgerbus Wietze e.V. mittlerweile der zweitgrößte Bürgerbusverein Deutschlands. Seit 2018 sind zwei Bürgerbusse im Einsatz und Edgar Kock erwirkte sogar eine Sonderfahrtgenehmigung, mit der auch Fahrten über den Landkreis hinaus möglich sind.
Hans-Jochen Seuß (Husum): Als ehemaliger Leiter in Seniorenheimen setzt sich Hans-Jochen Seuß speziell für Patienten mit hirnorganischen Erkrankungen ein und ist bis heute Mitglied im Schädel-Hirn-Verband e. V. 1998 rief er mit weiteren Einrichtungsleitenden für Wachkomaheime die Landesarbeitsgemeinschaft für Phase-F-Einrichtungen ins Leben sowie im Jahr 2000 gemeinsam mit anderen Akteuren in Niedersachsen die Woche des Gehirns. In diesem Jahr hat nach zweijähriger Planungsphase die Jubiläumsveranstaltung des Vereins im Rahmen der brainweek Niedersachsen stattgefunden, mit Hans-Jochen Seuß als Organisator. Außerdem ist er Mitinitiator des Selbsthilfetages in Hannover. Mit seinem Engagement trägt er dazu bei, dass sich von Wachkoma Betroffene, ihre Angehörigen, Lebenspartner und Freunde über ihre Erfahrungen austauschen, wechselseitig stärken und unterstützen.
Nordrhein-Westfalen
Amanda Bailey (Beckum): Mit dem Ziel, die Lebensqualität in ihrem neuen Wohnort Beckum-Neubeckum zu steigern und einen Ort für Kultur und Begegnung zu entwickeln, setzte Amanda Bailey sich 2018 für die Gründung einer Bürgerinitiative in ihrem Stadtteil ein. 2020 wurde sie Gründungsmitglied und Co-Vorsitzende des Vereins "Verve! Neubeckum e.V.". Durch die Vernetzung von Akteuren und Aktivitäten aus den Bereichen Kultur, Bildung, Integration, Stadtverwaltung und Quartiersarbeit ist es ihr gelungen, den Beckumer Stadtteil Neubeckum attraktiver zu machen und ein Beispiel für die Wirksamkeit des Ehrenamtes und der Eigeninitiative in der Stadtteilentwicklung zu setzen. Mit dem Aufbau eines Stadtteil-Wohnzimmers motivierte sie zahlreiche, auch junge Menschen, sich zu engagieren. Der Verein wurde in das Förderprogramm Dritte Orte aufgenommen.
Maximilian Berkel (Wuppertal): Der Kunsthistoriker Maximilian Berkel ist seit 2017 Mitglied des Bergischen Geschichtsvereins und engagiert sich mit großem Einsatz in Projekten mit dem Ziel, auch Jüngere für ihre Heimat- und Lokalgeschichte zu begeistern. Ein herausragendes Beispiel für solch ein Projekt des Vereins ist das 2014 erschienene, beliebte Schul- und Jugendbuch Erklär' mir Wuppertal
, das Kindern, deren Eltern und allen anderen Interessierten ihre Heimatstadt näherbringen soll. Aktuell arbeitet er mit seiner Kollegin Folke Obermark-Stiller unter anderem an einer virtuellen Ausstellung zur Nachkriegsgeschichte Wuppertals sowie an einem neuen Buchprojekt zum Thema „Bergische Bauwunder". Auf eine allgemein verständliche wie auch interessante Art und Weise zeigen Maximilian Berkel und der Bergische Geschichtsverein historische Zusammenhänge auf und stärken so die Wahrnehmung des Bergischen Landes als eigenständige Region und heben damit ihre Bedeutung hervor.
Jasmin Kanbar (Essen): Jasmin Kanbar ist seit mehreren Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne engagiert. Dort unterstützt sie die JVA bei ihrer Resozialisierungsarbeit. Auch während der Pandemie hielt sie regelmäßig Kontakt zur JVA und überlegte sich Angebote für die Gefangenen. Besuche von lokalen Sehenswürdigkeiten, Wanderungen und die Ausrichtung von Minigolfturnieren sind nur einige Beispiele ihres unermüdlichen Ideenreichtums.
Rheinland-Pfalz
Dominique Ehrmantraut (Landau): Dominique Ehrmantraut ist Religionslehrerin am Max-Slevogt-Gymnasium. Als in der Coronazeit Antisemitische Verschwörungstheorien laut wurden, rief sie gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern das Projekt Blick-Augenblick-Weitblick
ins Leben. Ihr Ziel: etwas bewegen und Menschen aufklären. In den Arbeitsgruppen Schule ohne Rassismus
und Jüdischer Friedhof Landau
sammelten sie Informationen, besprachen diese und ordneten sie ein, um die Hintergründe und Denkmuster von Verschwörungstheorien zu verstehen. Am Ende erstellten sie eine Argumentationshilfe für die Schülerinnen und Schüler und erarbeiteten ein Comic dazu, welches die wichtigsten Erkenntnisse für alle verständlich darstellt.
Lena Rieder (Herxheim): Lena Rieder ermöglicht jungen Menschen in Herxheim und Hayna sich politisch zu beteiligen. Als Mitglied des Jugendparlaments Herxheim-Hayna arbeitete sie zur Bundestagswahl 2021 daran mit, eine Plattform auf die Beine zu stellen, auf der junge Menschen ihre Fragen an das Jungendparlament stellen konnten. Bei der eineinhalbstündigen, live auf Youtube übertragenen Veranstaltung, zu der politische Vertreterinnen und Vertreter eingeladen wurden, stellten sich die Direktkandidaten aller großen Parteien den Fragen der jungen Wählerinnen und Wähler aus Herxheim und Hayna.
Saarland
Vianne Scheidecker (St. Wendel): Die Schülerin des Cusanus-Gymnasiums engagiert sich seit 2014 in der 2006 von Schülerinnen und Schülern gegründeten freiwilligen Schul-AG Misheni Moyo
, das ist Suaheli und heißt Mission Herz, wo sie gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern Events und Hilfsaktionen plant. Gesammelte Gelder spenden sie an lokale Einrichtungen wie Tierheime, aber auch an die Partnerschule in Namibia. Vianne Scheidecker ist überzeugt, dass man Großes bewirken kann, wenn viele Menschen kleine Schritte gehen.
Susanne Speicher (Saarbrücken): Die junge Lehrerin Susanne Speicher engagiert sich für soziale und ökologische Gerechtigkeit. Ihr liegt eine aufgeklärte Gesellschaft und der Schutz aller Lebewesen am Herzen. Seit Dezember 2018 ist sie bei Fridays for Future im Saarland aktiv. Durch ihren unermüdlichen Einsatz macht sie diese Bewegung vor Ort bekannt, organisiert Demonstrationen und Veranstaltungen zum Thema Klima- und Umweltschutz. Als Sprecherin der Saarland Gruppe organisiert sie im Team regelmäßige Aktionen zu den Themen (globale) Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Diese bringt sie auch durch schulische und außerschulische Workshops Kindern und Jugendlichen näher. Außerdem wirkt sie bei der NGO Weltveränderer e. V. im Vorstand mit und kümmert sich dort um Themen der globalen Nachhaltigkeit.
Anne Treib (Lebach): Anne Treib ist seit 21 Jahren leidenschaftlich selbstständige Buchhändlerin mit eigener Buchhandlung. Andere Frauen zu fördern, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen: Dafür engagiert sie sich ehrenamtlich in der bundesweiten Initiative FRAUEN unternehmen
. Im Saarland gehört sie damit zu einem Kreis von fünf Unternehmerinnen, die regelmäßige Aktionen wie Speed Datings organisieren, bei denen Frauen Fragen zur Selbstständigkeit loswerden können. Weiterhin besuchen sie auch Abschlussklassen an Schulen und setzen sich dafür ein, die Selbstständigkeit präsent zu machen. Nebenher engagiert sich Anne Treib beim Verkehrsverein. Mit ihrer Buchhandlung treiben sie und ihr Team zudem das kulturelle Leben in der Stadt voran.
Sachsen
Aaron Bär (Mockrehna / OT Langenreichenbach): Aaron Bär ist professioneller ehrenamtlicher Ersthelfer – ein sogenannter First Responder (übersetzt: zuerst Eintreffende) – und übernimmt die Versorgung des Patienten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Das System der First-Responder ist aus dem US-amerikanischen Rettungssystem übernommen. First Responder wie Aaron Bär führen lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und betreuen die Patienten. Durch den Einsatz von Aaron Bär kann das therapiefreie Intervall verkürzt werden. Er leistet damit einen enormen Beitrag zur Rettung von Menschenleben und unterstützt den Rettungsdienst im Landkreis Nordsachsen.
Katja Wuttke und Heiko Agater (Leipzig): Katja Wuttke und Heiko Agater engagieren sich seit vielen Jahren in der vom Myelin Projekt Deutschland e. V. gegründeten Förderkörperschaft Myelin Projekt gGmbH. Myelin ist der medizinische Begriff für die Schutzhülle der Nerven, die bei den Entmarkungserkrankungen Leukodystrophie und Multiplen Sklerose zerstört wird. Seit 2005 organisieren sie mit viel Herzblut verschiedene Feste, Sportveranstaltungen und Charity-Aktionen, deren Erlöse dem Myelin-Projekt zugutekommen. Unter dem Motto Spaß haben und dabei Gutes tun
bringen sie Unternehmer, Vereine, Sportler und Betroffene zusammen und kooperieren zusätzlich mit anderen Projekten, wie zum Beispiel dem Verein für Knochenmark und Stammzellenspenden e. V. Mit den Spendengeldern unterstützen sie Forschungsprojekte und Studien auf dem Gebiet der Myelin-Erkrankungen.
Sachsen-Anhalt
Oliver Stieghahn (Magdeburg): Als Leiter der Improvisationstheatergruppe Imaginär
mit über zwanzig Jahren spielpraktischer Erfahrung macht Oliver Stieghahn seine Leidenschaft zum Beruf. In der Pandemie orientierte sich der Magdeburger Krankenpfleger beruflich neu und absolviert seit Mitte 2020 die Weiterbildung Grundlagenbildung Theaterpädagogik
, um voll und ganz in die Kulturarbeit einzusteigen. Gemeinsam mit seiner Frau möchte Oliver Stieghahn ein künstlerisch-soziales Zentrum im Osten Magdeburgs aufbauen, das stetig theaterpädagogische Angebote, künstlerische Aufführungen und einen Raum für die Öffentlichkeit bereithalten soll. Darüber hinaus wird er den Vorsitz der Theaterkiste Magdeburg übernehmen.
Rebecca Hempel (Wolmirstedt): Rebecca Hempel ist seit mittlerweile zwanzig Jahren im Verein OK Live Ensemble in Wolmirstedt aktiv. Damals kam sie noch als Kind zum Verein. Heute ist sie geschäftsführende Vorsitzende und leitet selbst Jugendgruppen. Über ein für alle Kinder offenes Angebot vermittelt sie auf spielerische Weise non-verbale Bildung von Artistik über Tanz bis Musik. Seit 2021 ist sie im Vorstand der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt e. V. und unterstützt bei der Supervision von Projekten. Durch ihr Freiwilliges Soziales Jahr und ihre Tätigkeit als Teamerin war sie der Landesvereinigung stets verbunden. Nebenher engagiert sich Rebecca Hempel als parteilose Finanzausschussvorsitzende im Stadtrat Wolmirstedt.
Schleswig-Holstein
Melanie Günther (Quickborn): Melanie Günther ist seit vielen Jahren im Landesverband der DLRG Jugend Schleswig-Holstein sowie in der Ortsgruppe Quickborn aktiv. Ihre Motivation: mit ihrem Wissen das Wasser für viele Menschen sicherer zu machen und Menschen über sich hinaus wachsen zu sehen. Vor allem unterstützt sie den Landesverband mit seinen knapp 20.000 Mitgliedern im Bereich der Jugend. Sie organisiert das AgentenCamp für jüngere Mitglieder und sorgt jedes Jahr für spannende Rätselaufgaben. Außerdem ist sie Landeskinderbeauftrage und setzt sich für die Interessen der Mitglieder im Alter von 6-13 Jahren. Sie leitet nicht nur den Landeskinderrat, sondern ist auch an Großveranstaltungen beteiligt. Außerdem steht sie allen Kindern und Jugendlichen bei Sorgen und Nöten rund um die DLRG zur Verfügung.
Leonie Theißen (Kiel): Bereits seit ihrer Kindheit ist Leonie Theißen Mitglied der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg in Ahrensburg. Als Jugendliche wurde sie dort zur Gruppenleiterin und setzte diese Tätigkeit während ihres Studiums in Kiel fort. Heute gibt sie ihr Wissen im Arbeitskreis Aus- und Weiterbildung von Gruppenleiterinnen und -leitern weiter und organisiert eigeninitiativ Ausbildungskurse. Dabei steht sie allen Teilnehmenden selbst als Referentin und Teamerin verlässlich zur Verfügung.
Thüringen
Hanna Heiderich (Oechsen): Hanna Heiderich engagiert sich mit mitreißendem Einsatz für Spendenlieferungen in die Ukraine und in der Ukraine-Flüchtlingshilfe im Wartburgkreis. Spontan erklärte sie sich bereit, die von der Kirchengemeinde in Oechsen gesammelten Hilfsgüter, die von Freiwilligen angenommen, sortiert und verpackt wurden, mit dem Kirchenkreisbus nach Warschau zu bringen. Gemeinsam mit anderen Helfern legte sie mit einer Kolonne aus insgesamt 15 Transportern und einem LKW (40 Tonnen) insgesamt 2.080 km zurück. Auch die Mobile Dorfmitte
organisierte Hanna Heiderich engagiert und mit großer Eigeninitiative. Der Treffpunkt und Ideensammelplatz aller Bewohner des Ortes ist ein Beteiligungsformat, das Themen und Wünsche für die Zukunft der Dörfer aus der Gemeinderatssitzung und Gesprächen am Küchentisch in die Öffentlichkeit trägt. Alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner können sich hier an der Entwicklung des Dorfes beteiligen. So zeigt Hanna Heiderich gemeinsam mit ihrem Team, dass auch Dörfer einen Raum für Innovation und interkulturelle Gemeinschaften bieten können.
Sabrina Hoffmann (Weimar): Sabrina Hoffmann organisiert vorbildlich den Cleanup Day in Weimar. Der internationale Müllsammeltag hat seinen Ursprung in Estland und findet seit 2008 weltweit statt. Seit 2018 macht auch Deutschland mit und im Jahre 2019 rief Sabrina Hoffmann erstmals zum World Cleanup Day (WCD) in Weimar auf. Dem Aufruf folgten 53 fleißige Freiwillige. 2021 machten sogar 250 Helfende beim WCD Weimar mit. Es beteiligten sich Schulen, Vereine, Familien und Weimarer Bürgerinnen und Bürger, denen die Sauberkeit ihrer Stadt 2,5 Stunden ihrer Zeit wert war. Auf sieben Routen sammelten die engagierten Menschen ca. 2.500 Liter wildentsorgten Abfall, 14.700 Zigarettenstummel und rund 500 Masken. Sabrina Hoffmann baute ein Team von Routenguides auf, die die einzelnen Gruppen führten und anleiteten und so die Gesamtorganisation stemmten. In diesem Jahr findet der WCD am 17. September 2022 statt und auch in Weimar wird wieder gesammelt.