Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 12. Mai im Rathaus Quedlinburg drei Frauen und zwei Männer aus Sachsen-Anhalt mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Sie machen sich seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient, sind unter anderem in der Geschichts- und Demokratiebildung, für Menschen mit Behinderung, in der Wissenschaft, in der Leseförderung oder der Sehbehindertenselbsthilfe aktiv.
Die Ordensverleihung fand während der Ortszeit Quedlinburg
statt, der zweiten Reise des Bundespräsidenten in der Reihe Ortszeit Deutschland
, bei der er seinen Amtssitz für drei Tage in verschiedene Regionen verlegt, um den direkten Austausch mit Menschen überall im Land zu suchen.
Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:
Wolfgang Bischoff, Magdeburg
Verdienstkreuz am Bande
Wolfgang Bischoff kam bereits früh mit der politischen Realität der DDR in Kontakt. Seiner Schule wurde er verwiesen, weil er sich für einen Mitschüler einsetzte. Abitur und Studium blieben ihm so verwehrt. Später von der Bundesregierung aus politischer Haft freigekauft, machte er sich am Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn bei der Erforschung von Amphibien und Reptilien einen Namen. Seit den 1990er Jahren engagiert er sich in der Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg und teilt seine Erfahrungen politischer Repression in der DDR als Zeitzeuge vor allem mit jungen Menschen.
Wolfgang Rieck, Coswig/Anhalt
Verdienstkreuz am Bande
Wolfgang Rieck gehört zu den Menschen, die die Demokratie in Sachsen-Anhalt mit aufgebaut haben. Neben seinem politischen Engagement als Mitglied des ersten frei gewählten Landtages von Sachsen-Anhalt, dem er bis 1998 angehörte, engagierte er sich stets auch sozial. 1990 war er Initiator und Mitbegründer des gemeinnützigen Vereins „Lebenshilfe Roßlau e. V.“ und hat seither den Vorsitz inne. Dank seines unermüdlichen Wirkens entstand in drei Jahrzehnten ein starker Partner, der Menschen mit Behinderung unterstützt und einen wichtigen Beitrag für ihre Teilhabe und Selbstverwirklichung leistet.
Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug, Halle/Saale
Verdienstkreuz am Bande
Die Neurobiologin Jutta Schnitzer-Ungefug war von 2000 bis 2020 Generalsekretärin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. In ihrer Amtszeit hat sie sich insbesondere dafür eingesetzt, die Leopoldina einer breiteren Öffentlichkeit – gerade auch jungen Menschen – zu öffnen und Halle zu einem Ort gelebter Wissenschaft zu machen. Auch ehrenamtlich hat sie sich in ihrer Heimat stets engagiert, sei es beim Kinder- und Jugendtelefon Halle, als Präsidentin des Landesmusikrates und Mitglied im Demografie-Beirat Sachsen-Anhalt oder als Vorsitzende des Kuratoriums der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Dagmar Sonnenkalb, Teutschenthal
Verdienstkreuz am Bande
Dagmar Sonnenkalb leitet seit 1986 die Zentralbibliothek Teutschenthal. Ihrem großen Engagement ist es zu verdanken, dass aus der Bücherei über die Gemeindegrenzen hinaus ein Ort der Bildung, Begegnung und Kultur wurde, der das gesellschaftliche Zusammenleben und den Zusammenhalt in ihrer Heimatstadt ganz maßgeblich gefördert hat. So ist ein Treffpunkt für unterschiedlichste Generationen entstanden: für junge Familien, Kinder und Jugendliche sowie ältere Bürgerinnen und Bürger. Besonders am Herzen liegt ihr die Leseförderung von Kindern und Jugendlichen, die sie mit kreativen Ideen auch unter den schwierigen Bedingungen während der Corona-Pandemie fortgeführt hat.
Christine Wendel, Magdeburg
Verdienstkreuz am Bande
Selbst von Erblindung betroffen, ist Christine Wendel seit mehr als 45 Jahren ehrenamtlich in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe tätig. Schon 1974 trat sie dem heutigen „Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt e.V." bei, kümmerte sich als Vertrauensfrau in vielfältiger Weise um Betroffene und richtete Veranstaltungen und Treffen aus. Noch heute ist sie im Arbeitskreis für Frauen des Verbandes aktiv und beteiligt sich an Schulaktionen und öffentlichen Aufklärungsveranstaltungen zu den Belangen von blinden und sehbehinderten Menschen. Ihr unermüdliches und jahrzehntelanges Engagement in der Selbsthilfe ist ein beeindruckendes Beispiel bürgerschaftlichen Engagements.