"Ortszeit Quedlinburg" – Reise mit Zeit nach Sachsen-Anhalt

Schwerpunktthema: Bericht

10. Mai 2022

Der Bundespräsident hat seinen Amtssitz vom 10. bis 12. Mai nach Sachsen-Anhalt verlegt. Drei Tage lang führte er seine Amtsgeschäfte von Quedlinburg aus. Vor Ort standen Begegnungen und Gespräche auf dem Programm, unter anderem am "Runden Tisch" zum Thema Flüchtlinge aus der Ukraine und an einer "Kaffeetafel kontrovers" zur Pandemie, den Folgen des Krieges für unser Land und zu lokalen Themen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Oberbürgermeister Frank Ruch besuchen den Marktplatz in Quedlinburg und begegnen Bürgerinnen und Bürgern

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seinen Amtssitz für drei Tage nach Sachsen-Anhalt verlegt. Vom 10. bis 12. Mai führte er seine Amtsgeschäfte von Quedlinburg aus.

Die Stadt im nördlichen Harzvorland mit ihren knapp 24.000 Einwohnern steht beispielhaft für die Entwicklungen in den neuen Bundesländern. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben die Menschen hier harte Umbrüche bewältigt: gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche. Vor allem durch die Zusammenarbeit engagierter Bürgerinnen und Bürger und kommunaler Politik ist es gelungen, die traditionsreiche Stadt besonders lebenswert zu machen.

Der Bundespräsident nahm sich bei der Ortszeit Quedlinburg Zeit für Begegnungen und Gespräche. Er verschaffte sich einen Eindruck, was die Menschen bewegt und wie sie auf ihr Land schauen – mehr als zwei Monate nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine, nach mehr als zwei Jahren Pandemie und mehr als dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung.

Der Bundespräsident reiste am 10. Mai per Bahn nach Quedlinburg. Kurz nach seiner Ankunft in der Stadt äußerte sich der Bundespräsident vor dem Quedlinburger Rathaus so: Ich bin froh und dankbar, dass der Oberbürgermeister uns nach Quedlinburg eingeladen hat. Eine Stadt mit großer, reichhaltiger Geschichte. […] Eine Stadt, die auch Umbrüche, Veränderungen hinter sich hat. Diese Veränderungen bewältigt und das nicht durch staatlichen Befehl, sondern indem hier eine besondere Kooperation – Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft, zwischen unterschiedlichen Parteien, zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen – stattfindet. Weiter sagte er: Wir haben uns keine Orte ausgesucht, wo die Realität der Postkarte entspricht, sondern wir gehen in Orte, von denen wir wissen, dass Probleme vorhanden sind und dass es Bemühungen und Engagement gibt, diese Probleme zu bearbeiten. Deshalb auch die Gespräche über die Zukunft auf die man hier in Quedlinburg hinarbeitet. […] Das worüber gesprochen wird – das, was freut, aber auch das was ärgert – nach Berlin mitzunehmen, darum geht es. Und ich glaube, es erhöht jedenfalls die Wahrnehmung dessen, was sich in der Region tut.

Vor Ort waren Begegnungen und Gespräche geplant. Unter anderem tauschte er sich am Dienstag am Runden Tisch – an dem Vertreterinnen und Vertreter von Kommunalpolitik und Zivilgesellschaft kooperieren – zum Thema Flüchtlinge aus der Ukraine aus und am Mittwoch an einer Kaffeetafel kontrovers zur Pandemie, den Folgen des Krieges für unser Land und zu lokalen Themen. Nach der Kaffeetafel kontrovers betonte er: Nach zwei Jahren Pandemie ist es wichtig, dass wir kontroverse Debatten wieder von Angesicht zu Angesicht führen. In Quedlinburg ist es wie in vielen Regionen: Der Spalt in der Gesellschaft ist tiefer geworden. [...] Wir müssen wieder lernen, andere Meinungen zuzulassen.

Außerdem besuchte Bundespräsident Steinmeier die Walzengießerei – eines der wenigen ostdeutschen Unternehmen, das die beispiellosen Umstrukturierungen der 1990er Jahre erfolgreich bewältigt hat und heute im globalen Markt erfolgreich arbeitet, gleichzeitig aber von den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen besonders betroffen ist. Der Bundespräsident schaute sich die Innenstadt an und besuchte dort unter anderem die Lyonel-Feininger-Galerie. Ein Schüler des Bauhausmeisters kam aus Quedlinburg und hat nach Feiningers Emigration dessen Werke in Quedlinburg verwahrt. Den feierlichen Abschluss des Aufenthalts bildete eine Ordensverleihung für Bürgerinnen und Bürger aus Sachsen-Anhalt gemeinsam mit Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Quedlinburg ist nach Altenburg in Thüringen, das Bundespräsident Steinmeier vom 18. bis 20. März 2022 besuchte, die zweite Station der Ortszeit Deutschland. Er ist damit bereits das zweite Mal in den neuen Bundesländern. Im Laufe seiner zweiten Amtszeit möchte der Bundespräsident durch ganz Deutschland reisen und überall mit den Menschen ins Gespräch kommen. Der Bundespräsident bringt Zeit mit. Er möchte erfahren, was den Menschen Mut und Hoffnung macht und was sie skeptisch gegenüber unserer Demokratie und ihren Institutionen werden lässt. Er will erfahren, was die Menschen umtreibt und auch motiviert, Verantwortung zu übernehmen – und was dies wiederum für politische Entscheidungsträger bedeuten kann.

In seiner Rede vor der Bundesversammlung hatte Bundespräsident Steinmeier am 13. Februar 2022 betont: Wenn wir aus den großen Umbrüchen einen gemeinsamen Aufbruch machen wollen, dann geht das nicht durch staatliche Verordnung allein. Dann müssen wir Brücken bauen. […] Brücken in Richtung Zukunft, die breit und stark genug sind, dass wirklich alle darüber gehen können. Mit der Ortszeit Deutschland begibt sich der Bundespräsident auf eine Reise an Orte, wo die großen Umbrüche unserer Zeit spürbar werden.

Kurzprogramm

Dienstag, 10. Mai

  • Rathaus, Markt 1
    Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
  • Hotel am Brühl, Billungstr. 11
    Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten
  • Rathaus, Markt 1
    Teilnahme am Runden Tisch zum Thema Flüchtlinge aus der Ukraine

Mittwoch, 11. Mai

  • Hotel am Brühl, Billungstr. 11
    Kaffeetafel kontrovers des Bundespräsidenten zu lokalen Themen
  • Lyonel-Feininger-Galerie, Schloßberg 11
    Besuch der Lyonel-Feininger-Galerie

Donnerstag, 12. Mai

  • Walzengießerei & Hartgußwerk Quedlinburg GmbH, Klopstockweg 33
    Besuch der Walzengießerei sowie Gespräch mit Werksleitung, Betriebsrat und Auszubildenden
  • Rathaus, Markt 1
    Ordensverleihung