Ordensverleihung "Gelebte Solidarität – Engagiert in der Corona-Pandemie"

Schwerpunktthema: Bericht

26. März 2021

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 26. März in Schloss Bellevue fünf Frauen und einen Mann mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Unter dem Motto "Gelebte Solidarität – Engagiert in der Corona-Pandemie" würdigte er ihr besonderes ehrenamtliches Engagement in der Ausnahmesituation, stellvertretend für zahllose andere, die sich in dieser Zeit kreativ und häufig spontan für ihre Mitmenschen und das Gemeinwesen einsetzen.


Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 26. März in Schloss Bellevue fünf Frauen und einen Mann mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Unter dem Motto Gelebte Solidarität – Engagiert in der Corona-Pandemie würdigte er ihr besonderes ehrenamtliches Engagement in dieser Ausnahmesituation – stellvertretend für zahllose andere, die sich kreativ und häufig spontan für ihre Mitmenschen und das Gemeinwesen einsetzen und so dazu beitragen, die durch die Pandemie entstandenen Härten abzumildern.

Folgende Bürgerinnen und Bürger wurden ausgezeichnet:

Annerose Chyzy, Saalfeld (Thüringen)
Verdienstkreuz am Bande

Bereits kurz nach der Wiedervereinigung trat Annerose Chyzy der Arbeiterwohlfahrt bei und prägte seitdem das soziale und karitative Engagement ihrer Heimatstadt. Seit ihrem Ruhestand 2015 engagiert sie sich unermüdlich ehrenamtlich, vor allem im Projekt Herbstzeitlose. Dort unterstützt sie Menschen im hohen Alter und kranke oder behinderte Menschen in ihrer Selbstbestimmung und bei der Bewältigung des Alltags. Während der Lockdown-Maßnahmen hat sie ihre ehrenamtliche Arbeit ausgeweitet und initiierte zum Beispiel Telefonbesuche für die von ihr Betreuten. Damit begegnete sie dem Schlimmsten für viele Menschen während des Lockdowns – dem Alleinsein. Zusammen mit dem Team des Projekts organisierte sie zudem zahlreiche Hilfsdienste wie Arztbesuche und einen Einkaufsservice.

Jana Fechner, Rötha (Sachsen)
Verdienstmedaille

Die Corona-Pandemie fordert Pflegekräfte in Krankenhäusern in ganz besonderem Maße. Als langjährige Stationsleiterin der Infektionsstationen des Klinikums St. Georg in Leipzig hat Jana Fechner mit ihrer herausragenden sozialen und fachlichen Kompetenz und als federführendes Mitglied im Quarantäneteam während der Corona-Pandemie weit Überdurchschnittliches geleistet. Ihr vorbildhaftes Wirken ist ein herausragendes Beispiel für den unermüdlichen, selbstlosen und bedeutsamen Einsatz der Pflegekräfte bei der Eindämmung der Pandemie. Neben ihrem herausfordernden Beruf engagiert sich Jana Fechner in ihrer Freizeit auch ehrenamtlich: Im Förderverein der AIDS-Hilfe Malawi unterstützt sie die Förderung der HIV/AIDS-Prävention und die Bekämpfung der HIV-Epidemie.

Dr. Cem Özbek, Homburg/Saar (Saarland)
Verdienstkreuz am Bande

Der Herzspezialist der SHG-Klinik Völklingen weiß: Ärztliche Hilfe darf keine Grenzen kennen. Dr. Cem Özbek hat sich schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie in jahrelangen Verhandlungen mit den deutschen und französischen Stellen dafür eingesetzt, dass Notfallpatienten aus den umliegenden französischen Gemeinden für die zeitkritischen Herzinfarktbehandlungen über die Grenze direkt in das näher gelegene Klinikum in Völklingen gebracht und dort versorgt werden können. In der ersten Welle der Corona-Pandemie war es maßgeblich seiner Initiative und seinem Einsatz zu verdanken, dass Covid-19-Patienten aus schwer getroffenen Regionen in Frankreich in das Klinikum in Völklingen verlegt und behandelt wurden. Sein Engagement ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel deutsch-französischer Freundschaft, sondern hat vor und in der Corona-Pandemie auch zahlreiche Menschenleben gerettet.

Peggy Schirmer-Schmid, Ertingen (Baden-Württemberg)
Verdienstkreuz am Bande

In einer Ausnahmesituation wie der Corona-Pandemie ist Einsatz und Tatkraft gefordert. Das Engagement von Peggy Schirmer-Schmid ist dafür beispielhaft. Gleich zu Beginn der Krise organisierte die langjährige Bereitschaftsleiterin des DRK-Kreisverbandes Biberach die Quarantäneunterbringung für die aus Wuhan ausgeflogenen deutschen Familien und schaffte es, die belastende Situation auch für die Kinder erträglich zu gestalten. Als es kurz darauf in Heinsberg zum ersten großen Corona-Ausbruch kam und das dortige DRK um Unterstützung bat, nutzte sie ohne zu zögern ihren LKW-Führerschein und transportierte 10.000 Masken nach Heinsberg. Nach wenigen Stunden Ruhe in einer Behelfsunterkunft kehrte sie zurück und setzte ihre Arbeit im DRK-Einsatzstab nahtlos fort. Zu Beginn der zweiten Welle konzipierte sie die Teststelle für Reiserückkehrer am Stuttgarter Hauptbahnhof und übernahm neben ihrer koordinierenden Rolle immer wieder Führungsfunktionen vor Ort.

Dr. Noemi Staszewski, Frankfurt am Main (Hessen)
Verdienstkreuz am Bande

Die Leiterin und Mitbegründerin des Treffpunkts der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland hat mit ihrem Engagement entscheidend dazu beigetragen, dass die hochbetagten und häufig schwer traumatisierten Holocaustüberlebenden in der Corona-Pandemie Unterstützung erfahren. Um die Arbeit der Treffpunkte, die Holocaustüberlebenden und ihren Familien einen Ort für Kontakt, Austausch und Beratung bieten, auch in der Corona-Pandemie fortzuführen, initiierte Dr. Noemi Staszewski einen Telefondienst, der die Betroffenen aus ihrer Isolation herausholt und über den Hilfe im Alltag organisiert werden kann. In dem von ihr mitinitiierten Projekt So schmeckt Shabbes bereiten Ehrenamtliche 3-Gänge-Menüs zu, die an Shabbat kostenlos an die Bedürftigen ausgeliefert werden. Dr. Noemi Staszewski engagiert sich zudem seit über 20 Jahren ehrenamtlich für die Erinnerungskultur.

Ricarda Thiesen, Risum-Lindholm (Schleswig-Holstein)
Verdienstmedaille

Wie sehr gerade auch die Jüngsten unter der Pandemie leiden, hat die Lehrerin einer Grundschulklasse an der Alwin-Lensch-Schule in Niebüll gleich zu Beginn der ersten Schulschließungen erkannt. Da sich die Kinder nicht sehen konnten, war es ihr wichtig, ihren Schützlingen einen verlässlichen Freund an die Hand zu geben. Sie entwickelte und nähte die Handpuppen Hupert und Fussel, die seitdem die Kinder nicht nur beim alleine Lernen zu Hause, sondern auch im Präsenzunterricht durch die schwierige Zeit der Pandemie begleiten. Ricarda Thiesen nutzt die Puppen didaktisch als positive Kritiker oder als fehlermachendes Mitglied der Klassengemeinschaft, um unterschiedliche Situationen für die Kinder erlebbar zu machen. Die aufwendigen Lernvideos gestaltet sie so, dass sie sich auch für Smartphones eignen, da nicht alle Kinder Zugang zu Computern haben. Es ist dem kreativen und einfühlsamen Engagement von Menschen wie Ricarda Thiesen zu verdanken, dass die großen Herausforderungen der Pandemie besser bewältigt werden können.