Brief an König Felipe VI. von Spanien zum Nationalfeiertag

Schwerpunktthema: Bericht

12. Oktober 2020

Der Bundespräsident hat am 12. Oktober König Felipe VI. von Spanien in einem handschriftlichen Brief zum spanischen Nationalfeiertag gratuliert. Darin geht er auch auf die Herausforderungen durch die weiter andauernde Corona-Pandemie ein: "Ich möchte Ihnen und dem spanischen Volk zu Ihrem Nationalfeiertag in dieser schwierigen Zeit die Solidarität und tiefe Anteilnahme meiner Landsleute zum Ausdruck bringen."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schreibt König Felipe VI. von Spanien zum Nationalfeiertag einen handschriftlichen Brief

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat König Felipe VI. von Spanien in einem handschriftlichen Brief zum spanischen Nationalfeiertag gratuliert. Der Bundespräsident schreibt:

Es ist nun über ein halbes Jahr her, dass wir uns persönlich begegnen konnten, in Yad Vashem und in Auschwitz. Seit diesen Begegnungen, in denen wir – gerade als Europäer – um die richtigen Lehren einer düsteren Vergangenheit für eine friedlichere, bessere Zukunft gerungen haben, dominiert eine neue, in unserer Generation ungekannte Herausforderung unser öffentliches Leben. Die Corona-Pandemie dauert an und sie stellt den inneren Zusammenhalt und die wirtschaftliche Kraft unserer Gesellschaften vor eine harte Prüfung. Bei uns allen wächst die Sehnsucht nach einer Rückkehr zu lieb gewonnenen alten Gewohnheiten. Gleichzeitig müssen wir ganz nüchtern feststellen, dass die Pandemie weiter eine große Gefahr für unsere Gesundheit darstellt.

Es ist mir ein persönliches Anliegen, Ihnen und dem ganzen spanischen Volk zu sagen, dass wir mit großem Mitgefühl und tiefer Sympathie auf die Situation in Spanien blicken. Millionen meiner Landsleute haben Spanien persönlich kennengelernt, schätzen die Schönheit Ihres Landes und die besondere Gastfreundschaft seiner Menschen. Spanien ist für viele Deutsche ein Sehnsuchtsland geworden. Und so spüren wir die Einschränkungen, die mit der neuen Welle von Infektionen Spanien nun schon zum zweiten Mal treffen, auch ganz persönlich.

Ich möchte Ihnen und dem spanischen Volk zu Ihrem Nationalfeiertag in dieser schwierigen Zeit die Solidarität und tiefe Anteilnahme meiner Landsleute zum Ausdruck bringen. Wir sind in Gedanken bei den Verstorbenen und ihren Familien, bei den Erkrankten, die um Genesung ringen, bei den vielen Helferinnen und Helfern im spanischen Gesundheitswesen, die jeden Tag kämpfen, um Menschenleben zu retten. Wir fühlen auch mit all denen, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten müssen.

Gerne würde ich diese Solidarität mit einem persönlichen Besuch bei Ihnen ausdrücken. Das lässt die augenblickliche Lage leider nicht zu. Aber ich bleibe tief überzeugt, dass uns der Weg aus dieser Prüfung nur gemeinsam gelingen kann. Ich bin deshalb froh, dass wir in der Europäischen Union im Juli gegenseitige Solidarität für diesen Weg in einer weltweit beispiellosen Dimension beschlossen haben. Darüber hinaus sollten wir uns gegenseitig ganz praktisch helfen, wenn unsere medizinischen Kapazitäten erneut an ihre Grenzen geraten. Das Gefühl der Ohnmacht, in der Krise allein gelassen zu werden, darf sich nicht wiederholen. Gemeinsam, nur gemeinsam können wir diese Krise überwinden. Deutschland steht dabei fest an Spaniens Seite.

Das Leiden Spaniens ist uns nah. Spaniens Zukunft ist uns wichtig.