Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich am 12. März mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, zu einem Gespräch über den Verlauf der Corona-Epidemie getroffen. Im Anschluss an das Treffen erklärte der Bundespräsident:
Nach allem, was wir heute wissen, stehen wir noch am Anfang einer sehr ernst zu nehmenden Entwicklung. Die Zahl der Infizierten wird in den nächsten Wochen steigen. Die Dauer dieser Krise ist noch nicht absehbar. Für den Staat, die Wirtschaft und die Menschen in unserem Land, aber auch für unsere europäischen Nachbarn und weltweit ist das eine ungewöhnliche Herausforderung.
Das Virus fordert unseren Staat. Und die Politik reagiert: angemessen, besonnen, gezielt. Die Bundes- und Landespolitik sind handlungsfähig, und sie handeln. Dafür habe ich der Bundesregierung und dem Robert Koch-Institut gedankt. Sie haben meine volle Unterstützung.
Das Virus fordert auch jeden Einzelnen von uns. Gefährdet sind in allererster Linie alte Menschen und chronisch Kranke. Sie müssen wir schützen. Ihnen müssen wir unsere Solidarität zeigen. Das ist die Aufgabe der Stunde. Das ist die Probe für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Deshalb ist nicht nur die Politik gefragt – jeder Einzelne muss sich jetzt fragen: Was kann ich tun, um die Ausbreitung zu verlangsamen? Was kann ich tun, um Alte, Kranke und Schwache zu schützen?
Was kann ich tun, meine Eltern und Großeltern, meine Arbeitskollegen zu schützen? Wir müssen unseren Alltag ändern, nicht allmählich, sondern jetzt. Wir müssen verzichten auf Fußballspiele, große Konzerte oder Partys, auf alles, was nicht dringend erforderlich ist, um die Schwachen zu schützen. Wir müssen anderen, die die Öffentlichkeit meiden müssen, konkret helfen, zum Beispiel mit Einkäufen oder Behördengängen.
Denn wir müssen Zeit gewinnen. Zeit, damit die Krankenhäuser nicht überlastet werden; Zeit, damit wir Gegenmittel entwickeln. Wir werden die Ausbreitung nicht aufhalten können, aber wir können sie verlangsamen. Unsere Selbstbeschränkung heute wird morgen Leben retten.
Diese Epidemie ist eine Herausforderung für Deutschland. Eine Herausforderung, die wir dank unseres gut funktionierenden Gesundheitssystems meistern können und die wir meistern werden.
Mein besonderer Dank geht an die hunderttausenden Krankenpflegerinnen und -pfleger, Ärztinnen und Ärzte. Sie arbeiten in diesen Tagen bis an ihre Grenzen und darüber hinaus. Sie schützen uns, unsere Gesellschaft, unser Land.