"‘The future is unwritten‘ – Was machen wir daraus?": Unter diesem Motto hat UNICEF-Schirmherrin Elke Büdenbender am 14. Februar zum traditionellen Neujahrsgespräch ins Schloss Bellevue eingeladen. Lasst euch nie entmutigen. Lasst euch nichts vor-schreiben. Schreibt eure eigene Lebensgeschichte selbst
, wandte sich Elke Büdenbender besonders an junge Menschen.
In ihrer Rede unterstrich sie, dass wir alle Verantwortung zu tragen haben. Sie warb dafür, alle Kinder zu unterstützen. Nicht jedes Kind habe die gleichen Stärken, nicht jedes könne die gleiche Stärke entwickeln, für sich selbst einzutreten. Nicht jedes Kind hat das private Umfeld, das es optimal fördert. Aber jedes Kind hat die gleichen Rechte – und jedes Kind ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft
, so Elke Büdenbender.
Der Auftakt der Veranstaltung war musikalisch: "Wir wünschen uns ein geiles Leben" – ein Kinderrechtesong von Kindern der Löcknitz-Grundschule aus Berlin, dargeboten mit den UNICEF-Paten, der Band Glasperlenspiel. Die Kinder möchten damit gemeinsam auf ihre Anliegen und Forderungen aufmerksam machen.
Diskussionsteilnehmende:
- Alisha Kumar, Mitglied des UNICEF-JuniorBeirats
- Yolanda Grace Tembo, Youth Advocate aus Sambia
- Maja Göpel, Politökonomin
- Bernd Montag, CEO Siemens Healthineers
- Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig

Ansprache von Elke Büdenbender
Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.
Vielen Dank für den musikalischen Einstieg an Glasperlenspiel und die Kinder der Löcknitz-Grundschule. Ihr habt den Ton gesetzt für den heutigen Tag: Ihr wünscht euch „ein geiles Leben“, und „so kann es mit der Welt nicht weitergehen“.
Damit sind wir schon mitten im Thema und ich darf Sie alle ganz herzlich zum Neujahrsgespräch von UNICEF im Schloss Bellevue begrüßen!
Den Titel „The future is unwritten – die Zukunft ist ungeschrieben“ finde ich sehr klug gewählt, weil er uns an etwas ebenso Einfaches wie Wichtiges erinnert: Die Zukunft steht noch nicht fest.
Eine ungeschriebene Zukunft, ein leeres weißes Blatt: Das kann manchmal auch beängstigend sein. Denn Ungewissheit ist etwas, mit dem wir oft schlecht umgehen können und das uns in Unruhe versetzt. Viele Entwicklungen der letzten Jahre – Krisen und Konflikte, Gewalt, die Auswirkungen des Klimawandels, die Folgen der Corona-Pandemie, Vertrauensverlust in vielen Bereichen stellen uns vor große Herausforderungen.
UNICEF hat festgestellt, dass das vor kurzem zu Ende gegangene Jahr für Kinder in Konfliktgebieten eines der schlimmsten in der 78-jährigen Geschichte von UNICEF war, mit einer traurigen Rekordzahl an getöteten, verletzten und vertriebenen Kindern.
Die Klimakrise hat bereits heute gravierende Auswirkungen auf Kinder: So sind schon jetzt rund eine Milliarde Kinder und Jugendliche einem extrem hohen Risiko durch die Folgen des Klimawandels ausgesetzt. Wenn sich aktuelle Trends fortsetzen, werden einer Projektion von UNICEF zufolge in den 2050er Jahren achtmal so viele Kinder extremen Hitzewellen, dreimal so viele Kinder extremen Flussüberschwemmungen und fast doppelt so viele Kinder extremen Waldbränden ausgesetzt sein wie in den 2000er Jahren.
Wie die Schülerinnen und Schüler eben gesungen haben: So kann es mit der Welt nicht weitergehen.
Ich belasse es bei diesen beiden Beispielen, denn wir wollen uns heute nicht damit befassen, die unbestritten großen Probleme und Herausforderungen aufzuzeigen – die sind Ihnen allen wahrscheinlich nur zu bewusst.
Wir möchten Sie heute dazu einladen, bildlich gesprochen, das bedrohlich leere Blatt der ungeschriebenen Zukunft einmal umzudrehen. Was sehen Sie jetzt? Es ist immer noch ein leeres weißes Blatt. Aber die weiße leere Fläche bietet zugleich Raum und Platz für Neues: So muss es mit der Welt auch nicht weitergehen. So betrachtet heißt die Überschrift “Die Zukunft ist ungeschrieben”: sie ist gestaltbar! Darin liegt eine enorme Kraft – es ist geradezu eine Aufforderung zum Handeln. Wir haben es in der Hand, unsere Zukunft zu beeinflussen, sie anders zu schreiben.
Dies gilt im Großen für die Gestaltung unserer Gesellschaft. Und es gilt auch ganz individuell für jede und jeden von uns in unserem persönlichen Leben.
Das ist etwas, das ich ganz besonders jungen Menschen mitgeben möchte: Lasst euch nie entmutigen. Lasst euch nichts vor-schreiben. Schreibt eure eigene Lebensgeschichte selbst!
Ich denke dabei an meinen eigenen Lebensweg, der nicht so verlaufen ist, wie er vorherbestimmt schien. Das Abitur habe ich auf dem zweiten Bildungsweg gemacht, damit ich studieren konnte. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Der selbst gestaltende Weg ist nicht immer leicht. Ich bin dennoch überzeugt: Er macht uns zu zufriedeneren Menschen. Mitzugestalten ist außerdem die einzige Möglichkeit - und die große Chance -, wenn wir wirklich Veränderung zum Besseren hin bewirken wollen.
Was also brauchen junge Menschen, hier in Deutschland und in anderen Teilen der Welt, als Voraussetzung, um ihre eigene Zukunft bestmöglich zu gestalten, sozusagen als Schreibwerkzeug?
In meiner Aufgabe als UNICEF-Schirmherrin habe ich immer wieder inspirierende junge Menschen getroffen, die auch in schwierigen Umständen das Beste aus ihrem Leben machen. Und junge Menschen, die sich energisch für ihre Rechte und die anderer Kinder und Jugendlicher einsetzen – so wie Alisha und Yolanda, die heute hier sind und auf deren Beiträge ich ganz besonders gespannt bin.
Bildung, das wissen wir alle, ist der Schlüssel und größte Hebel für Veränderung. Bildung heißt heute neben Lesen, Schreiben, Rechnen natürlich auch: digitale Kompetenz, kritisches Denken und die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen. Team- und Dialogfähigkeit. In einer Welt, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit verändert, müssen wir unseren Kindern beibringen, wie man lernt, und wie wir respektvoll miteinander umgehen.
Kinder und Jugendliche brauchen Räume für Kreativität und Innovation. Orte, an denen sie sich sicher und wertgeschätzt fühlen, an denen sie ihre Neugier in einem geschützten Umfeld ausleben, sich selbst ausprobieren können. Und sie brauchen die Gewissheit, dass ihre Stimme gehört wird und die Gesellschaft ihre Beiträge ernstnimmt.
Ebenso wichtig ist ein stabiles soziales Fundament. Kinder und Jugendliche brauchen Menschen, die an sie glauben, die sie fördern und unterstützen. Eine Gemeinschaft, die ihnen Rückhalt gibt. Ein Teil der Gemeinschaft ist UNICEF, in ganz Deutschland vertreten durch das breite Netzwerk der 7.000 ehrenamtlich engagierten Menschen.
Ein Teil der Gemeinschaft sind auch Sie: Wenn Sie das nicht wüssten, wären Sie heute nicht hier. Ich danke Ihnen daher für das Engagement, das Sie zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen vielleicht schon einbringen, oder für Ihre Offenheit, darüber nachzudenken und mit uns heute zu diskutieren, wie wir gemeinsam Zukunft schreiben können.
"The future is unwritten" bedeutet auch, dass wir alle Verantwortung tragen.
Nicht jedes Kind hat die gleichen Stärken, nicht jedes kann die Stärke entwickeln, für sich selbst einzutreten. Nicht jedes Kind hat das private Umfeld, das es optimal fördert. Aber jedes Kind hat die gleichen Rechte – und jedes Kind ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft.
Wir müssen gemeinsam sicherstellen, dass jedes Kind und jeder junge Mensch, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren Lebensumständen, die Chance haben, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Chancengleichheit ist keine Option - sie ist eine Notwendigkeit.
Lassen Sie uns heute gemeinsam erkunden, wie wir diese Voraussetzungen schaffen können. Wie wir unseren Kindern und Jugendlichen die Werkzeuge an die Hand geben können, die sie brauchen, um ihre Zukunft selbst zu schreiben – und damit wichtige Kapitel zu unserer gemeinsamen Zukunft beizutragen.
Ich wünsche uns allen in diesem Sinne eine inspirierende Veranstaltung mit vielen wertvollen Erkenntnissen und Schreibideen.
Vielen Dank.