Tagung des CJD "Berufliche Bildung – digital und nachhaltig in die Zukunft"

Schwerpunktthema: Bericht

23. November 2023

Am 23. November hat Elke Büdenbender in der Dortmunder Zeche Germania an der Tagung "Berufliche Bildung – digital und nachhaltig in die Zukunft" des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands teilgenommen und einen Impulsvortrag gehalten.


Am 23. November hat Elke Büdenbender in der Dortmunder Zeche Germania an der Tagung "Berufliche Bildung – digital und nachhaltig in die Zukunft" des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands teilgenommen und einen Impulsvortrag gehalten.

In der Zeche Germania wurde mehr als 100 Jahre lang Steinkohle gefördert. Seit 1996 fördert das CJD dort Perspektiven von Menschen mit und ohne Behinderungen, verschiedenen Alters, mit unterschiedlichsten Bedürfnissen, und bietet ihnen Möglichkeiten für berufliche Teilhabe und Orientierung.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

An diesem Ort, der seine Transformation vom einstigen Steinkohlebergwerk zu einem Gewerbegebiet bereits absolviert hat, kommen wir in diesen bewegten Zeiten zusammen, um die Zukunft beruflicher Bildung zu sprechen.

Einen besseren Ort hätten wir dafür wohl nicht auswählen können – ich finde es einfach großartig, wie hier Menschen mit und ohne Behinderungen die Chance zu beruflicher Teilhabe und Orientierung gegeben wird. Es ist nicht nur ein Ort gelungener Transformation, sondern auch einer, der uns alle mit Zuversicht in eine Zukunft blicken lässt, in der niemand aus unserer Gesellschaft ausgeschlossen wird.

Wie wird sich die berufliche Bildung unter den Bedingungen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit verändern? Wie sollten sich Unternehmen – vor allem aus der Sozialwirtschaft – dabei aufstellen, um sich auch auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft etablieren und den jungen Menschen weiterhin Perspektiven bieten zu können?

In diesem Kreis muss ich nicht im Detail erläutern, wie rasant die Transformation der Arbeitswelt voranschreitet, angetrieben von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Nachhaltigkeit. Dieser Wandel betrifft alle Menschen in der Ausbildung und im Arbeitsleben – selbst Menschen ohne Beschäftigung spüren seine Auswirkungen. Alle brauchen gezielte Angebote der Aus- und Fortbildung, um die Herausforderungen bewältigen zu können.

Je nach individuellem Hintergrund gehen die einen eigenständig mit diesen Prozessen des Wandels um, die anderen brauchen intensivere Unterstützung – manche können auf etablierte Strukturen zurückgreifen, einige sind jedoch gar nicht erst Teil solcher Strukturen.

So können Menschen, die ohne ein Beschäftigungsverhältnis sind, ihre Kompetenzen nicht durch "Training on the job" weiterentwickeln oder an durch Arbeitgeber organisierten Fort- und Weiterbildungskonzepten partizipieren. Besonders dramatisch ist dies im Fall junger Menschen, denen der Weg in die Erstausbildung erst gar nicht gelingt, etwa weil sie die Schule ohne Abschluss verlassen oder ihre Erstausbildung abbrechen. Sie fallen aus dem System. Während der Wandel voranschreitet.

Unsere Gesellschaft kann es sich jedoch nicht leisten, auf diese Menschen und ihre Fähigkeiten zu verzichten. Und so muss auch für die eben Erwähnten ein passgenaues Angebot für berufliche Ausbildung und Weiterqualifizierung gemacht werden. Ihnen muss unter die Arme gegriffen werden, damit sie den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Berufsleben meistern.

Die Zeche Germania ist ein, wie ich finde, gelungenes Beispiel für ein solches Unterstützungsangebot. Entweder durch die gezielte Weiterbildung oder eine Beschäftigung in einem Integrationsbetrieb erhalten Menschen die Chance, an den Arbeitsmarkt herangeführt zu werden und sich eine Zukunft aufzubauen. Ohne die sich hier bietenden Möglichkeiten stünde ihnen eine Teilhabe am Arbeitsmarkt nicht ohne weiteres offen. Schon lange liegt an diesem besonderen Ort dabei der Fokus auf innovative Weise auf Nachhaltigkeit – etwa im Bereich des Recyclings von Elektroschrott.

Transformation und Wandel erzwingen Reaktionen und Anpassungen – immer wieder. Der Umgang mit neuen Technologien und Prozessen muss jedoch erlernt werden. Ein Schock und eine Riesenherausforderung für Menschen, denen das Lernen ohnehin nicht einfach fällt. Sie müssen noch behutsamer unterstützt werden, um sich in diesen Prozessen orientieren und anpassen zu können. Man kann hier nicht nach dem Prinzip der Bestenauslese handeln, und alle anderen, die eben länger brauchen oder intensivere Unterstützung brauchen, haben das Nachsehen.

Ich weiß, das Christliche Jugenddorfwerk und Sie alle, meine Damen und Herren, sehen dies wie ich und handeln seit langer Zeit nach dem Prinzip, dass wir niemanden zurücklassen dürfen. Denn der Wert eines Menschen lässt sich nicht in Hierarchien einordnen. Ebenso wenig das Recht, das jede und jeder Einzelne auf eine gute Zukunft hat.

Umso gespannter bin ich auf unsere heutige Tagung und die Ideen, die wir miteinander diskutieren werden.

Herzlichen Dank!