Elke Büdenbender hat am 25. September in Schloss Bellevue einen Empfang für die Preisträgerinnen und Preisträger von "Jugend hilft!", einer Ausschreibung der Kinderhilfsorganisation Children for a better World gegeben und die jungen Gäste mit einer Ansprache begrüßt.
Rede von Elke Büdenbender
Ich freue mich so sehr, dass ich Sie und Euch nach zwei Jahren heute nun endlich wieder persönlich zu einem Empfang der Preisträgerinnen und Preisträger von CHILDREN Jugend hilft!
einladen kann. Vor der Pandemie haben wir das jedes Jahr gemacht, und es war immer solch eine Freude, so viele junge und engagierte Menschen hier im Schloss zu sehen und mich mit ihnen über ihr so wertvolles Engagement, ihre Ideen und Vorstellungen zu unterhalten. Diese Gespräche waren immer bereichernd für mich – sie haben mir richtig gefehlt!
Schön, dass wir heute wieder an diese alte Tradition
anknüpfen können – willkommen also in Schloss Bellevue, ich freue mich sehr, dass Ihr alle hier seid!
Durch Euer Engagement zeigt Ihr, dass Ihr aufgeschlossene junge Menschen seid, die den Blick nicht nur auf sich selbst richten, sondern offen durch die Welt gehen – mit offenen Augen und Ohren und offenem Herzen für die Belange anderer, für deren Freuden, aber auch für deren Sorgen. Und mehr noch: Ihr schaut nicht nur hin und hört nicht nur zu – Ihr packt an! Ihr überlegt Euch, wie Ihr helfen könnt, sucht Euch Verbündete und legt los.
Das finde ich wirklich ganz toll! Und nicht nur das: Es ist vor allem ganz wichtig – nicht nur für die Menschen, denen Ihr direkt helft, sondern auch für alle anderen, die Euch umgeben, für uns alle. Denn in einer Gemeinschaft ist jede und jeder Einzelne Teil eines großen Ganzen. Das, was die oder der Einzelne tut, hat Auswirkungen auf alle – wie ein Stein, der, ins Wasser geworfen, seine Kreise zieht. Deshalb ist das, was ihr tut, für uns alle bedeutend und verdient auch unser aller Dank und Wertschätzung.
Wenn man sich so umschaut, so sieht man: In unserer Welt ist vieles nicht in Ordnung. Wir haben einen Krieg vor der Haustür hier in Europa, und wir haben noch viele weitere Krisenherde in der Welt wie z.B. in Syrien, dem Jemen oder in Afghanistan. Den Klimawandel bekommen wir mittlerweile stark zu spüren – es gibt viel Unsicherheit und Angst.
Das alles ist für die Menschen, für uns alle sehr belastend, keine Frage. Und dennoch möchte ich sagen: Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft! Ich tue das, weil ich in vielen Begegnungen und Gesprächen mit verschiedenen Menschen, aber vor allem auch jungen Menschen gespürt habe, dass unglaublich viele sehen, wo die Herausforderungen unserer Welt liegen, und die vor allem bereit sind, Verantwortung für sich und die Gemeinschaft zu übernehmen und etwas dagegen zu tun. Ihr seid das beste Beispiel dafür! Und Euer Beispiel zeigt: Jeder Beitrag ist wichtig und macht unsere Welt besser.
Dass die Herausforderungen unserer Zeit komplex sind, zeigt auch die Bandbreite an Themen Eurer Projekte. So hat sich die Projektgruppe Escuelita – vom Acker auf den Teller
seelisch belasteter Kinder angenommen. Nicht nur wird hier über den Schulbauernhof alles über die Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln gelernt, sondern vor allem den seelisch belasteten Kindern ein Gefühl von Gemeinschaft gegeben. Sie fühlen sich wahrgenommen und wertgeschätzt. Das kann so viel Positives in der angeschlagenen Seele bewirken!
Die Jugendgalerie before sunrise
ist ein Projekt, in dem sich junge Menschen einer Region zusammenfinden, sich mit sich und ihrer Zukunft auseinandersetzen und ihre eigenen Kunstwerke ausstellen. Gestaltung und Organisation der Galerie übernehmen die jungen Leute selbst. Das Tolle hieran ist, dass junge Menschen zusammengebracht und ermutigt werden, sich Gedanken um sich und ihre Lebensumwelt zu machen und an deren Gestaltung aktiv mitzuwirken. Verantwortung zu übernehmen und Selbstwirksamkeit zu erfahren sind enorm wichtig, um eine engagierte Bürgerin bzw. ein engagierter Bürger einer Gesellschaft zu werden und zu sein. Und genau das brauchen wir in unserem Land, in unserer Demokratie: engagierte, sich einbringende Menschen!
Ebenso selbstständig organisiert sich die Projektgruppe Kandidatengrillen 2021
. Statt einer gemeinsamen Kunstausstellung wurde hier ein kreativer Dialog zwischen Politikerinnen und Politikern und jungen Bürgerinnen und Bürgern im Vorfeld der Bundestagswahl geschaffen. Die Direktkandidatinnen und -kandidaten verschiedener Parteien mussten sich den Fragen der jungen Menschen stellen und diese möglichst präzise beantworten. Letztere bewerteten die Antworten und setzten sich somit selbst mit den Themen auseinander. Ich finde, dass wir unbedingt mehr auf unsere junge Generation hören und mit ihnen in den Austausch treten sollten. Hier wurde auf kreative Weise ein Forum dafür geschaffen.
Das finde ich sehr wichtig und richtig!
Denn mein Eindruck ist, und das gilt für alle Projekte hier: Viele junge Menschen wollen sich einbringen, sie wollen Veränderung, und wir sollten ihre – Eure! – Anliegen und Eure Meinung ernst nehmen! Solch ein Austausch schafft ein Gefühl der Verantwortung für und direkte Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Und ich kann mich nur wiederholen: Sich einzubringen und mitzumischen, ist in einer Demokratie unerlässlich!
Gegen Umweltverschmutzung und Lebensmittelverschwendung setzen sich die Umwelt-Kids
ein. Selbstständig planen sie verschiedenste Aktionen – vom klassischen Müllsammeln bis hin zum Herstellen eigener Jutebeutel und von Schoko-Crossies aus übriggebliebener Weihnachtsschokolade ist alles dabei. Das ist nicht nur kreativ, sondern vor allem auch nachhaltig und in jedem Fall im Sinne unserer nachfolgenden Generationen. Wenn Ihr das Euren Mitschülerinnen und Mitschülern sowie Eurer Familie so vorlebt, seid Ihr wirklich Vorbilder, denen andere dann hoffentlich zahlreich folgen. Nur so kann nachhaltig ein Wandel unserer Einstellung zu unserer Umwelt und vor allem eine Änderung unserer Verhaltensweisen im Umgang mit wichtigen Ressourcen erreicht werden!
Das Projekt Waffeln statt Waffen
unterstützt geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Ihr backt Waffeln oder auch Reibekuchen statt Raketen
, verkauft sie und spendet den Erlös. Ihr zeigt damit echtes Mitgefühl für die Kinder, die in Eurem Alter schon solch eine schreckliche Erfahrung machen mussten. Ihr gebt ihnen damit Hoffnung und ein Gefühl des Willkommenseins in einer für sie neuen Umgebung fern der Heimat. Auch wenn es deren Leid nicht heilen kann, so macht es das doch erträglicher, da bin ich mir sicher.
Auch wenn die Welt im Moment vor allem auf den Krieg in der Ukraine schaut – natürlich auch zu Recht –, so finde ich es doch wichtig, dass wir den Rest der Welt nicht aus den Augen verlieren. Drei Projekte haben sich dem afrikanischen Kontinent zugewandt, und das finde ich sehr notwendig!
Das YMF Stipendienproramm Ghana
setzt sich für mehr Chancengleichheit in Ghana und hier vor allem für Mädchen ein. Durch Stipendien unterstützt Ihr Mädchen und ermöglicht es ihnen, zur Schule zu gehen. Mädchen und junge Frauen sind in vielen Teilen der Welt benachteiligt und werden teilweise sogar ihrer Grundrechte beraubt. Zahlen belegen, dass die Pandemie die Lage noch verschlimmert hat. Mädchen brauchen also Unterstützung – wie gut, dass Ihr sie ihnen gebt!
Ebenfalls im Bereich der Bildung engagiert sich das Projekt Eine Schule für Südafrika
. Ihr habt einen Verein mitgegründet, der in einem Kinderheim aus einem Schiffscontainer eine Schule baut. Ihr kauft Honig vom lokalen Imker und verkauft den Honig anschließend in selbst gestalteten Gläsern an Spenderinnen und Spender. Bildung ist für mich der Schlüssel zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben. Deshalb ist jedes Engagement für Bildung Gold wert!
Das Projekt Unser Baobab wächst
trägt über wöchentliche Videokonferenzen zu Schülerinnen und Schülern in Burkina Faso dazu bei, dass über Kontinente hinweg Freundschaften entstehen. Ihr tauscht Euch über Eure Lebenswelten aus, kocht zusammen und unternehmt verschiedene Projekte, die sich über die Distanz gemeinsam realisieren lassen.
Durch das Kennenlernen von Menschen anderer Nationen und Kulturen – dafür stehen hier besonders die Projekte, die sich für Menschen in Afrika engagieren – entsteht echte Völkerverständigung. In unserer globalisierten und in vielen Teilen auch zunehmend polarisierten Welt ist Euer Projekt sehr wichtig.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: Welch’ breite Palette tollster Projekte! Ich danke Euch allen dafür, dass Ihr Euch in Eurer freien Zeit ganz uneigennützig für die beschriebenen wunderbaren Projekte und damit für andere einsetzt. Das macht mich glücklich und schenkt mir Hoffnung für die Zukunft! Deshalb freue ich mich jetzt riesig, mich mit Euch unterhalten zu können – Euch etwas näher kennenzulernen und zu erfahren, wie Ihr auf all diese so wunderbaren und für unsere Gesellschaft und unsere Welt so wichtigen Ideen gekommen seid und wie es bei Euch bei deren Umsetzung gegangen ist und noch geht!
Vielen Dank, dass Ihr hier seid!