Matinee zum 125. Geburtstag von Hilda Heinemann

Schwerpunktthema: Bericht

1. November 2021

Elke Büdenbender und der Bundespräsident haben am 1. November 2021 zu einer Matinee zum 125. Geburtstag von Hilda Heinemann in das Schloss Bellevue eingeladen. Hilda Heinemann, die Ehefrau des dritten Bundespräsidenten Gustav Heinemann, gab Menschen eine Stimme, denen die damalige Gesellschaft nur einen Platz am Rande zugestand. In diesem Rahmen engagierte sie sich auch für Menschen mit Behinderungen. Nach einer Begrüßung von Elke Büdenbender würdigte Gisela Mettele, Professorin für Geschlechtergeschichte, Hilda Heinemann in einem Vortrag. Eine Podiumsdiskussion zum Thema "Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft – Alltag und Herausforderungen" knüpfte an Hilda Heinemanns Engagement in diesem Bereich an.


Elke Büdenbender und Bundespräsident Steinmeier haben am 1. November 2021 zu einer Matinee zum 125. Geburtstag von Hilda Heinemann in das Schloss Bellevue eingeladen.

Hilda Heinemann, die Ehefrau des dritten Bundespräsidenten Gustav Heinemann, gab Menschen eine Stimme, denen die damalige Gesellschaft nur einen Platz am Rande zugestand. In diesem Rahmen engagierte sie sich auch für Menschen mit Behinderungen. Eine 1970 von ihr gegründete Stiftung förderte die Eingliederung geistig Behinderter in das Berufsleben und richtete moderne Wohnstätten ein.

Nach einer Begrüßung von Elke Büdenbender würdigte Gisela Mettele, Professorin für Geschlechtergeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Hilda Heinemann in einem Vortrag.

Eine Podiumsdiskussion zum Thema Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft – Alltag und Herausforderungen knüpfte an Hilda Heinemanns Engagement in diesem Bereich an. Es diskutierten Beate Baumgärtner (Leiterin für den Bereich Ausbildung, Mosaik Berlin), Andrea Schönfisch (ehemalige Auszubildende bei Mosaik Berlin), Mark Solomeyer (Athletensprecher Special Olympics Deutschland) und Sebastian Urbanski (Schauspieler). Das Gespräch wurde moderiert von Ninia LaGrande.

Ansprache von Elke Büdenbender

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Sie hat sich also, freiwillig, einen Haufen Arbeit gemacht. Sie hatte kein Amt, aber Phantasie. Und sie war eine gütige und tatkräftige, eine ganz natürliche und sehr vernünftige Frau – ein liebenswerter Mensch. Mit diesen Zeilen schließt ein am 11. Mai 1979 veröffentlichter Nachruf auf Hilda Heinemann.

Hilda Heinemann war von 1969 bis 1974 die Ehefrau des Bundespräsidenten – kein offizielles Amt, sondern eine Rolle, die allgemein auch mit dem Begriff First Lady betitelt wird. In diesem Jahr hätte sie am 15. September ihren 125. Geburtstag gefeiert – für meinen Mann und für mich ist dies ein schöner Anlass, sie heute mit dieser Veranstaltung zu ehren.

Liebe Christina Rau, liebe Daniela Schadt, vielleicht mussten Sie gerade genauso schmunzeln wie ich, als ich das Zitat aus dem Nachruf zum ersten Mal gelesen habe. Sich freiwillig und mit viel Phantasie einen Haufen Arbeit machen, beschreibt die Rolle, die Sie beide als meine Vorgängerinnen mit ebenso viel Freude und Engagement ausgefüllt haben, eigentlich sehr gut. Aber sie beschreibt die Rolle nicht abschließend. Oder wie Eliza Reid, die Ehefrau des Präsidenten Islands, über die Rolle der First Lady festhielt: I am not my husband’s handbag – ich bin nicht die Handtasche meines Ehemanns!

Damals als Hilda Heinemann First Lady der noch jungen Bundesrepublik wurde, hatte sie mit Elly Heuss-Knapp und Wilhelmine Lübke bereits zwei Vorgängerinnen, die beispielsweise mit dem Müttergenesungswerk Aufgaben für ihre Nachfolgerinnen hinterließen. Es gibt jedoch keine Gesetze, die vorgeben, wie die Rolle auszufüllen ist. Und so hatte Hilda Heinemann eben auch einen großen Gestaltungsspielraum, der uns in der Amtszeit des Bundespräsidenten viele Chancen gibt, sich für andere einzusetzen.

Ich will Frau Professorin Gisela Mettele und ihrem Fachvortrag über die heutige Jubilarin nicht vorweggreifen – sie wird gleich noch mehr ins Detail gehen. Die wunderbare Hilda Heinemann verstand es, die Macht im Windschatten des Staatsoberhauptes zu nutzen und auf diese Weise vielen Menschen eine Stimme zu geben, denen die Gesellschaft der damaligen Zeit eher nur einen Platz am Rand zugestand.

Neben ihrem breiten sozialen Engagement auch in unbequemen Bereichen gründete sie im Jahr 1970 die Hilda-Heinemann-Stiftung, deren Ziel die Eingliederung von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt war. Dieses Herzensthema von Hilda Heinemann stellen wir heute in den Fokus des Podiumsgesprächs, durch das uns die Moderatorin Ninia LaGrande führen wird.

Die Gesprächsrunde mit Beate Baumgärtner, Leiterin für den Bereich Ausbildung bei Mosaik Berlin, Andrea Schönfisch, ehemalige Auszubildende und nun Mitarbeiterin bei Mosaik Berlin, Mark Solomeyer, Athletensprecher bei Special Olympics Deutschland, sowie Sebastian Urbanski, Schauspieler, wird zeigen, dass Hilda Heinemanns Kampf, allen Menschen einen gleichwertigen Platz in unserer Gesellschaft zuzugestehen, damals vielleicht der Zeit voraus und sicher nicht immer einfach, aber eben auch richtig und wichtig war und auch immer noch ist. Aber warten wir ab, wie die Damen und Herren auf dem Podium dies sehen.

Und – die Angehörigen und Freunde von Hilda Heinemann werden es sicher bestätigen – auch die Kunst lag ihr am Herzen. Und so haben wir für das musikalische Rahmenprogramm einige ganz besondere Stücke ausgewählt. Herzlichen Dank an das Ensemble Syndikat Gold für die Gestaltung.

Meine sehr verehrten Gäste, mein Mann und ich freuen uns nun auf einen schönen Vormittag mit Ihnen. Nochmals ein herzliches Willkommen!