Laudatio auf Pfarrerin Beatrix Spreng zur Verleihung des Brandenburger Freiheitspreises 2020

Schwerpunktthema: Bericht

2. September 2021

Elke Büdenbender hat am 2. September in Brandenburg (Havel) die Laudatio auf Pfarrerin Beatrix Spreng zur – pandemiebedingt verschobenen – Verleihung des Brandenburger Freiheitspreises 2020 gehalten.


Elke Büdenbender hat am 2. September in Brandenburg (Havel) die Laudatio auf Pfarrerin Beatrix Spreng zur – pandemiebedingt verschobenen – Verleihung des Brandenburger Freiheitspreises 2020 des Domstifts Brandenburg gehalten.

Ansprache von Elke Büdenbender

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Jeder Mensch ist es wert, gesehen zu werden. Und wer gesehen wird, kann bekehrt werden.

Das ist nicht nur die weitgefasste Botschaft von Lukas 19, sondern auch ein Lebensmotiv von Beatrix Spreng, die bis Juni vergangenen Jahres Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Joachimsthal war. Sie ist die Preisträgerin des Brandenburger Freiheitspreises des vergangenen Jahres, und das mehr als zu Recht.

Das kann ich aus eigener Anschauung mit solcher Bestimmtheit sagen, weil ich Frau Spreng im vergangenen Jahr kennenlernen durfte und mich ihr Engagement und ihre Energie so begeistert haben. Ich hatte mich sehr auf diese Preisverleihung gefreut. Frau Spreng war gerade zur Tür hinaus, da kam die Nachricht, dass die Preisverleihung pandemiebedingt verschoben werden muss. Es war damals die richtige Entscheidung, aber dennoch waren wir alle doch sehr traurig. Umso schöner aber, dass wir sie nun heute Abend endlich nachholen können.

Demokratie leben – gegen den Populismus, so lautete im vergangenen Jahr das Motto des Brandenburger Freiheitspreises, und da ist Beatrix Spreng die wirklich würdige Preisträgerin. Denn sie engagiert sich seit 27 Jahren gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der Schorfheide. Seit 27 Jahren zeigt sie den Menschen in ihrer Gemeinde: Jede und jeder von Euch ist es wert, gesehen zu werden, und setzt damit ein Zeichen gegen Ignoranz und Intoleranz. Von dieser Überzeugung hat sie sich nicht abbringen lassen, obwohl sie heftigen und auch gewalttätigen Widerstand erfahren musste. Und das verdient unser aller Respekt – und diese Auszeichnung.

1994 lebte Beatrix Spreng mit ihrem Mann Wolfhard Schulze in Berlin-Kreuzberg. Sie war damals Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, er leitete das Jugendprojekt Kreuzberger Musikalische Aktion. Die Mauer war gerade wenige Jahre zuvor gefallen, da entschieden sich die beiden, dass sie der Wiedervereinigung nicht nur zuschauen, sondern sie aktiv leben wollten. Sie kauften eine Scheune in Temmen-Ringwalde, wo es ihnen gut gefiel und sie auch viele wunderbare Menschen kennenlernten, die sie bis heute begleiten. Im April des gleichen Jahres übernahm Frau Spreng als Pastorin die evangelische Gemeinde Joachimsthal.

Schnell erlebte sie, dass die Wiedervereinigung – so ein großes Glück sie ist – mit ihren auch negativen Auswirkungen wie beispielsweise dem Verlust von Arbeitsplätzen bei den Menschen Spuren hinterlassen hatte. Dies führte bei manchen zu einer depressiven Grundstimmung und Orientierungslosigkeit.

Sie erkannte schnell, dass in ihrer Gemeinde rechtsgerichtete Menschen dabei waren, die innere und äußere Leere einiger Menschen auszunutzen und sie von ihrem autoritär geprägten Gedankengut zu überzeugen. Dem wollte die Pfarrerin aktiv entgegentreten und den Menschen andere Angebote machen, ihnen Alternativen zum rechten Irrweg aufzeigen. Vor allem Jugendliche schienen hier besonders empfänglich zu sein. Deren Jugendclub war gerade zuvor geschlossen worden.

So organisierte Frau Spreng nur zwei Monate später gemeinsam mit ihrem Mann ein Konzert, an dem Jugendliche aus dessen Kreuzberger Projekt sowie Jugendliche aus Joachimsthal teilnahmen. Sie wollte eine Brücke schlagen, ihnen ermöglichen, einander kennenzulernen und Vorurteile abzubauen. Es sollte die erste Brücke von vielen weiteren sein, die Beatrix Spreng schlug.

Leider wurde diese Brücke jäh zum Einsturz gebracht. Bereits während des Konzertes gab es rassistische Pöbeleien aus dem Publikum. Auf dem Weg aus der Kirche wurden die Jugendlichen direkt bedroht. Sie flohen in ihren Bus, der von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen wurde. Nur unter Polizeischutz konnten sie schließlich abreisen.

Dieser Überfall schockierte Frau Spreng zutiefst, aber er war auch der Auslöser für ihren Entschluss, sich dem Rechtsextremismus in ihrer Gemeinde entgegenzustellen. Es hatte sie vor allem schockiert, dass sie unter den Angreifern auch Jugendliche aus ihren Konfirmandengruppen erkannt hatte – eigentlich sonst recht nette und umgängliche junge Leute. Warum machten sie bei so etwas mit?

Sie entschloss, bei genau ihnen anzufangen – den Jungen. Denn es ist ihre tiefe Überzeugung, dass der Mensch eigentlich gut ist und auch gut sein möchte. So wollte sie ihnen nicht böse sein, sie wollte verstehen, was sie umtreibt. Sie wollte ihre Geschichte hören. Denn, wie gesagt, auch davon ist sie tief überzeugt: Jeder Mensch ist es wert, gesehen zu werden.

So stellte sie ihr eigenes Jugendprojekt auf die Beine: BAFF – Bands auf festen Füßen. In einem Seitenflügel des Kirchengebäudes richtete sie einen Probenraum ein und engagierte einen Musiker. Den Jugendclub, der schräg gegenüber der Kirche lag, ließ sie wiederherrichten.

Über die Jahre sind sieben Bands mit heute etwa 60 Jugendlichen entstanden, und es gibt auch Hip Hop- und Breakdance-Tanzgruppen. Das Angebot richtet sich nach den Interessen der Kinder und Jugendlichen, nicht nach dem, was Erwachsene für pädagogisch wertvoll halten. Und so ganz nebenbei wurde und wird dann geredet über das, was die Jugendlichen beschäftigt, und auch mal über das, was eine Gemeinschaft ausmacht und was die ganze Gesellschaft betrifft.

Wer bin ich? Wo will ich hin? Wer will ich sein? Was freut mich und worüber ärgere ich mich? Wie möchte ich von anderen behandelt werden, und was sagt mir das darüber, wie ich selbst andere behandeln sollte? Diese und ähnliche Fragen, die den jungen und noch unsicheren Menschen auf der Seele brennen und für die sie ein Ventil brauchen, konnten sie in der Kirche mit der Pfarrerin besprechen, ohne dass sie sich bekennende Christen nennen oder zum Gottesdienst gehen mussten.

Frau Sprengs Jugendarbeit sollte auch Wertearbeit sein, das war ihr fester Vorsatz. Geleitet wurde das BAFF-Projekt vor allem durch einen christlichen Wert: die Nächstenliebe. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Das heißt: Auch sich selbst muss man lieben können, um Gutes für andere zu tun. Deshalb war es so wichtig, den Jugendlichen ein Feld zur Verfügung zu stellen, auf dem sie ackern, aber auch ernten konnten. Das gemeinsame Musizieren und das Zusammensein gaben ihnen einen Sinn im Leben und dadurch Halt. Ihre musikalischen Erfolge wurden zur Bestätigung ihres Selbst, und das Erleben von Gemeinschaft als etwas Erfüllendem brachte die Erkenntnis, dass es sich lohnt, in die Gemeinschaft einzuzahlen, sich aktiv einzubringen. Sie erkannten: Ihre Meinung zählt, und sie werden akzeptiert, wie sie sind.

Dieses Handeln von Beatrix Spreng ist zutiefst christlich und zugleich explizit demokratisch – denn gehört zu werden, mit den eigenen Bedürfnissen ernst genommen zu werden und das eigene Leben in die Hand zu nehmen, legt bei jungen Menschen den Grundstein für ein selbstbewusstes und solidarisches Engagement in einer Gesellschaft. Ich sage immer: Demokratie fängt ganz klein an und wirkt dennoch ganz groß. Demokratie beginnt am Küchentisch, in der Schule, im Sportverein oder eben wie hier in der Kirchengemeinde bzw. in der Band. Sie beginnt da, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen, Meinungen austauschen, sich füreinander interessieren. Denn – es kann nicht oft genug gesagt werden – jeder Mensch ist es wert, gesehen und auch gehört zu werden.

Wer das Interesse des anderen an sich selbst spürt, fühlt sich wahrgenommen und zugehörig. Wer das Gefühl hat, dass sich niemand für sie oder ihn interessiert, fühlt sich unwert und ausgeschlossen. Im schlimmsten Fall wendet er oder sie sich ab und schließt sich Gruppierungen an, die höchst gefährlich sind, weil sie ein rassistisches und antidemokratisches Gedankengut weitertragen und vielfach auch gewalttätig werden.

Beatrix Spreng hat dies erkannt und mutig die Konsequenzen gezogen. Sie interessierte sich für die orientierungslosen jungen Menschen und hat ihnen Akzeptanz und Gemeinschaft geboten. Auch für die Erwachsenen der Gemeinde war sie da – als Pfarrerin, aber auch als Notfallseelsorgerin. So sprach sie zu und mit Menschen, die sonst nicht notwendigerweise ihren Weg gekreuzt hätten. Dabei brachte sie jedem Menschen – auch Andersdenkenden – Respekt und Wertschätzung entgegen, blieb ihrer Überzeugung aber immer treu. Ihr Credo: Ich muss für alle Menschen da sein, aber nicht für alles. Das bedeutet zum Beispiel: Ich bin für den Gewalttäter da, aber nicht für seine Gewalt und seine Überzeugung.

Und sie war da für die anderen, über 26 Jahre lang und trotz vieler Angriffe auf sie selbst. Insgesamt vierzehn Mal wurde die Kirchengemeinde angegriffen, Bibeln zerrissen, das Gebäude demoliert, das Pfarrhaus ausgeraubt. Menschen im Ort übten offen Kritik an ihr: Es gebe gar keinen Rechtsextremismus, hieß es. Sie rede den nur herbei. Außerdem sei Rockmusik unchristlich und die Pfarrerin zu modern.

Aber Beatrix Spreng ließ sich nicht vertreiben, sie blieb.

Wo nahm sie die Kraft her und den Mut? Sie sagt über sich, sie sei stur. Aber Sturheit allein kann einer solchen Bedrohung wohl nicht dauerhaft standhalten.

Ein Blick auf ihr Leben mag Antworten geben. Geboren wurde sie in Witzenhausen in der Nähe von Kassel als jüngere von zwei Schwestern. Ich musste mich schon immer durchsetzen, sagt sie über sich. Früh ließen sich die Eltern scheiden. Daran litt sie. Auf dem katholischen Mädchengymnasium Engelsburg in Kassel fing sie niemand auf. Schon früh musste sie sich mit der Frage von Schuld auseinandersetzen. Ihre Schwester und sie fragten ihre Eltern immer wieder, wieso sie in der NS-Zeit nicht aktiv Widerstand geleistet, wieso sie einfach weggeschaut hätten. Befriedigende Antworten von Seiten der Eltern gab es nicht. Aber ihre eigene Antwort darauf war für Beatrix Spreng klar: Sie würde nicht wegschauen, wenn sie Zeugin von Unrecht werden würde.

Sie sagt, sie sei immer fromm gewesen, aber die Auslegung des Glaubens auf dem katholischen Gymnasium habe sie abgeschreckt. Dass Mädchen nicht mal Messdienerinnen sein durften, fand sie falsch. Ihr Abitur machte sie schließlich in Wiesbaden, wo die Familie hingezogen war. Danach zog es sie erst einmal in die Welt hinaus. Mexiko, Guatemala, Kanada standen auf der Reiseliste.

Zurück in Deutschland begann sie, in Mainz Theologie zu studieren, evangelische Theologie. Die war politischer, und das gefiel ihr. Aus einer katholischen Familie kommend, war das ein Affront – aber auch ein Zeichen dafür, dass sie für das einstand, was sie für richtig hielt.

In Mainz traf sie auf Dorothee Sölle, nach ihrem Wechsel nach Berlin an die Kirchliche Hochschule auf Helmut Gollwitzer – zwei Menschen, die sie auf ihrem Weg sehr beeinflussten. Beide sind prominente Vertreter eines kritischen, in der Gesellschaft engagierten Protestantismus, die für Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft stehen.

Dorothee Sölle und Helmut Gollwitzer beeinflussten ihren Blick auf die Gesellschaft und die Kirche und auch ihre Arbeit. Wie am Gymnasium passte es ihr nicht, wie wenig die Perspektive von Frauen in der Theologie Berücksichtigung fand, und sie machte sich für die feministische Theologie stark. Auch öffentlich setzte sie gegen Unrecht ein Zeichen und ging für die Belange der sozial Schwachen und von Flüchtlingen auf die Straße. Nebenbei arbeitete sie als Bewährungshelferin im Jugendgefängnis. Nur zuzuschauen oder sich etwas rein theoretisch zu erarbeiten, war eben nicht ihre Sache.

Sie war immer neugierig auf das Neue, das Unbekannte. Sie arbeitete in Cafés, Kneipen, Kaufhäusern, machte ein Industriepraktikum und arbeitete bei einer Zeitung. Sie ist viele Jahre lang Motorrad gefahren und bewegte sich in der Rockerszene.

Sie selbst nennt es Neugier, die sie umgetrieben hat. Ich nenne es echtes Interesse. Interesse an ihrem Nächsten, an ihren Mitmenschen. Interesse gepaart mit dem festen Glauben, die Dinge auch gegen Widerstände zum Guten bewegen zu können.

Davon, so finde ich, können wir uns alle eine dicke Scheibe abschneiden. Denn dieses Interesse am Menschen über viele Jahre und auch Generationen von Gemeindemitgliedern hinweg hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Joachimsthal heute ein besonderer, ein besserer Ort ist. Ein Ort, in dem sich Menschen trauen, ihre Meinung zu sagen. Rechte Tendenzen gibt es immer noch – bei den letzten Landtagswahlen bekam die AfD hier über 20 Prozent der Wählerstimmen. Und doch ist das Klima nicht mehr so aufgeheizt, Populisten trauen sich nicht mehr, ganz so laut zu schreien.

Die Menschen identifizieren sich mit ihrem Ort und tragen dazu bei, ihn zu einem lebenswerten zu machen. Sie legen Blumenbeete an und pflanzen Bäume. Kinder ab sechs Jahren regen selbst Projekte an. Sie kümmern sich um das öffentliche Wohnzimmer, das für alle da sein soll, und sie kümmern sich um mehr als sich selbst. Es gibt jedes Jahr ein Jahresthema. Im vergangenen Jahr hieß es Man müsste mal… Heraus kamen Antworten, die von Wertvorstellungen und Nächstenliebe zeugen: Bäume gießen. Menschen besuchen. Nicht mehr streiten. Einander besser zuhören.

Glücklicherweise hat der Kirchenkreis den Wert dieser starken Jugendarbeit erkannt und einen Diakon eingestellt, der sich um deren Weiterführung kümmert – jetzt, wo Beatrix Spreng in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist.

Im vergangenen Jahr fragte ich sie, ob sie es wohl wirklich schaffen werde, sich aus all dem herauszuziehen. Sie wusste es selbst nicht. Sie hatte das Gefühl, sie müsse sich innerlich mal leeren. Raum für Neues schaffen. Mal nichts tun. Nicht um die Finanzierung für Ihr Projekt betteln gehen, sich keine Sorgen um die Finanzierung des Baus der Schinkelkirche in Joachimsthal machen. Sie wollte eigentlich mal so richtig verreisen, alle Bekannten, die in der Welt verstreut sind, besuchen – in Indien, den USA und Europa. Die Pandemie hat das bisher verhindert, aber sie wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch das hinnehmen und das Beste daraus machen würde. Mich ich innerlich leeren, das kann ich auch zu Hause, sagt sie überzeugt.

Überhaupt gibt es so viel zu tun: Klavier spielen, nähen, lesen, Sprachen lernen. Und natürlich möchte sie weiter für die Menschen da sein. Zu tief sitzt das Gefühl, gegenüber den Menschen in ihrer Not eine Verantwortung zu haben. So ist sie in den Heimatverein ihres Dorfes eingetreten, um im Austausch mit ihren Mitmenschen zu bleiben. Und seit ein paar Wochen ist sie in der Härtefallkommission des Berliner Senats.

Zugleich steht sie ihrem Mann zur Seite, der als Lehrer eigentlich ebenfalls bereits im Ruhestand ist, sich aber als Geschäftsführer noch weiter für seine Kreuzberger Musikalische Aktion engagiert. Beiden wohnt inne, dass sie ihre Jugendlichen nicht einfach im Stich lassen wollen. Deshalb ist sie nach wie vor für BAFF im Einsatz und hilft, dessen Finanzierung weiter zu sichern – auch wenn ihre Nachfolger das Projekt ganz wunderbar weiterführen und es auch die Stadt tatkräftig unterstützt.

Ein weiteres – diesmal internationales – Projekt, das Brücken schlägt und Gemeinschaft schafft und somit zu Frieden und Freiheit in der Welt beiträgt: ein Haus in Kroatien, das die. Kreuzberger Musikalische Aktion vor über 20 Jahren gekauft hat und wo sich seitdem Jugendliche aus Joachimsthal und Kreuzberg und zukünftig auch aus anderen Orten treffen und gemeinsam die Ferien verbringen. Das Haus muss nun ausgebaut werden. Auch da mischt Beatrix Spreng aktiv mit.

So können wir sicher sein: Beatrix Spreng wird wohl erstmal nicht wirklich zur Ruhe kommen, sondern weiter Brücken schlagen zwischen Menschen, die meinen, nichts miteinander gemein zu haben, und sich deshalb anfeinden. Sie wird auch weiterhin den Menschen, die sie umgeben, zuhören und für andere da sein. Denn jeder Mensch ist es wert, gesehen zu werden.

So bin ich sehr froh und dankbar, dass auch sie, der Mensch Beatrix Spreng, gesehen wurde und ihre Arbeit in den vergangenen Jahren die Wertschätzung erfahren hat, die sie verdient. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, und immer wieder – und das ist ihr fast noch wichtiger – kommen Menschen aus ihrer Gemeinde zu ihr und sagen: Alles, was ich jetzt kann und bin, habe ich Dir zu verdanken.

So erhält sie heute Abend eine weitere Auszeichnung, den Brandenburger Freiheitspreis, und ich sage aus voller Überzeugung und tiefstem Herzen: Den haben Sie mehr als verdient, liebe Frau Spreng! Wir alle sind Ihnen zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet für das, was Sie für unsere Jugend und unser aller Mitmenschen getan haben. Sie haben einen großen Beitrag dazu geleistet, unsere Demokratie in einer Umgebung zu schützen, in der sie ernsthaft in Gefahr war. Sie haben somit einen ebenso großen Beitrag dazu geleistet, dass die Menschen in dieser Umgebung nun freiheitlich leben können. Dass sie frei entscheiden können, wie sie leben wollen und welche Meinung sie vertreten, ohne Angst haben zu müssen, dafür angefeindet und bedroht zu werden.

Wir dürfen Freiheit nicht für selbstverständlich nehmen. Sie tun das nicht und haben es nie getan. Der Brandenburger Freiheitspreis ist der Preis für die Freiheit, die Sie Ihren Mitmenschen ermöglicht haben – seit 27 Jahren, jeden Tag aufs Neue.

Dafür danke ich Ihnen von Herzen und freue mich, dass Ihnen dieser Preis nun überreicht wird. Herzlichen Glückwunsch!

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier