NDR-Radiogottesdienst zum 70-jährigen Jubiläum des Müttergenesungswerkes

Schwerpunktthema: Bericht

25. April 2021

Elke Büdenbender hat am 25. April zum 70-jährigen Jubiläum des Müttergenesungswerkes als dessen Schirmherrin gemeinsam mit Bischöfin Kirsten Fehrs einen NDR-Radiogottesdienst gehalten.

Elke Büdenbender

Elke Büdenbender hat am 25. April zum 70-jährigen Jubiläum des Müttergenesungswerkes als dessen Schirmherrin gemeinsam mit Bischöfin Kirsten Fehrs einen NDR-Radiogottesdienst gehalten.

Seit über 70 Jahren setzt sich das Müttergenesungswerk für die Gesundheit von Müttern – und inzwischen auch von Vätern – ein. Seit seiner Gründung steht es stets unter der Schirmherrschaft der Frau des Bundespräsidenten.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Auch Alltagsengel brauchen neuen Schwung. Das war der Titel der Spendenkampagne zum Muttertag im Jahre 2019. Mütter sind Alltagsengel, sie sind – das sagte die Gründerin des Müttergenesungswerkes Elly Heuss-Knapp vor 71 Jahren – die Seele der Familie. Sie sind immer da, sie hören zu, sie trösten bei Kummer, sie packen an, planen, organisieren, machen, tun. Das ist auch heute in den meisten Familien noch so.

Aber zum Glück werden es zunehmend auch mehr Väter, die die Rolle des Alltagsengels übernehmen. Ebenso steigend ist die Zahl der pflegenden Angehörigen.

Obwohl Engel ja eigentlich Flügel haben, mit denen sie wenigstens ab und zu an einen Ort der Ruhe und Hoffnung fliegen könnten, schaffen sie es oft nicht allein. Zu groß ist das Gefühl der Verpflichtung, die Sorge, dass es ohne sie im Alltag nicht geht. Da bedarf es der Unterstützung von außen.

Leider ist es so, dass die meisten Mütter, Väter und pflegenden Angehörigen sich viel zu spät diese Hilfe holen. Zu groß ist immer noch die Sorge, als schwach zu gelten – als undankbar und unfähig, die Familienarbeit, die doch eine Arbeit aus Liebe ist, zu meistern und zu schätzen.

Aber machen wir uns nichts vor: Bei aller Liebe zu unseren Kindern – und diese Liebe ist unendlich groß! – ist doch das, was Mütter leisten, eine große Herausforderung. Kinderbetreuung, Haushalt, Schulaufgaben, die Familienorganisation und vielfach die eigene Berufstätigkeit, oft in Vollzeit. Alles soll perfekt sein. Die Erwartungen sind ungeheuer hoch – und werden oft geschürt von außen.

Auch Väter und pflegende Angehörige sehen sich großem Druck gegenüber, auf allen Ebenen gut zu funktionieren, und doch denke ich, stehen Mütter noch mehr im Fokus.

Liebe Frau Bischöfin, Sie sagten: Wer erfährt, dass er aufgefangen wird, wenn er nicht mehr kann, kann Vertrauen fassen. Da stimme ich Ihnen zu. Aber wir als Gesellschaft haben auch die Verpflichtung, die Mütter, Väter und pflegenden Angehörigen zu ermutigen, sich fallen und auffangen zu lassen. Und das können wir nur, wenn wir ihnen deutlich zeigen: Es ist in Ordnung zu sagen stopp, bis hierhin und nicht weiter; ich kann nicht mehr. Wir müssen zeigen, dass wir wertschätzen, was sie leisten.

Kinder sind unsere Zukunft. Und Mütter wie auch Väter, die sich mit voller Kraft um diese kümmern – aber auch achtsam mit sich selbst sind –, bauen damit das Fundament der Gesellschaft von morgen.

In der Zeit der Corona-Pandemie sind die Familien und ihre alltäglichen Belastungen mehr denn je ins Licht der Öffentlichkeit gelangt. Ich wünsche mir, dass das auch nach der Pandemie so bleibt – dass wir die familiäre Sorgearbeit anerkennen und das, was Mütter und auch Väter in dieser Zeit noch einmal mehr geleistet haben. Unsere Mütter, unsere Familien brauchen Auszeiten. Jetzt vielleicht mehr denn je.

Deshalb ist die Arbeit des Müttergenesungswerkes auch nach 71 Jahren noch genauso wichtig. Gleichzeitig ist dessen Arbeit so erschwert wie nie zuvor. Aufgrund der Pandemie müssen alle Menschen, die in der Müttergenesung arbeiten, kämpfen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Beratungsstellen können nur sehr eingeschränkt arbeiten, und Kliniken kämpfen buchstäblich ums Überleben. Zu groß waren die finanziellen Einbußen im vergangenen Jahr.

Dabei steigt der Bedarf an Kurmaßnahmen durch die Corona-Krise mit Sicherheit noch. So ist es nun wichtig, die Kliniken zu unterstützen. Hier wünsche ich mir ein deutliches Zeichen aus dem politischen Raum.

Das Motto der Spendenkampagne, die anlässlich des 70-jährigen Jubiläums ins Leben gerufen wurde, heißt #gemeinsamstark. Wir müssen jetzt gemeinsam stark sein mit unseren Familien für unsere Familien.

Das heißt auch: Wir müssen uns gemeinsam stark machen für die Stiftung, die sich seit 71 Jahren verlässlich für unsere Mütter und damit unsere Familien einsetzt.

Billig ist der Weg zur inneren Ruhe niemals zu haben, weder für den, der ihn geht, noch für den, der darauf führen will. Das hat Elly Heuss-Knapp gesagt. Nein, billig ist der Weg nicht, aber er sollte es uns wert sein – für unsere Familien.

Daher bitte ich Sie als Schirmherrin und im Namen meiner Vorgängerin Elly Heuss-Knapp: Unterstützen Sie das Müttergenesungswerk – egal in welcher Form und in welcher Größenordnung. Machen Sie sich mit mir gemeinsam stark für unsere Alltagsengel, denen wir so viel zu verdanken haben.