Elke Büdenbender hat am 9. März an der 3. Fachtagung der Initiative Klischeefrei teilgenommen. Die Online-Konferenz stand unter dem Motto Tschüss Klischees, hallo Talente!
. Jugendliche tauschten sich mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik, der Bildungsinstitutionen und der Wirtschaft über Chancen und Hürden auf dem Weg zu einer Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees aus.
Als Schirmherrin begrüßte Elke Büdenbender zu Beginn die rund 850 Teilnehmenden, die junge Menschen in ganz verschiedenen Arbeitskontexten begleiten und auf dem Weg zu einer klischeefreien Berufs- und Studienwahl unterstützen. Gerade jetzt sei der enge Austausch mit den jungen Menschen wichtig, aber in Pandemiezeiten auch mit besonderen Herausforderungen verbunden.
Ansprache von Elke Büdenbender:
Auf unsere immer lebhaften und guten Diskussionsrunden im Rahmen der Klischeefrei Fachtagung habe ich mich schon wieder gefreut, als die letzte gerade erst vorbei war. Dieses Mal mussten wir uns pandemiebedingt länger in Vorfreude gedulden – ein Zusammentreffen war im vergangenen Frühjahr einfach nicht möglich. Wie schön, dass wir uns nun hybrid begegnen können, also in ganz kleiner Runde hier in Berlin und in sehr großer Runde im Livestream.
Corona lässt nicht nur liebgewonnene Veranstaltungen ausfallen, sondern die Pandemie ist vor allem für Kinder und Jugendliche eine besonders schwere Zeit. Der Lockdown macht ihnen in vieler Hinsicht zu schaffen: kein Lernen und keine persönlichen Begegnungen im Klassenzimmer oder auf dem Schulhof, kein gemeinsames Trainieren im Sportverein. Und nicht jedes Kind hat das Glück, ein eigenes Zimmer zu Hause zu haben oder gar einen eigenen Computer oder ein Tablet. An ihnen rast die Zeit noch schneller vorbei als an uns Erwachsenen.
Sie sind eine ausgebremste Generation, aber keine verlorene Generation – denn sie werden gebraucht, wenn es um die Zukunft geht! Viele Ausbildungsbetriebe und künftige Arbeitsgeber sind zwar jetzt im Lockdown, aber danach schon bald wieder mit Fachkräftemangel konfrontiert. Umso wichtiger ist es als, dass Jugendliche alle ihre Talente nutzen – sie werden alle gebraucht!
Inzwischen fühlt es sich an wie ein Treffen unter alten Bekannten. Und unser Bekanntenkreis wird immer größer; wir sind auf dem besten Weg, die Marke von 350 Partnerinnen und Partnern zu knacken. Herzlichen Dank an Herrn Diaz und sein Team in der Klischeefrei Servicestelle: Auch in diesen heraufordernden Zeiten, die menschliche Kontakte und Orte der Begegnung stark einschränken, ist das Wachstum unseres Netzwerkes vor allem auch Ihr Verdienst! Um Sie als Ihre Schirmherrin tatkräftig zu unterstützen, höre ich nicht auf, meine Gegenüber immer mal wieder zu fragen, ob sie die Initiative kennen und bereits Mitglied sind. Das sollten Sie alle auch unbedingt tun!
Unser Netzwerk ist so vielfältig, wie unsere Gesellschaft – dies spiegeln unsere Partnerorganisationen aus ganz unterschiedlichen Bereichen wieder: große Unternehmen und kleine Betriebe, Kindertagesstätten oder Bundesländer als Ganzes, Online-Plattformen, Sportverbände und viele mehr. Bei uns darf jede und jeder mitmachen. Das Ziel ist der Kampf gegen Geschlechterklischees bei der Berufswahl.
Auch unsere unterschiedlichen Zielgruppen stehen für diesen breiten Ansatz: Über die frühe Bildung und die Schulen setzen wir bereits ganz am Anfang an, im Bereich der Hochschulen, der Berufsberatung und von Unternehmen und anderen potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in der Phase der Orientierung. Und wir haben auch den Bereich der Vorbilder im Blick – vor allem die Eltern.
Dreh- und Angelpunkt aber sind Kinder und Jugendliche. Und so ist es an der Zeit, dass das Motto sich in diesem Jahr um sie dreht. Ausgangspunkt all unserer Debatten und Beiträge dieses Mal sind ihre Lebenswelten. Ohne die Expertise und Perspektive der jungen Menschen können wir gemeinsam nicht erfolgreich sein. Ihre Ideen können auch uns Älteren neue Denkanstöße geben!
Gerade wenn es um das weite Feld der Digitalisierung geht, so sind sie es, die damit aufgewachsen sind. Soziale Medien zu nutzen, Filme und Serien zu streamen sind für sie viel normaler als Briefe schreiben und ein Fernsehprogramm anzuschalten. Natürlich kann man mit Sorge beobachten, dass sogenannte Influencerinnen und Influencer sich inhaltlich auf Wegen traditioneller Rollenmuster bewegen – aber weder junge Frauen noch junge Männer haben Angst, Online-Medien zu nutzen. Für sie ist es Normalität. Eine Gesellschaftsaufgabe ist es, sie dafür mit digitaler und Medienkompetenz frühestmöglich auszustatten. Darüber hinaus sollte diese Kompetenzvermittlung auch klischeefrei erfolgen.
Gerade im Bereich der Digitalisierung korrespondiert das Verhältnis der Beschäftigten jedoch nicht mit dem Geschlechterverhältnis in unserer Gesellschaft. Die Digitalisierung ist zwar im grammatikalischen Sinn weiblich, aber sie muss auch insgesamt weiblicher werden!
Gestern haben der Bundespräsident und ich am Internationalen Frauentag genau zu diesem Thema zu einer Diskussionsveranstaltung mit etablierten und aufstrebenden Expertinnen eingeladen. Die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, um Pfade der Geschlechterklischees zu verlassen, müssen wir jetzt nutzen! Sonst laufen wir Gefahr, Klischees und Vorurteile immer wieder zu reproduzieren. Der MINT-Bereich bietet nicht nur Männern, sondern auch Frauen tolle Berufsperspektiven und Karrierechancen – warum sollte sich die eine Hälfte der Gesellschaft diese entgehen lassen?
Ich freue mich jetzt darauf, welche Gedanken unsere jungen Mitdiskutantinnen und -diskutanten zu dieser Frage gleich im Fishbowl mit uns teilen werden. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wünsche ich eine spannende Fachtagung mit vielen interessanten Eindrücken!