UNICEF-Neujahrsgespräch "Generation Zukunft – Ideen und Initiativen für die Jugend weltweit"

Schwerpunktthema: Bericht

3. März 2020

Elke Büdenbender hat am 3. März als Schirmherrin am UNICEF-Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue teilgenommen. Das Thema war "Generation Zukunft – Ideen und Initiativen für die Jugend weltweit".


Elke Büdenbender hat am 3. März als Schirmherrin am UNICEF-Neujahrsgespräch in Schloss Bellevue teilgenommen. Das Thema war Generation Zukunft – Ideen und Initiativen für die Jugend weltweit.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Was für eine Welt wollen wir unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln hinterlassen?

Wünschen wir uns doch alle eine Welt, in der sie gesund und in einer intakten Umwelt groß werden können. Eine Welt, in der sie ihr Potenzial ausschöpfen, ihre Rechte wahrnehmen und ihre Ziele verwirklichen können. Eine Welt, in der sie ihre Wünsche und Ideen einbringen können.

Wie wir das erreichen, die Antwort darauf steht im Mittelpunkt unseres heutigen Jahresgespräches. Gemeinsam wollen wir uns damit befassen, wie wir eine gesunde, sichere und würdevolle Zukunft für Kinder – gemeinsam mit ihnen – gestalten können. Für mich steht fest: Unsere Zukunft beginnt mit unseren Kindern. Nur wenn wir sie an erste Stelle stellen, kann die Vision einer besseren Zukunft für uns alle Wirklichkeit werden. Denn unsere Kinder sind unsere Zukunft.

Zwar mögen sich viele Menschen machtlos fühlen angesichts der vielen Herausforderungen und Umbrüche auf der Welt. Aber ich finde, dass gerade in einer solchen Zeit Werte wie die Menschenrechte, die Kinderrechte und globale Solidarität wichtige und richtige Orientierung bieten.

Wem nichts zu schwer ist, dem gelingt alles, sagt eine nepalesische Weisheit. Nun, das gilt es zu prüfen. Aber ich freue mich jedenfalls sehr darauf, mich mit Ihnen darüber auszutauschen, wie wir gemeinsam dazu beitragen können, die Zukunftschancen der nachwachsenden Generation, nein: Generationen zu verbessern.

Besonders wichtig ist mir, die Kinder und Jugendlichen selbst an diesen Überlegungen zu beteiligen. Denn die Zukunftsfähigkeit unserer Erde betrifft sie ganz besonders. Ich freue mich deshalb sehr, dass Océane, Victoria, Tosca und viele weitere Jugendliche heute hier sind, um ihre Ideen, Meinungen und Erfahrungen einzubringen.

Erst kürzlich war ich als Schirmherrin von UNICEF Deutschland in Nepal. Ich wollte verstehen, wie UNICEF gemeinsam mit der nepalesischen Regierung und vielen Akteuren aus der Gesellschaft die nachhaltigen Entwicklungsziele ganz konkret erreichen möchte. Dort habe ich gesehen: Positive Veränderungen sind möglich, vor allem, wenn sie bei Kindern und Jugendlichen beginnen.

Und tatsächlich: Das kleine, wunderschöne Land am Himalaya hat trotz erschütternder Armut und der permanenten Bedrohung durch Naturkatastrophen schon bemerkenswerte Fortschritte für Kinder erzielt. So haben zum Beispiel mehr Kinder Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung erhalten. Viel mehr Kinder gehen zur Schule.

In seinem Aktionsplan zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele hat sich das Land große Ziele gesetzt, um Armut und Hunger zu reduzieren und Gleichberechtigung zu fördern. Dahinter steht die Einsicht, dass nur Kinder, die gesund, gebildet und geschützt aufwachsen, die soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung ihres Landes mitgestalten können.

In Nepal bin ich vielen inspirierenden jungen Menschen begegnet, die sich mit viel Mut und Engagement für ein selbstbestimmtes Leben einsetzen: für mehr Bildung, für Chancengleichheit und für mehr Beteiligung. In ihren Schulen, in Jugendclubs und in ihren Gemeinden gehen sie gegen alltägliche Probleme wie Kinderarbeit, frühe Verheiratung und Benachteiligung vor.

Ich konnte mich persönlich davon überzeugen: Hier findet ein Wandel statt. Und die Kinder und Jugendlichen sind die zentralen Akteure dieses Wandels.

So habe ich Mädchen zwischen elf und sechzehn Jahren getroffen, die sich in speziellen Bildungsprogrammen darauf vorbereiten, in die öffentliche Schule zu gehen, nachdem sie diese zuvor verlassen haben oder verlassen mussten, weil Bildung für Mädchen in Nepal immer noch nicht selbstverständlich ist.

Mädchen, die persönliche Ziele für sich entwickeln und hart darauf hinarbeiten, Lehrerinnen, Architektinnen, Buchhalterinnen oder Krankenschwestern zu werden. Mädchen, die sich gegen eine frühe Verheiratung wehren und ihre Eltern dazu auffordern, ihr weniges Geld in die Bildung ihrer Töchter zu stecken statt in ihren Brautpreis. Mädchen, die ihre Eltern und Gemeinden mit klugen Argumenten davon überzeugen, dass sie das Recht auf Bildung haben. Mädchen, die sich nicht entmutigen lassen, sondern gewillt sind, eigene Verantwortung zu übernehmen. Mädchen, die Pionierinnen sind für die Rechte von Kindern und Frauen.

Zu den Momenten in Nepal, die mir sehr nahegegangen sind – und das waren einige –, gehört die Begegnung mit dem Jugendclub von Sripur. Von den jungen Menschen habe ich gelernt, welchen praktischen Beitrag sie selbst leisten, um die Widerstandskraft ihrer Gemeinden zu stärken. Besonders beeindruckt hat mich ihre Kreativität. So stellen sie selbstgebaute Schwimmwesten aus alten Reissäcken und Plastikflaschen her, entwickeln Schutzpläne und treffen konkrete Maßnahmen, um die Bevölkerung besser auf diese Katastrophen vorzubereiten und Gefahren zu verringern.

Diese Begegnungen haben mich tief bewegt. Die Zuversicht der Mädchen und Jungen, ihre Energie und ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sind für mich der Schlüssel für eine bessere Zukunft. Ich bin davon überzeugt: Sie können ihre Ziele erreichen, und wir dürfen nicht müde werden, sie dabei zu unterstützen.

Aus Nepal habe ich zudem mitgebracht, dass wir in Sachen ernsthafter Beteiligung von jungen Leuten in unseren Städten und in der Politik durchaus einiges dazulernen können. Auch hier in Deutschland müssen uns die Anliegen der jungen Menschen und ihr Engagement Ansporn sein.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, unsere Kinder und die folgenden Generationen für die Zukunft zu rüsten, sie zu schützen und ihnen eine intakte Umwelt zu bewahren. Wem nichts zu schwer ist, dem gelingt alles. Auch uns darf nichts zu schwer sein – denn nur dann können uns die Verwirklichung der Kinderrechte und eine nachhaltige Entwicklung gelingen.

Ich bedanke mich und freue mich auf ein spannendes Jahresgespräch.