Preisverleihung IHK-Bildungspreis 2020

Schwerpunktthema: Bericht

10. Februar 2020

Elke Büdenbender hat am 10. Februar an der Preisverleihung des IHK-Bildungspreises 2020 in Berlin teilgenommen. Die jährliche Auszeichnung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und der Otto Wolff Stiftung wird an besonders engagierte Unternehmen im Bereich Aus- und Weiterbildung verliehen, in diesem Jahr ein Robotik-Unternehmen, ein Hotel, eine Consulting-Firma und ein Spanntechnik-Spezialist.

Elke Büdenbender hält eine Ansprache bei der Preisverleihung zum IHK-Bildungspreis 2020 in Berlin

Elke Büdenbender hat am 10. Februar an der Preisverleihung des IHK-Bildungspreises 2020 in Berlin teilgenommen. Die jährliche Auszeichnung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und der Otto Wolff Stiftung wird an besonders engagierte Unternehmen im Bereich Aus- und Weiterbildung verliehen, in diesem Jahr ein Robotik-Unternehmen, ein Hotel, eine Consulting-Firma und ein Spanntechnik-Spezialist.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Ich komme gerade als Schirmherrin von UNICEF Deutschland von einer Projektreise aus Nepal zurück. Dort bin ich vielen inspirierenden jungen Menschen begegnet, die mir ihre ganz persönlichen Geschichten erzählt und mir einen Eindruck von Land und Leuten ermöglicht haben.

So habe ich ein Mädchenbildungsprojekt besucht. Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren erhalten im GATE Programm die Möglichkeit, (wieder) zur Schule zu gehen; sie bereiten sich auf den Besuch in öffentlichen Schulen vor, nachdem sie aus unterschiedlichsten Gründen zuvor die Schule verlassen haben oder verlassen mussten. Im weiterführenden Rupantaran-Programm lernen sie, begleitend zum Schulunterricht, Ziele für sich zu entwickeln, auf die sie hart hinarbeiten.

Und ich habe aber auch ein Projekt gegen Kinderarbeit kennengelernt. Im Maiti-Programm werden Mädchen, die Opfer von Kinderarbeit und Menschenhandel geworden sind und teilweise schlimmste Gewalterfahrungen gemacht haben, beschult; sie leben dort, erhalten eine Ausbildung – teilweise gelingen Berufs- oder Studienabschlüsse. Diese Mädchen haben dort wieder eine Zukunft und entwickeln Ziele.

Bildung auf der einen Seite – erzwungene (Kinder-)Arbeit, bei der es weniger um einen Traumjob, als vielmehr um Ausbeutung geht, auf der anderen.

Die Projektreise stand im Zeichen der Umsetzung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung – den Sustainable Development Goals oder kurz SDG –, zu denen sich die internationale Staatengemeinschaft mit der Agenda 2030 verpflichtet hat.

Die insgesamt 17 SDGs wurden im September 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York verabschiedet. Und sie verpflichten alle: Industrienationen und BRICS-Staaten ebenso wie Entwicklungsländer und Least Developed Countries, zu denen auch Nepal gehört. Die Agenda der SDG ist ehrgeizig: Es geht um so ambitionierte Ziele wie Armut und Hunger zu reduzieren, Gesundheit zu verbessern, Gleichberechtigung herzustellen und unseren Planeten zu bewahren und zu schützen.

Warum erzähle ich Ihnen das? Einmal natürlich, weil ich noch ganz bewegt von den Eindrücken in Nepal bin. Aber auch, weil es zum anderen vor allem um die Gestaltung einer guten und sicheren Zukunft für alle Menschen geht – auf der ganzen Welt, aber auch hier bei uns. Es geht um die ganz großen Themen. Und es geht darum, dass die Zukunft gemeinsam gestaltet wird: von Frauen und Männern. Und auch von Jung und Alt. Damit unsere Kinder und auch die folgenden Generationen gut für künftige Herausforderungen gerüstet sind und motiviert, statt ängstlich in die Zukunft blicken zu können. Es ist unsere Aufgabe, sie bestmöglich auszustatten. Auszustatten mit einer guten Bildung, die sie auch dazu befähigt, sich einzubringen und mitzugestalten!

Das Thema Bildung spielt in allen SDGs eine wichtige Rolle und findet im globalen Nachhaltigkeitsziel Nr. 4 sogar ungeteilte Aufmerksamkeit:
Bis zum Jahr 2030 ist für alle Menschen eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherzustellen. Der Internationale Tag der Bildung am 24. Januar erinnert jedes Jahr an dieses Ziel.

Die Frage, was nach der Schule kommt, stellen sich weltweit alle jungen Menschen, die das Glück haben, eine schulische Bildung zu erhalten. In vielen Ländern schließen daran Ausbildung oder Studium an, in anderen folgt der Sprung ins kalte Wasser des Arbeitsmarktes, ohne wirklich darauf vorbereitet zu sein.

So wie die Kinder und Jugendlichen in Nepal Zukunftsträume haben, haben dies auch unsere jungen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Im Austausch zwischen Jung und Alt kann Althergebrachtes dabei plötzlich als uncool oder old school gelten. In den Medien und sozialen Medien genauso wie bei Gesprächen im Freundeskreis oder mit den Eltern oder Lehrern geht es in puncto Traumberuf um Schlagworte wie Work-Life-Balance, Digital Nomads und Arbeitsnomaden oder Remote Working. Und es geht dabei immer auch um ein Einkommen, das den gewohnten, gewünschten oder erträumten Lebensstil finanziert.

Ein Geheimrezept gibt es genauso wenig wie einen sicheren Weg zum persönlichen Glück. Aber wir haben in unserem Bildungssystem viele Möglichkeiten, die den Schulabsolventinnen und -absolventen eine gute und solide Basis dafür geben. Ich wünsche mir, dass wir uns diese Vielfalt nicht vorschnell kaputt machen, weil Ausbildungsberufe als old school oder gar perspektivlos abgetan werden.

Je nach individuellen Talenten und Interessen ist für die eine vielleicht der Weg des Studiums, für den anderen eine Ausbildung die richtige Wahl. Denn die Talente sind so zahlreich, wie wir junge Menschen in Deutschland haben – manchen liegt der theoretische Fokus an den Universitäten, andere schaffen lieber etwas Konkretes. Aber – und das ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit – beide Wege können am Ende zu einem guten Arbeitsplatz und einer sicheren Zukunft führen!

In Zeiten – und in einem Land –, in denen jungen Menschen im Prinzip alle Möglichkeiten offenstehen, ist es allerdings nicht automatisch auch einfacher, eine selbstbestimmte Lebensentscheidung zu treffen. Die Träume und Angebote sind ebenso groß wie der Druck, der auf ihnen lastet, es richtig zu machen.

Verständlich, dass manche nach der Schulzeit und bestandenen Abschlussprüfungen erstmal vom reinen Lernen nichts mehr wissen wollen, reisen oder sich sozial im In- oder Ausland engagieren. Sie tun dies natürlich in der Hoffnung, eine Antwort zu finden. Auch dies ist Teil eines Lebensstils, wenn man so will. Deutsche Provinz gegen die weite Welt, um es zuzuspitzen. Wie und was kann vor diesem Hintergrund dafürsprechen, den vermeintlich traditionellen Weg einer Ausbildung zu gehen?

Ich finde, es spricht ganz vieles dafür! Zuerst die hohe Qualität und die Vielfalt von beruflicher, dualer Ausbildung. Und dann blicke ich hier in ein Meer von hochmotivierten Ausbilderinnen und Ausbildern, Prüferinnen und Prüfern, die sich kümmern, die die jungen Menschen auch an die Hand nehmen und durch die Zeit der Ausbildung begleiten. Ihre Arbeit und Ihr Engagement sind von unschätzbarem Wert. Herzlichen Dank!

Und vor allem Sie, liebe Auszubildende, sind als Rollenvorbilder das größte Pfund! Und – das wissen leider viel zu wenige – schließen sich Auslandserfahrung, also die sogenannte weite Welt und eine Ausbildung auch überhaupt nicht aus. Denn so, wie es für Studierende Austauschprogramme gibt, gibt es diese auch für Auszubildende.

Mit meinem Mann habe ich Ausbildungsbetriebe und Azubis in Potsdam mit Europapässen ausgezeichnet, die den Mehrwert von Austauschprogrammen für alle Seiten längst erkannt haben. Und zusammen mit dem Bundeswirtschaftsminister, dem Handwerk und dem DIHK habe ich an einer Veranstaltung zu Ausbildung ohne Grenzen teilgenommen, eine Initiative, die über Erasmus+ Auslandsaufenthalte von Auszubildenden unterstützt.

Leider gab es dies noch nicht, als ich meine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht habe. Aber von dem, was mir meine Ausbilderinnen und Ausbilder mit auf meinen Lebensweg gegeben haben, habe ich später im Jurastudium profitiert und schließlich auch als Richterin. Manchmal ist es mehr als hilfreich, wenn man nicht nur in Lehrbüchern und Paragrafen über einen Wechsel liest, sondern auch weiß, was das in der Praxis eigentlich ist. Und heute kann ich voller Überzeugung sagen: Ja, meine Ausbildung hat mich gut für die Zukunft gerüstet.

Liebe Auszubildende, ich wünsche mir, dass Sie dies später auch sagen können und dabei, genau wie ich, mit einem Lächeln an Ihre Ausbildungszeit und alle die Menschen zurückdenken. Und ich wünsche mir, dass Sie als Rollenvorbilder – oder sagen wir Influencerinnen und Influencer der Beruflichen Bildung – denen eine Orientierung sind, die noch zweifeln!

Liebe Ausbilderinnen und Ausbilder, liebe Prüferinnen und Prüfer, machen Sie weiter so, damit die jungen Menschen Sie in guter Erinnerung behalten und unsere Gesellschaft sie bei Ihnen weiterhin in guten Händen weiß!

Auch wenn es für mich heute Abend ausschließlich Gewinnerinnen und Gewinner gibt, so bin ich nun mindestens so aufgeregt wie alle Nominierten und fiebere der Preisverleihung entgegen.

Herzlichen Dank für die Einladung zum IHK-Bildungspreis 2020, über die ich mich sehr gefreut habe. Und auf einen wunderschönen Abend!

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier