Neujahrsempfang für die Partner der in Deutschland akkreditierten Diplomaten sowie für die Vertreter der von Elke Büdenbender unterstützten Organisationen

Schwerpunktthema: Bericht

16. Januar 2020

Elke Büdenbender hat am 16. Januar die Partnerinnen und Partner der in Deutschland akkreditierten Diplomatinnen und Diplomaten und die Vertreterinnen und Vertreter der von ihr unterstützten Organisationen und Initiativen zum traditionellen Neujahrsempfang in Schloss Bellevue eingeladen.


Elke Büdenbender hat am 16. Januar die Partnerinnen und Partner der in Deutschland akkreditierten Diplomatinnen und Diplomaten und die Vertreterinnen und Vertreter der von ihr unterstützten Organisationen und Initiativen zum traditionellen Neujahrsempfang in Schloss Bellevue eingeladen.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Nicht die Welt macht diese Menschen, sondern diese Menschen machen die Welt.

Als ich im Dezember an meinem Schreibtisch saß und meine Weihnachtsgrüße schrieb, hatte ich dieses Zitat immer und immer wieder vor Augen. Und vielen von Ihnen kommt es nun sicher auch bekannt vor. Sie hatten es in Ihrer Weihnachtspost. Dieses starke Zitat der Aphoristikerin Elfriede Hablé ist mehr als ein bloßer Aphorismus. In dem Satz steckt eine Aufforderung, die Mut macht.

Times have changed. […] The world has gone mad today heißt es in dem Lied Anything Goes von Cole Porter. Auch wenn der Liedtext natürlich als Stück einer Musikkomödie mit einem schmunzelnden Auge des Geistes früherer Zeiten auf verschiedene solcher Gestaltungsmöglichkeiten eingeht, so zeigt er uns aber auch: Nicht die Welt macht diese Menschen, sondern diese Menschen machen die Welt. Wir können und sollen sie mitgestalten! Liebe Musikerinnen und Musiker der Hochschule für Musik Detmold, herzlichen Dank für diesen großartigen Auftritt.

Meine lieben Damen und Herren, Sie alle sind Menschen, die sich auf beeindruckende Weise einbringen und unsere Welt mitgestalten. Und ich freue mich sehr, dass ich Sie nun bereits zum dritten Mal zu meinem Neujahrsempfang hier in Schloss Bellevue willkommen heißen darf.

Es liegt ein reich gefülltes Jahr hinter uns. Ein Jahr mit vielen schönen, traurigen, aufregenden, verstörenden, aufwühlenden, erschütternden, aber auch spannenden, überraschenden oder heiteren Momenten. Und Sie alle, meine lieben Gäste, waren Teil meiner Momente und haben diese unglaublich bereichert!

Für mich steht das Jahr 2019 unter dem Motto das Jahr der Frauen! Und so konnte es keinen geeigneteren Start in das Jahr geben als die Würdigung von 100 Jahren Frauenwahlrecht. Der Veranstaltung folgten weitere. Denn mir war es ein wichtiges Anliegen, neben all den Männern auch die Frauen der Geschichte in Erinnerung zu rufen, beispielsweise Louise Ebert, Elly Heuss-Knapp, Hilda Heinemann, Wilhelmine Lübke. Starke Frauen und Demokratinnen, die auch heute noch eine Quelle der Inspiration für das Meistern von Herausforderungen sein können.

Zwar ist der Weg für uns Frauen in Alltag und Beruf heute weniger holprig als vor 100 oder 70 Jahren. Aber trotzdem gibt es noch viel zu tun. Und ohne die verschiedenen fest in unserer Gesellschaft etablierten Frauenvereinigungen und ihre gewichtige Stimme wären wir sicher noch nicht so weit. Deshalb bin ich den Bitten nach Grußworten zu ihren Jubiläen gern nachgekommen.

Wir Frauen können alles, was Männer auch können. Wir gehen die Dinge nur manchmal anders an, um ans Ziel zu gelangen. Sehr geehrte Damen und Herren, Sie setzen sich bei Ihrer Arbeit und durch Ihr Engagement dafür ein, dass dies bereits für Mädchen und Jungen ganz selbstverständlich ist. Sie machen die jungen Menschen selbstbewusst, fördern ihre Stärken und blicken nicht auf ihre Schwächen. Sie sind Chancengeber und lassen niemanden zurück. Sie kümmern sich auch um die Eltern. Und Sie haben kein geringeres Ziel als den Abbau von Geschlechterklischees. An dieser Stelle gestatten Sie der Schirmherrin von Herzen ein großes Dankeschön an UNICEF, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, die Initiative Klischeefrei, Teach First und das Müttergenesungswerk. Sie alle leisten Großartiges! Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung dies nunmehr unermüdlich seit 25 Jahren macht und wir letzten Sommer ein rauschendes Jubiläumsfest hier im Schlosspark feiern konnten. Das Müttergenesungswerk wird in diesem Jahr sogar sein 70-jähriges Bestehen begehen – Menschen sind da gewöhnlich im Ruhestand, Sie werden stattdessen weiterhin so viel Gutes für Eltern und nunmehr auch pflegende Angehörige tun. Ihnen allen herzlichen Dank!

Und ich möchte DIANINO nicht vergessen, wo mit ehrenamtlichen Fachkräften Familien mit diabeteskranken Kindern die so notwendige Unterstützung und Hilfe bekommen, um in einen neuen herausfordernden Alltag zu finden – vielen Dank dafür.

Manche von Ihnen wissen es bereits: Eine meiner Leidenschaften ist es, Menschen und Initiativen miteinander zu vernetzen. Und deshalb möchte ich Ihnen gern von einigen der eingangs erwähnten Momente meines vergangenen Jahres erzählen. Vielleicht entdecken Sie ja auf diese Weise neue Möglichkeiten, sich zu vernetzen und zu engagieren. Heute wäre eine gute Gelegenheit dafür.

Neben diesem Neujahrsempfang gibt es eine weitere schöne Tradition gleich zu Jahresbeginn: das UNICEF-Jahresgespräch. Und ebenso schließt UNICEF mein Kalenderjahr mit dem jährlich ausgezeichneten Foto des Jahres. Die Bilder sprechen immer wieder für sich. In die Freude der Gewinner mischt sich durch die porträtierten Geschichten junger Menschen stets emotionale Ergriffenheit. Aber es ist wichtig und gut, dass die Schicksale und Geschichten auf diese Weise erzählt und nicht verschwiegen werden. Einen Beitrag dazu, die Geschichten junger Menschen und von der tollen Arbeit von UNICEF zu erzählen, möchte ich Anfang Februar durch eine Projektreise nach Nepal leisten. Der Fokus liegt dabei auf den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung, und ich freue mich schon auf die vielen neuen inspirierenden Begegnungen und Geschichten vor Ort.

Vor allem über die Erfolgsgeschichten von Frauen in den sogenannten MINT-Bereichen berichte ich gern. Die Behauptung Frauen können kein Mathe stimmt einfach nicht! Dies beweisen zum Beispiel die Saxonia Women Awards, die seit fast zehn Jahren in Dresden verliehen werden. Die Preisträgerinnen sind Rollenvorbilder, die junge Frauen auf diese Weise für die Informatik begeistern wollen. Noch früher im Lebenslauf setzt die Hacker School an. Und ich finde es großartig, dass es nun auch eine Girls‘ Hacker School gibt. Jungen und Mädchen lernen, dass Programmieren kein Hexenwerk ist. Die Hacker School nimmt ihnen die Berührungsängste.

Beides sind wichtige Projekte, die Einfluss auf das Selbstbewusstsein und den weiteren Ausbildungsweg junger Menschen haben. Ich verstehe mich inoffiziell als Botschafterin der beruflichen Bildung, denn sie bietet unseren jungen Menschen so viele Chancen für ein gutes Leben. Die immer weiter fortschreitende Digitalisierung verändert auch die Ausbildungsinhalte. Ich weiß, dass dies bei den Akteurinnen und Akteuren im Ausbildungsbereich längst kein Geheimnis mehr ist. Bei meinen Besuchen von Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen ist dies immer wieder Thema und oft fester Bestandteil im Ausbildungsalltag. Herzlichen Dank an dieser Stelle dem Deutschen Handwerk, das mir diese Termine stets ermöglicht.

Offiziell war ich in den letzten Jahren Deutschlands nationale Botschafterin der Vocational Skills Week der EU-Kommission. Letztes Jahr fand sie in Helsinki statt. Dort habe ich bereits gefordert, dass wir Frauen die Digitalisierung nicht den Männern überlassen dürfen. Dieses Jahr wird die Vocational Skills Week im November hier in Berlin stattfinden und den Fokus auf das Thema exzellente Berufsbildung in Zeiten des digitalen Wandels richten.

Dies ist nur ein Projekt in diesem Bereich. Ich verspreche Ihnen, das Thema Frauen und Digitalisierung weiterzuverfolgen, und würde mich freuen, Sie dabei an meiner Seite zu wissen.

Der offizielle Teil meines Empfangs begann mit dem Lied Anything Goes. Und er wird gleich mit einem Lied enden: Ich hab noch einen Koffer in Berlin.

Meine lieben ehrenamtlichen Botschafterinnen und Botschafter aus aller Welt, ich könnte mir vorstellen, der Text über einen Koffer mit persönlichen Dingen, der an einem Sehnsuchtsort steht und uns immer wieder dorthin zurückkehren lässt, kommt Ihnen sehr bekannt vor. Ich finde es bewundernswert, wie Sie sich immer wieder aufs Neue in einem anfangs fremden Gastland einleben, aber auch immer wieder aufs Neue Brücken bauen zwischen Ländern und Menschen! Sie bringen anderen Ihre Kultur näher und tragen die Kultur Ihres Gastlandes in die Welt. Gern denke ich an diverse Konzerte im letzten Jahr zurück, zu denen Sie mich eingeladen haben. Es war mir eine Ehre, Ihr Gast zu sein.

Herzlichen Dank, dass Sie heute gekommen sind. Lassen Sie uns unsere Welt weiter gemeinsam gestalten – im Kleinen wie im Großen, in Deutschland und auch über Grenzen hinaus. Würdigen wir all die Dinge, die gut laufen, und unterstützen wir, wo es Herausforderungen gibt.

Lassen Sie uns damit jetzt gleich beginnen. Ich freue mich auf die Gespräche mit Ihnen, sobald der Koffer in Berlin besungen ist. Und bitte sprechen Sie auch miteinander, lernen Sie einander kennen und vernetzen Sie sich untereinander!

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier