Zukunftstag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung

Schwerpunktthema: Bericht

3. Juli 2018

Elke Büdenbender hat am 3. Juli den Zukunftstag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung mit einer Rede in Schloss Bellevue eröffnet.


Elke Büdenbender hat am 3. Juli den Zukunftstag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) mit einer Rede eröffnet, zu dem sie gemeinsam mit der Stiftung aus Anlass ihres 25-jährigen Jubiläums im kommenden Jahr ins Schloss Bellevue eingeladen hatte. Der Zukunftstag drehte sich um die Frage, welche Kompetenzen Kinder, die 2019 geboren werden, in 25 Jahren – also im Jahr 2044 – benötigen werden und wie wir sie als Gesellschaft darauf am besten vorbereiten können.

Digitalisierung, Urbanisierung, New Work oder Nachhaltigkeit – das sind nur einige von vielen Megatrends, die die Diskurse um unsere Zukunft bestimmen. Fünf Expertinnen und Experten gaben mit ihren Impulsvorträgen einen Einblick in ihr jeweiliges Arbeitsgebiet und diskutierten anschließend darüber, wie wir die nachfolgenden Generationen bestmöglich auf das Morgen vorbereiten können.

Ansprache von Elke Büdenbender:

Änderungen vorbehalten. Es gilt das gesprochene Wort.

Ich heiße Sie alle herzlich willkommen zum Zukunftstag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Im kommenden Jahr wird die Stiftung 25 Jahre alt. Sie arbeitet hoch professionell und mit großem Einsatz, aber auch mit der Erfahrung eines Vierteljahrhunderts für Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe für und von Kindern und Jugendlichen. Aber sie hat sich auch den Überschwang der Anfangsjahre bewahrt.

In der Literatur wird die Sturm- und Drangzeit als die sogenannte Geniephase bezeichnet. Goethe meint, um Ein dramatisches Werk zu verfassen, … gehöre Genie dazu. Am Ende soll die Empfindung, in der Mitte die Vernunft, am Anfang der Verstand vorwalten und alles gleichmäßig durch eine lebhaft-klare Einbildungskraft vorgetragen werden. Wir wollen kein dramatisches Werk verfassen, aber die positiven Elemente aus dieser Geniephase können schon nützlich sein, wenn wir uns mit der Frage befassen, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Ein neuer Blick, das Verwerfen von Regeln, der Fokus auf die Entwicklung der Persönlichkeit mit allen Facetten von Gefühl und Verstand, Empfindungsvermögen und Rationalität.

Nun kann man der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung einen großen Drang zum Weiterdenken, Vorausschauen und Zukunft-Machen wirklich nicht absprechen. Sie schreitet mutig, manchmal auch stürmisch voran und nimmt dabei die Gesellschaft mit und ist gleichzeitig fest verankert im Hier und Jetzt.

Deshalb läutet die DKJS ihr Jubiläum mit der Zukunftsinitiative 25next ein und fragt: Was müssen wir heute tun, damit die Kinder, die 2019 geboren werden, 2044, also mit 25 Jahren, bestmöglich auf das Leben vorbereitet sind? In 25 Jahren stehen sie voll im beruflichen, politischen und gesellschaftlichen Leben.

Aber wie sollen wir unsere Kinder auf eine Zukunft vorbereiten, die wir selbst gar nicht kennen?

Wie können wir als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsam mit Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, die richtigen Bildungsprojekte entwickeln für eine Welt, die sich so radikal verändert wie noch nie?

Welche Fähigkeiten müssen unsere Kinder erwerben, um gestärkt in eine ungewisse Zukunft zu gehen?

Man soll sich vor Pauschalisierungen hüten, aber ich denke, ich darf behaupten, dass sich unsere Gesellschaft derzeit in großer Unsicherheit bewegt. Ob gefühlt oder nachweislich, das sei erstmal dahingestellt.

Es ist eine Zeit der Unsicherheit – die Veränderungen in unserer Welt bringen unsere Bodenhaftung ins Wanken.

Wir alle erfahren disruptive Entwicklungen wie Digitalisierung und Globalisierung in unserem Alltag. Wir spüren die Veränderungen, die sie hervorrufen, am eigenen Leib. Verunsichernd wirken vor allem die negativ besetzen Entwicklungen wie der immer größer werdende Arbeitsstress, das stetige Wachstum von Armut, die Bevölkerungsexplosion, die Zunahme von Gewalt und Kriegen sowie die immer größer werdende Umweltzerstörung.

Hier haben wir als Stiftungen, als Verwaltung, als Eltern, als Lehrerinnen und Lehrer – als Gesellschaft – eine hohe Verantwortung für die Bildung unserer Kinder.

Auf der Welle der Verunsicherung mit zu schwimmen, an Altbewährtem festzuhalten und sich dem Neuen zu verschließen, kann nicht die Strategie sein, die unsere Kinder auf die Zukunft vorbereitet. Viel zu oft werden die Chancen, die die Zukunft der Menschheit bringt, gar nicht gesehen, sondern wir begegnen diesen mit einem hohen Maß an Skepsis und Misstrauen.

Als ich mich dafür entschieden habe, die Schirmherrschaft für die Deutsche Kinder und Jugendstiftung zu übernehmen, da hat mich besonders der stärkeorientierte Ansatz überzeugt.

Deshalb fand ich auch die Idee dieses Zukunftstages so überzeugend: Die Welt hat sich schon immer weitergedreht und verändert. Aber diese Veränderungen – das spüren wir alle – sind einschneidender als jemals zuvor. Deshalb ist es so wichtig, heute darüber zu reden, um fit für das Morgen zu sein. Denn die Zukunft beginnt jetzt. Unsere Kinder müssen jetzt eine Bildung erfahren dürfen, die sie stark macht, mit einer veränderten Welt gut zurechtzukommen. Und Bildung ist immer eine Wette auf die Zukunft.

Hier mutig zu sein, kreativ und innovativ, ist eine große Chance für uns als Stiftungen. Dabei geht es nicht ums Herumexperimentieren – ein Vorwurf, mit dem schon manche Bildungsreform konfrontiert wurde. Nein, es geht darum, mit wachsamem Blick in Richtung Zukunft zu schauen – nicht durch die rosarote Brille, sondern mit gesundem Realismus, aber auch mit dem Mut, dem Neuen mehr Chancen als Risiken zuzuschreiben.

Und deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir heute fünf Impulse von fünf großartigen Rednern hören werden, die uns mögliche Wege für die Zukunft aufzeigen und uns inspirieren, darüber nachzudenken, ob die Bildungskonzepte von heute unsere Kinder und Jugendlichen wirklich auf dieses Leben vorbereiten und inwiefern wir an dieser Stelle uns für Neues öffnen müssen.

Darüber mit uns, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, nachzudenken, wie wir heute Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche gestalten müssen – dazu lade ich Sie alle ganz herzlich ein.

Ich wünsche Ihnen und uns allen viel Freude und Inspiration beim Eintauchen in und Austauschen über unser aller Zukunft.

Vielen Dank!

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier